Stellenkommentar
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seit Beginn des Jahres 1921 als geschäftsführender Herausgeber das Archiv für Sozialwis-
senschaft und Sozialpolitik. Bei dieser Zeitschrift, die von 1904 bis 1933 bestand, war einst
Max Weber in der Redaktion tätig. Zu einer Publikation von Jaspers’ Trauerrede auf Max
Weber kam es jedoch nicht.
494 Paul Siebeck verstarb überraschend am 20. November 1920.
495 Brechts Antrittsvorlesung fand am 16. Juli 1932 in der Heidelberger Universität statt und
wurde, infolge der von Anfang an distanzierten Haltung Siebecks, die schließlich zur Ab-
lehnung der Publikation führte (vgl. in diesem Band, S. 232), im Max Niemeyer Verlag ver-
öffentlicht. Vgl. F.J. Brecht: Der Mensch und die Philosophie, Halle 1932. - Franz Josef Brecht
(1899-1982) studierte Klassische Philologie, Deutsch, Geschichte und Philosophie (letz-
tere bei Husserl und Heidegger), promovierte 1922 in Freiburg mit der Arbeit Stoff und Form
des griechischen Spottepigramms (veröffentlicht unter dem Titel Motiv- und Typengeschichte
des griechischen Spottepigramms, Leipzig 1930) und habilitierte sich 1932 in Heidelberg mit
der Schrift Bewusstsein und Existenz. Wesen und Weg der Phänomenologie, die erst 1948 bei
Storm (Bremen) erschien. Jaspers hatte zur Habilitation geraten, das Thema verdankte
sich einer Anregung Heideggers. Brecht wurde 1941 apl. Prof, und seit 1948 Vertreter des
Jaspers-Lehrstuhls in Heidelberg, ab 1951 Prof, an der Wirtschaftshochschule Mannheim,
wo er auch mehrfach als Dekan, Prorektor und Rektor amtierte. »Seine Arbeiten seit der
Habilitation dienten dem Versuch, von der Philosophie der Existenz her, die im Mittel-
punkt seines Denkens stand, große Philosophen der Vergangenheit, große deutsche Dich-
ter und Sachbereiche der modernen Wissenschaft zu verstehen.« (R. Specht: »Franz Josef
Brecht zum Gedenken«, in: Mannheimer Hefte (1983) 16-17, hier: 16) - Werke (Auswahl):
Platon und der George-Kreis (Leipzig 1929); Heraklit. Ein Versuch überden Ursprung der Philo-
sophie (Heidelberg 1936); Heidegger und Jaspers. Die beiden Grundformen der Existenzphilo-
sophie. Ein Vortrag (Wuppertal 1948); Einführung in die Philosophie der Existenz (Heidelberg
1948); Schicksal und Auftrag des Menschen. Philosophische Interpretationen zu Rainer Maria
Rilkes Duineser Elegien (München 1949); Vom menschlichen Denken. Beiträge zur Grundle-
gung einer philosophischen Anthropologie (Heidelberg o.J. [1955]). Zudem war Brecht an der
12.-15. Auflage von Ernst von Asters Geschichte der Philosophie (Stuttgart 1956-1968) maß-
geblich beteiligt. - Zu Brechts Leben und Werk sowie zum Einfluss Heideggers auf Brechts
Habilitation und in der Zeit danach vgl. D. Kaegi: »Philosophie«, in: E. Wolgast: »Die Phi-
losophische Fakultät«, in: W. U. Eckart u.a. (Hg.): Die Universität Heidelberg im Nationalso-
zialismus, Heidelberg 2006, 321-349, hier: 328.
496 Die beiden anderen Habilitanden bzw. Habilitierten waren Franz J. Böhm (1903-1946) und
Raymond Klibansky (1905-2005). Der Neukantianer Böhm, der 1928 bei Rickert mit der
Dissertation Die Logik der Ästhetik (Tübingen 1930) promovierte und 1932 die Habilitati-
onsschrift Ontologie der Geschichte (Tübingen 1933) einreichte, sprach in seiner Antritts-
vorlesung am 16. Juli 1932 zu dem Thema Der philosophische Sinn der Humanitätsidee (Hei-
delberg 1932). Ab 1933 distanzierte sich Böhm aus politischen Gründen von Rickert, war
seit 1937 NSDAP-Mitglied und schloss im selben Jahr die vieldiskutierte Monographie Anti-
Cartesianismus. Deutsche Philosophie im Widerstand (Leipzig 1938) ab. Parallel übernahm
er, auf Veranlassung des linientreuen Heidelberger Rektors Ernst Krieck, Ernst Hoffmanns
Extraordinariat bis zur Einberufung 1939. Im Jahre 1941 erhielt Böhm einen Lehrstuhl an
der Reichsuniversität Straßburg für Philosophie und europäische Weltanschauungsge-
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seit Beginn des Jahres 1921 als geschäftsführender Herausgeber das Archiv für Sozialwis-
senschaft und Sozialpolitik. Bei dieser Zeitschrift, die von 1904 bis 1933 bestand, war einst
Max Weber in der Redaktion tätig. Zu einer Publikation von Jaspers’ Trauerrede auf Max
Weber kam es jedoch nicht.
494 Paul Siebeck verstarb überraschend am 20. November 1920.
495 Brechts Antrittsvorlesung fand am 16. Juli 1932 in der Heidelberger Universität statt und
wurde, infolge der von Anfang an distanzierten Haltung Siebecks, die schließlich zur Ab-
lehnung der Publikation führte (vgl. in diesem Band, S. 232), im Max Niemeyer Verlag ver-
öffentlicht. Vgl. F.J. Brecht: Der Mensch und die Philosophie, Halle 1932. - Franz Josef Brecht
(1899-1982) studierte Klassische Philologie, Deutsch, Geschichte und Philosophie (letz-
tere bei Husserl und Heidegger), promovierte 1922 in Freiburg mit der Arbeit Stoff und Form
des griechischen Spottepigramms (veröffentlicht unter dem Titel Motiv- und Typengeschichte
des griechischen Spottepigramms, Leipzig 1930) und habilitierte sich 1932 in Heidelberg mit
der Schrift Bewusstsein und Existenz. Wesen und Weg der Phänomenologie, die erst 1948 bei
Storm (Bremen) erschien. Jaspers hatte zur Habilitation geraten, das Thema verdankte
sich einer Anregung Heideggers. Brecht wurde 1941 apl. Prof, und seit 1948 Vertreter des
Jaspers-Lehrstuhls in Heidelberg, ab 1951 Prof, an der Wirtschaftshochschule Mannheim,
wo er auch mehrfach als Dekan, Prorektor und Rektor amtierte. »Seine Arbeiten seit der
Habilitation dienten dem Versuch, von der Philosophie der Existenz her, die im Mittel-
punkt seines Denkens stand, große Philosophen der Vergangenheit, große deutsche Dich-
ter und Sachbereiche der modernen Wissenschaft zu verstehen.« (R. Specht: »Franz Josef
Brecht zum Gedenken«, in: Mannheimer Hefte (1983) 16-17, hier: 16) - Werke (Auswahl):
Platon und der George-Kreis (Leipzig 1929); Heraklit. Ein Versuch überden Ursprung der Philo-
sophie (Heidelberg 1936); Heidegger und Jaspers. Die beiden Grundformen der Existenzphilo-
sophie. Ein Vortrag (Wuppertal 1948); Einführung in die Philosophie der Existenz (Heidelberg
1948); Schicksal und Auftrag des Menschen. Philosophische Interpretationen zu Rainer Maria
Rilkes Duineser Elegien (München 1949); Vom menschlichen Denken. Beiträge zur Grundle-
gung einer philosophischen Anthropologie (Heidelberg o.J. [1955]). Zudem war Brecht an der
12.-15. Auflage von Ernst von Asters Geschichte der Philosophie (Stuttgart 1956-1968) maß-
geblich beteiligt. - Zu Brechts Leben und Werk sowie zum Einfluss Heideggers auf Brechts
Habilitation und in der Zeit danach vgl. D. Kaegi: »Philosophie«, in: E. Wolgast: »Die Phi-
losophische Fakultät«, in: W. U. Eckart u.a. (Hg.): Die Universität Heidelberg im Nationalso-
zialismus, Heidelberg 2006, 321-349, hier: 328.
496 Die beiden anderen Habilitanden bzw. Habilitierten waren Franz J. Böhm (1903-1946) und
Raymond Klibansky (1905-2005). Der Neukantianer Böhm, der 1928 bei Rickert mit der
Dissertation Die Logik der Ästhetik (Tübingen 1930) promovierte und 1932 die Habilitati-
onsschrift Ontologie der Geschichte (Tübingen 1933) einreichte, sprach in seiner Antritts-
vorlesung am 16. Juli 1932 zu dem Thema Der philosophische Sinn der Humanitätsidee (Hei-
delberg 1932). Ab 1933 distanzierte sich Böhm aus politischen Gründen von Rickert, war
seit 1937 NSDAP-Mitglied und schloss im selben Jahr die vieldiskutierte Monographie Anti-
Cartesianismus. Deutsche Philosophie im Widerstand (Leipzig 1938) ab. Parallel übernahm
er, auf Veranlassung des linientreuen Heidelberger Rektors Ernst Krieck, Ernst Hoffmanns
Extraordinariat bis zur Einberufung 1939. Im Jahre 1941 erhielt Böhm einen Lehrstuhl an
der Reichsuniversität Straßburg für Philosophie und europäische Weltanschauungsge-