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Jaspers, Karl; Fonfara, Dirk [Hrsg.]; Fuchs, Thomas [Hrsg.]; Halfwassen, Jens [Hrsg.]; Schulz, Reinhard [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Hrsg.]; Schwabe AG [Hrsg.]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 3, Band 8,1): Ausgewählte Verlags- und Übersetzerkorrespondenzen — Basel: Schwabe Verlag, 2018

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https://doi.org/10.11588/diglit.69893#0532
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Karl Jaspers - Springer

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Wie ich soeben von Ihrer Sekretärin erfahre, ist die Anforderung des Bespre-
chungsexemplares für die »Philosophische Rundschau« zunächst schon rein formell
recht mysteriös. Es handelt sich um eine Postkarte, deren Text nicht unterschrieben
ist. Sie trägt die Absenderadresse von H. G. Gadamer, Heidelberg, Uferstr. 40, ist aber
mit dem Poststempel Mohr/Tübingen versehen (Verlag der »Philosophischen Rund-
schau«). Es wäre hier also unter allen Umständen zu klären, wer geschrieben hat, wer
das Besprechungsexemplar angefordert hat und auf wessen Veranlassung es angefor-
dert worden ist. Ohne das ist eine Stellungnahme von unserer Seite aus gar nicht mög-
lich. Unsere Rückfrage wäre also an den Verlag Mohr/Tübingen zu richten.
Eine Zeitschrift, in der ich mein Buch961 zur Besprechung gebe, muss sowohl das
Vertrauen hinsichtlich der intellektuellen Qualifikation von Herausgeberschaft und
Schriftleitung wie auch hinsichtlich deren moralischer Qualifikation besitzen. Was
die intellektuelle Qualifikation betrifft, erlaubt die Zeitschrift »Philosophische Rund-
schau« ihrer Art nach als reine Besprechungszeitschrift keine Beurteilung. Umso mehr
Gewicht ist hier auf die moralische Qualifikation zu legen. Ich bedaure sehr, dass die
mir vorliegenden Informationen nicht das Recht zu solchem Vertrauen geben.
Ich kann mir im übrigen auch nichts sachlich Angemessenes erwarten durch
Besprechungen von einer Seite, die alle Energie darein gesetzt hat, das »Studium
Generale« zu liquidieren und mich als Schriftleiter zu vernichten, und dies unter
Einsetzung aller, nur nicht geistig argumentativer, Mittel (übelste Verleumdung, Res-
sentimentverdächtigung, persönliche Pressung des Verlegers, Aufhetzung von Mit-
herausgebern, organisierte Briefkampagnen gegen mich an die Adresse des Verlegers,
noch letzthin juristisches Ultimatum), um mir mindestens die Veröffentlichungs-
möglichkeiten zu nehmen. Herr Gadamer hat sogar die Stirn gehabt, den Anschein
zu [sic!] erwecken zu wollen, als hätte ich ihm eine Habilitationsschrift eingereicht,
die er negativ beurteilt hätte. Er hat es fertig gebracht, sich wegen einer anonymen
Kritik an ihm von meiner Seite in einem »Studium Generale«-Aufsatz zu beschweren
und sich zugleich entschieden dagegen zu verwahren, dass in einer verlangten Ent-
schuldigung sein Name genannt wurde, weil das die Situation noch verschlimmere.
Dass Frau Gadamer-Leckebusch die Universitäten der deutschen Bundesrepublik
reihum bereist hat, um die in Abhängigkeitskreis kollegialer Verbindlichkeit stehen-
den und durch Freund- und Schülerverhältnis (Heideggerschule) verbundenen philo-
sophischen Lehrkräfte gegen mich aufzuwiegeln, erwähne ich nur nebenbei. Ich füge
hinzu, dass, von Seiten der Heidelberger Heideggergruppe in Verbindung mit Köln[,]
eine finanzielle Unterstützung der Veröffentlichung des Umstilisierungsbuches durch
die Deutsche Forschungsgemeinschaft verhindert worden ist. Es ist anzunehmen,
dass Frau Gadamer-Leckebusch mein Buch angefordert hat. Daraus ist bereits ein Miss-
verhältnis der Intention zu entnehmen, das nicht zu Gunsten der moralischen Quali-
fikation von Herausgeberschaft und Schriftleitung ausgelegt werden kann. Wenn die
 
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