Stellenkommentar
gäbe zum 100. Geburtstag Bauers verfasste, entnehmen lässt: »Im Juli waren es 40 Jahre,
dass ich bei Geheimrat Bauer mit meiner Henhöfer-Arbeit den Licentiaten der Theolo-
gie erworben habe. Kurze Zeit darauf hatten Sie die Freundlichkeit, mich zu empfangen
und mit mir über die Arbeit zu sprechen, mit der ich dann im Juli 1921 bei Ihnen promo-
viert habe. Sie gingen damals von dem Gedanken aus, die Arbeit über Henhöfer und seine
Konversion auf eine breitere Basis zu stellen und die Krisen katholischer Frömmigkeit im
19. Jahrhundert im Blick auf Ihr Buch >Die Psychologie der Weltanschauungen* darzu-
stellen. Ich denke immer in grosser Dankbarkeit an alle Förderung, die ich von Ihnen er-
fahren durfte.« Vgl. W. Heinsius an K. Jaspers, 5. September 1960, ebd. - Den Kontakt zu
Jaspers hielt Heinsius aufrecht, bereits an dessen 60. Geburtstag, also auch während des
Zweiten Weltkriegs. Im Dezember 1943 meldete er sich für einen Besuch Anfang Januar
1944 in Heidelberg an, der auch, wie der im DLA erhaltene Briefwechsel belegt, zustan-
dekam. Auch ein Gegenbesuch im Pfarrhaus von Strümpfeibrunn erfolgte, wie aus ei-
nem weiteren Brief im Rückblick - und daher nicht näher datierbar - hervorgeht (vgl.
W. Heinsius an K. Jaspers, 22. Februar 1963, ebd.). Im Jahr 1965 korrespondierte Heinsius
noch einmal mit Jaspers wegen einer etwaigen Neuauflage seiner Dissertation. Ein Köl-
ner Archivar hatte Heinsius dazu ermutigt: »Ich weiss sogar, dass jemand an eine Neu-
auflage des Buches herangehen will, ohne Sie zu kennen und ohne die Voraussetzungen
mitzubringen, die einer solchen Leistung gegenüber unerlässlich sind. [...] Es wird sehr
nach dem Buch gesucht und gewitzte Antiquare machen gute Geschäfte mit den Stücken,
die in ihre Hand kommen. [...] M.E. würde sie auch buchhändlerisch ein Erfolg werden.
Ich selbst suche dringend nach einem Exemplar des Buches« (A. Jongen an W. Heinsius,
4. April 1965, Abschrift, ebd.). Daraufhin habe Heinsius seine Arbeit »nach langen Jahren
wieder gelesen und gefunden, dass sie in der >Kasuistik< interessantes konfessionskundli-
ches Material enthält [...]. Dass die neuen Möglichkeiten eines Gesprächs zwischen den
beiden grossen Konfessionen, die ich sehr begrüsse, das konfessionskundliche Interesse
verstärkt und damit auch wieder einige Aufmerksamkeit auf mein Buch gelenkt haben, ist
verständlich. So weit ich es übersehen kann, bewegt sich aber dieses Gespräch auf dem Bo-
den ausgesprochen theologischer und nicht allgemein geisteswissenschaftlicher Untersu-
chungen, und so ist es mir nicht einsichtitg, dass eine Neuauflage meiner Arbeit den von
Herrn Jongen erwarteten Erfolg haben würde« (W. Heinsius an K. Jaspers, n. Mai 1965,
ebd.). Auch nach Jaspers’ Ansicht lohne eine Neuauflage in jedem Falle: »Es handelt sich
um einen geschichtlichen und religionspsychologischen Stoff, dessen Darstellung Gültig-
keit behält und jederzeit wieder von Interesse sein kann. Sie dürfen m.E. ohne Bedenken
zustimmen. Ob das Buch jetzt Erfolg hat, kann niemand vorher wissen. Ich bin, wie Sie,
etwas zweifelhaft. Aber man kann sich darin sehr täuschen. Es kommt auf den Verleger
an, der es wagen würde. Da liegt die Frage nahe, ob ich das Buch einem Verleger empfeh-
len sollte. Das kann ich nach meinen Grundsätzen leider nicht tun. Denn mein Rat hat
nur Gewicht, wenn die Kalkulation des finanziellen Risikos auch von mir erwogen wird.
[...] Sollte jedoch ein Verleger ausschliesslich über die Qualität des Buches von mir eine
Äußerung wünschen, so bin ich auf Anfrage gerne bereit, dies in positivem Sinne zu ge-
ben.« (K. Jaspers an W. Heinsius, 16. Mai 1965, Durchschlag, ebd.). Eine Neuauflage kam
jedoch nicht zustande, mit Springer dürfte ebenfalls keine Korrespondenz darüber statt-
gefunden haben. Allerdings ist Heinsius im Jahre 1967 im Alter von 77 Jahren verstorben.
gäbe zum 100. Geburtstag Bauers verfasste, entnehmen lässt: »Im Juli waren es 40 Jahre,
dass ich bei Geheimrat Bauer mit meiner Henhöfer-Arbeit den Licentiaten der Theolo-
gie erworben habe. Kurze Zeit darauf hatten Sie die Freundlichkeit, mich zu empfangen
und mit mir über die Arbeit zu sprechen, mit der ich dann im Juli 1921 bei Ihnen promo-
viert habe. Sie gingen damals von dem Gedanken aus, die Arbeit über Henhöfer und seine
Konversion auf eine breitere Basis zu stellen und die Krisen katholischer Frömmigkeit im
19. Jahrhundert im Blick auf Ihr Buch >Die Psychologie der Weltanschauungen* darzu-
stellen. Ich denke immer in grosser Dankbarkeit an alle Förderung, die ich von Ihnen er-
fahren durfte.« Vgl. W. Heinsius an K. Jaspers, 5. September 1960, ebd. - Den Kontakt zu
Jaspers hielt Heinsius aufrecht, bereits an dessen 60. Geburtstag, also auch während des
Zweiten Weltkriegs. Im Dezember 1943 meldete er sich für einen Besuch Anfang Januar
1944 in Heidelberg an, der auch, wie der im DLA erhaltene Briefwechsel belegt, zustan-
dekam. Auch ein Gegenbesuch im Pfarrhaus von Strümpfeibrunn erfolgte, wie aus ei-
nem weiteren Brief im Rückblick - und daher nicht näher datierbar - hervorgeht (vgl.
W. Heinsius an K. Jaspers, 22. Februar 1963, ebd.). Im Jahr 1965 korrespondierte Heinsius
noch einmal mit Jaspers wegen einer etwaigen Neuauflage seiner Dissertation. Ein Köl-
ner Archivar hatte Heinsius dazu ermutigt: »Ich weiss sogar, dass jemand an eine Neu-
auflage des Buches herangehen will, ohne Sie zu kennen und ohne die Voraussetzungen
mitzubringen, die einer solchen Leistung gegenüber unerlässlich sind. [...] Es wird sehr
nach dem Buch gesucht und gewitzte Antiquare machen gute Geschäfte mit den Stücken,
die in ihre Hand kommen. [...] M.E. würde sie auch buchhändlerisch ein Erfolg werden.
Ich selbst suche dringend nach einem Exemplar des Buches« (A. Jongen an W. Heinsius,
4. April 1965, Abschrift, ebd.). Daraufhin habe Heinsius seine Arbeit »nach langen Jahren
wieder gelesen und gefunden, dass sie in der >Kasuistik< interessantes konfessionskundli-
ches Material enthält [...]. Dass die neuen Möglichkeiten eines Gesprächs zwischen den
beiden grossen Konfessionen, die ich sehr begrüsse, das konfessionskundliche Interesse
verstärkt und damit auch wieder einige Aufmerksamkeit auf mein Buch gelenkt haben, ist
verständlich. So weit ich es übersehen kann, bewegt sich aber dieses Gespräch auf dem Bo-
den ausgesprochen theologischer und nicht allgemein geisteswissenschaftlicher Untersu-
chungen, und so ist es mir nicht einsichtitg, dass eine Neuauflage meiner Arbeit den von
Herrn Jongen erwarteten Erfolg haben würde« (W. Heinsius an K. Jaspers, n. Mai 1965,
ebd.). Auch nach Jaspers’ Ansicht lohne eine Neuauflage in jedem Falle: »Es handelt sich
um einen geschichtlichen und religionspsychologischen Stoff, dessen Darstellung Gültig-
keit behält und jederzeit wieder von Interesse sein kann. Sie dürfen m.E. ohne Bedenken
zustimmen. Ob das Buch jetzt Erfolg hat, kann niemand vorher wissen. Ich bin, wie Sie,
etwas zweifelhaft. Aber man kann sich darin sehr täuschen. Es kommt auf den Verleger
an, der es wagen würde. Da liegt die Frage nahe, ob ich das Buch einem Verleger empfeh-
len sollte. Das kann ich nach meinen Grundsätzen leider nicht tun. Denn mein Rat hat
nur Gewicht, wenn die Kalkulation des finanziellen Risikos auch von mir erwogen wird.
[...] Sollte jedoch ein Verleger ausschliesslich über die Qualität des Buches von mir eine
Äußerung wünschen, so bin ich auf Anfrage gerne bereit, dies in positivem Sinne zu ge-
ben.« (K. Jaspers an W. Heinsius, 16. Mai 1965, Durchschlag, ebd.). Eine Neuauflage kam
jedoch nicht zustande, mit Springer dürfte ebenfalls keine Korrespondenz darüber statt-
gefunden haben. Allerdings ist Heinsius im Jahre 1967 im Alter von 77 Jahren verstorben.