Karl Jaspers - Paul Arthur Schilpp
607
Nach Ihrem letzten Briefe an mich hatte ich mich (wie ja mein Brief an Herrn Reg-
nery vom 7. August klar dartut) bereit erklärt, mich mit Herrn Ashton zu verständi-
gen. Aber auch darauf will nun Herr Regnery nicht mehr eingehen.
Es steht jetzt unwiderleglich fest, dass für Herrn Regnery briefliche Erklärungen
und gemeinsame Einverständnisse, wenn dieselben nicht in einem gesetzlich nieder-
gelegten Vertrag geschrieben sind, überhaupt nichts bedeuten.
Unter solchen Umständen können wir nicht einsehen, weshalb die LIBRARY of
LIVING PHILOSOPHERS und unser Verlag Herrn Regnery überhaupt etwas gewäh-
ren sollten. Wie schon gesagt, ich hoffe, dass Sie uns dabei nicht nur vollkommen bei-
stimmen, sondern uns dabei bereit sind zu unterstützen.
Ich habe Ihnen damals gerne und bereitwillig das Recht zu Ihren eigenen Beiträ-
gen in unserem Jaspers-Bande erteilt - und ich werde dies auch nie bereuen. Aber auf
Englisch ist die Sache doch wieder etwas anders. Dr. Lefebre und ich haben schwer
und monatelang an der Übersetzung gearbeitet und - wie ich Ihnen schon das letzte
Mal schrieb - Frau Dr. Arendt hat unsre Übersetzung gut geheissen und auch Sie selbst,
verehrter Herr Kollege, hatten nichts daran auszusetzen. Nun können mein Verleger
und ich nicht einsehen, weshalb wir nun all dies einfach an jemanden anders wegge-
ben sollten. Auch würde Ihre Selbst-Biographie wahrscheinlich nie geschrieben wor-
den [sein], wenn unser Buch nicht dazu veranlasst und aufgefordert hätte.1459 Also,
bitte, seien Sie so gut und schreiben Sie an Herrn Regnery in diesem Sinne.
Der Advokat unsres Verlegers ist bereit, an Herrn Regnery ein Verlangen »to cease
and desist« sofort zu schicken.1460 Aber ich habe ihn gebeten, zuerst noch auf Ihre Ant-
wort auf diesen Brief zu warten.
Mit recht herzlichen Grüssen, auch an Ihre verehrte Frau Gemahlin, verbleibe
ich, wie immer,
Ihr
dankbarst ergebener
Paul A. Schilpp
621 Karl Jaspers an Paul Arthur Schilpp
Typoskript; Durchschlag: DLA, A: Jaspers
Basel, den 16. September 1962
Sehr verehrter Herr Kollege!
Ich bin bestürzt. Die Sache hat drei Seiten: eine geistige, eine geschäftliche und eine
juristische.
Zwischen uns scheint mir die geistige Seite wesentlich. Ich wiederhole nicht, was
ich zu der Bedeutung von Übersetzungen Ihnen schon schrieb und über den Wert
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Nach Ihrem letzten Briefe an mich hatte ich mich (wie ja mein Brief an Herrn Reg-
nery vom 7. August klar dartut) bereit erklärt, mich mit Herrn Ashton zu verständi-
gen. Aber auch darauf will nun Herr Regnery nicht mehr eingehen.
Es steht jetzt unwiderleglich fest, dass für Herrn Regnery briefliche Erklärungen
und gemeinsame Einverständnisse, wenn dieselben nicht in einem gesetzlich nieder-
gelegten Vertrag geschrieben sind, überhaupt nichts bedeuten.
Unter solchen Umständen können wir nicht einsehen, weshalb die LIBRARY of
LIVING PHILOSOPHERS und unser Verlag Herrn Regnery überhaupt etwas gewäh-
ren sollten. Wie schon gesagt, ich hoffe, dass Sie uns dabei nicht nur vollkommen bei-
stimmen, sondern uns dabei bereit sind zu unterstützen.
Ich habe Ihnen damals gerne und bereitwillig das Recht zu Ihren eigenen Beiträ-
gen in unserem Jaspers-Bande erteilt - und ich werde dies auch nie bereuen. Aber auf
Englisch ist die Sache doch wieder etwas anders. Dr. Lefebre und ich haben schwer
und monatelang an der Übersetzung gearbeitet und - wie ich Ihnen schon das letzte
Mal schrieb - Frau Dr. Arendt hat unsre Übersetzung gut geheissen und auch Sie selbst,
verehrter Herr Kollege, hatten nichts daran auszusetzen. Nun können mein Verleger
und ich nicht einsehen, weshalb wir nun all dies einfach an jemanden anders wegge-
ben sollten. Auch würde Ihre Selbst-Biographie wahrscheinlich nie geschrieben wor-
den [sein], wenn unser Buch nicht dazu veranlasst und aufgefordert hätte.1459 Also,
bitte, seien Sie so gut und schreiben Sie an Herrn Regnery in diesem Sinne.
Der Advokat unsres Verlegers ist bereit, an Herrn Regnery ein Verlangen »to cease
and desist« sofort zu schicken.1460 Aber ich habe ihn gebeten, zuerst noch auf Ihre Ant-
wort auf diesen Brief zu warten.
Mit recht herzlichen Grüssen, auch an Ihre verehrte Frau Gemahlin, verbleibe
ich, wie immer,
Ihr
dankbarst ergebener
Paul A. Schilpp
621 Karl Jaspers an Paul Arthur Schilpp
Typoskript; Durchschlag: DLA, A: Jaspers
Basel, den 16. September 1962
Sehr verehrter Herr Kollege!
Ich bin bestürzt. Die Sache hat drei Seiten: eine geistige, eine geschäftliche und eine
juristische.
Zwischen uns scheint mir die geistige Seite wesentlich. Ich wiederhole nicht, was
ich zu der Bedeutung von Übersetzungen Ihnen schon schrieb und über den Wert