Karl Jaspers - Springer
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Sie können solchem Druck natürlich nicht nachgeben. Mir scheint, dass eine neue
Zeitschrift durch Dr. Thiel schwer zu begründen sein wird. Sein Plan wird vermutlich
scheitern, wenn er das Studium generale nicht mitnehmen kann.
Sollte dann seine Arbeit in Ihrem Verlage weitergehen, würden Sie vielleicht im
Laufe der Zeit erwägen - erlauben Sie mir, im Anschluss an unsere Erörterungen vor
Jahren diesen Vorschlag auszusprechen -, ob Sie von sich aus, ohne Druck Dr. Thiels,
sein Monatsgehalt auf DM 2 000.- erhöhen wollen. Objektiv gesehen scheint mir die-
ser Anspruch für seine Arbeitsleistung nicht unberechtigt. Ich glaube nicht, dass man
im Prinzip an dem Gedanken der Halbtagsarbeit von 1945 angesichts der faktischen
Entwicklung heute noch festhalten kann. Doch das schreibe ich natürlich nur Ihnen
und durchaus vertraulich.
Mit herzlichen Grüssen
Ihr sehr ergebener
444 Heinz Götze an Karl Jaspers
Typoskript; DLA, A: Jaspers, auf Briefpapier des Springer-Verlags Berlin - Göttingen - Heidelberg
Beigefügt sind folgende Briefe: M. Thiel an H. Götze, 4. Dezember 1964, und H. Götze an M. Thiel,
10. Dezember 1964.
10.12.1964
Sehr verehrter, lieber Herr Professor Jaspers,
haben Sie sehr herzlichen Dank für Ihren Brief vom 4. Dezember und Ihre dadurch
erwiesene lebhafte Anteilnahme am Schicksal desStudium Generale. Abgesehen
davon, daß Herr Dr. Thiel de facto am Studium Generale nur stundenweise arbeitet
und viele Wochen im Jahr überhaupt auf Reisen oder abwesend ist, würden wir den
Gehaltsvorschlag von DM 2 000.— durchaus diskutieren und hätten ihn vielleicht
schon längst diskutiert, wenn die Zusammenarbeit nicht unter den bekannten Un-
aufrichtigkeiten so gelitten hätte, daß eine vertrauensvolle Zusammenarbeit nicht
mehr möglich ist. Mir ist das vor wenigen Tagen nach einem fast zweistündigen Ge-
spräch mit Herrn Dr. Thiel wieder völlig klar geworden. Ich fürchte, daß die Mißhel-
ligkeiten kein Ende nehmen würden.
Sie wissen, daß ich mich seit längerer Zeit um einen möglichen Nachfolger für
Herrn Dr. Thiel bemühe; ich glaube, jetzt eine geeignete Persönlichkeit gefunden zu
haben, die mir eine prinzipielle Zusage gegeben hat. Es ist Herr Professor Grau, der -
von Hause aus Physiko-Chemiker - durch das große Verständnis seines Chefs Profes-
sor Klaus Schäfer seit Jahren in der Lage ist, einen wesentlichen Teil seiner Zeit philo-
sophischer Arbeit zu widmen. Er hat über Nietzsche und Kierkegaard gearbeitet und
ist auf Empfehlung von Professor Löwith zum Honorarprofessor für Philosophie er-
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Sie können solchem Druck natürlich nicht nachgeben. Mir scheint, dass eine neue
Zeitschrift durch Dr. Thiel schwer zu begründen sein wird. Sein Plan wird vermutlich
scheitern, wenn er das Studium generale nicht mitnehmen kann.
Sollte dann seine Arbeit in Ihrem Verlage weitergehen, würden Sie vielleicht im
Laufe der Zeit erwägen - erlauben Sie mir, im Anschluss an unsere Erörterungen vor
Jahren diesen Vorschlag auszusprechen -, ob Sie von sich aus, ohne Druck Dr. Thiels,
sein Monatsgehalt auf DM 2 000.- erhöhen wollen. Objektiv gesehen scheint mir die-
ser Anspruch für seine Arbeitsleistung nicht unberechtigt. Ich glaube nicht, dass man
im Prinzip an dem Gedanken der Halbtagsarbeit von 1945 angesichts der faktischen
Entwicklung heute noch festhalten kann. Doch das schreibe ich natürlich nur Ihnen
und durchaus vertraulich.
Mit herzlichen Grüssen
Ihr sehr ergebener
444 Heinz Götze an Karl Jaspers
Typoskript; DLA, A: Jaspers, auf Briefpapier des Springer-Verlags Berlin - Göttingen - Heidelberg
Beigefügt sind folgende Briefe: M. Thiel an H. Götze, 4. Dezember 1964, und H. Götze an M. Thiel,
10. Dezember 1964.
10.12.1964
Sehr verehrter, lieber Herr Professor Jaspers,
haben Sie sehr herzlichen Dank für Ihren Brief vom 4. Dezember und Ihre dadurch
erwiesene lebhafte Anteilnahme am Schicksal desStudium Generale. Abgesehen
davon, daß Herr Dr. Thiel de facto am Studium Generale nur stundenweise arbeitet
und viele Wochen im Jahr überhaupt auf Reisen oder abwesend ist, würden wir den
Gehaltsvorschlag von DM 2 000.— durchaus diskutieren und hätten ihn vielleicht
schon längst diskutiert, wenn die Zusammenarbeit nicht unter den bekannten Un-
aufrichtigkeiten so gelitten hätte, daß eine vertrauensvolle Zusammenarbeit nicht
mehr möglich ist. Mir ist das vor wenigen Tagen nach einem fast zweistündigen Ge-
spräch mit Herrn Dr. Thiel wieder völlig klar geworden. Ich fürchte, daß die Mißhel-
ligkeiten kein Ende nehmen würden.
Sie wissen, daß ich mich seit längerer Zeit um einen möglichen Nachfolger für
Herrn Dr. Thiel bemühe; ich glaube, jetzt eine geeignete Persönlichkeit gefunden zu
haben, die mir eine prinzipielle Zusage gegeben hat. Es ist Herr Professor Grau, der -
von Hause aus Physiko-Chemiker - durch das große Verständnis seines Chefs Profes-
sor Klaus Schäfer seit Jahren in der Lage ist, einen wesentlichen Teil seiner Zeit philo-
sophischer Arbeit zu widmen. Er hat über Nietzsche und Kierkegaard gearbeitet und
ist auf Empfehlung von Professor Löwith zum Honorarprofessor für Philosophie er-