2. DAS BEDENCKEN VONN KERCHENNGUTERENN
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Der erst articule: Wem die kirchen güter gepüren vnd zustohn.
Des erstenn halb, wes die kirchenn guter eygen seyenn, vermag das gottliche recht,
wie vnns das vßtruckenlich furgeschribenn ist, Erstlich jn der heyligenn geschrifft,
demnach auch vilfeltig in den kirchen gesetzenn, die von Concilien, kaysern vnnd
s Bäpstenn geben sindt, das die kirchen guter, alß zechenden1 2 vnnd andere widens12
guter vnnd alles, das den kirchen jmmer» zukomet, also ieder kirchenn vnnd gemein
gottes eygen sein solle vnnd bleibenn, das sollichs kein keyser, kunig, Bischoff,
Bapst oder eniger3 mensch auff erden zu endern oder etwas dauon den kirchen zu
entfrembden habe, es seye gleich*1 zu andern kirchen vnnd klöstern 'vnd nit! zu welt-
io lichen geprüchenn.
Das göttlich recht hie von, wie vns das die heylige gschrifft dargibt, habenn wir
erstlich jm alten testament, jnn dem, das gott gebottenn, was ein mal zum gotts
dienst gegeben vnnd verordnet ist, das sollichs daruon nimer mer entfrembdet wer-
den solle, Leuitici zy[z8]. Diß ist nun nit ein zeyt- oder person gebott, das mit dem
15 dienst Mose am leiblichen Jsrahel auffgeheret4 hette, Dann gott hat diß durch das
liecht der natur5 auch alle volcker geleret, Welche die Religion guter all- I zv / I
weg als guter der gemeinde gehalten, die auch zu anderen dingen nimermeer geprau-
chet vnnd vberal6 niemandt habenn zugeaygnet werden mögenn, ff.7 8 de iustitia et
iure, 1. i, i§ publicufm], glofssa] In sacris,s, et de divisione rerum, L. i et 69, C. de
20 sacrosanctis Ecclfesiis], 1. Sancimus10.
e) daneben am oberen Seitenrand gestr.: Vom kirchen gut, wes das sey vnnd wie das gebrauchet
werdenn solle. Vnnd weyl ein teyl des selbigenn vff die kirchenn diener gewandt werden solle, wel-
ches die rechten diener der kirchen sind, denen der teyl gepüre. Vnnd nach dem die kirchenn m dis-
sem jres rechten beraubet sind, wer den kirchen zu dissem jrem recht wider helffen solle.
f) widems-: a.
g) jmmermeer: a.
h) von Bucer vor den linken Rand geschrieben und eingewiesen: b; fehlt m a.
i) —i) von Bucer über der Zeile nachgetragen für gestr.: oder: b; oder: a.
j) —j) vor den linken Rand geschrieben und eingewiesen: b; fehlt m a.
1. der Zehnt.
2. Widem, Wittum: Grundstücke und Gebäude, mit denen eine Pfarrkirche dotiert ist; auch das
Kirchengut als Ganzes; vgl. Grimm 30 (= XIV,2), Sp. 833-836.
3. sc. kein einziger.
4. aufgehört.
5. Ausführhch zu Bucers Verständnis des Naturrechts vgl. Zwierlein, Reformation als Rechtsre-
form, S.41-50; vgl. auch BDS 6,2, S. 113,19-114,17.
6. überhaupt.
7. Abkürzung für die Digesten (lat.: Digestae oder Pandectae), eine zwischen 530 und 533 auf
Veranlassung des römischen (byzantinischen) Kaisers Justinian (reg. 527—565) vorgenommene
Sammlung von Exzerpten aus den Werken römischer Juristen vom letzten Jahrhundert der Repu-
blik bis zum 3. Jahrhundert n.Chr. Zur Wiedergabe des Begriffs >Digesta< oder >Pandectae< durch
das Kürzel »ff.« vgl. Kantorowicz, Allegationen, S. 19.
8. Dig. 1,1,1 (ClCiv I, S. 29): »Pubhcum ius m sacris, in sacerdotibus, m magistratibus consistit«.
9. Dig. 1,8,1 und 6 (ClCiv I, S. 39 f.).
10. Cod. Just. 1,2,21 (ClCiv II, S. 16).
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Der erst articule: Wem die kirchen güter gepüren vnd zustohn.
Des erstenn halb, wes die kirchenn guter eygen seyenn, vermag das gottliche recht,
wie vnns das vßtruckenlich furgeschribenn ist, Erstlich jn der heyligenn geschrifft,
demnach auch vilfeltig in den kirchen gesetzenn, die von Concilien, kaysern vnnd
s Bäpstenn geben sindt, das die kirchen guter, alß zechenden1 2 vnnd andere widens12
guter vnnd alles, das den kirchen jmmer» zukomet, also ieder kirchenn vnnd gemein
gottes eygen sein solle vnnd bleibenn, das sollichs kein keyser, kunig, Bischoff,
Bapst oder eniger3 mensch auff erden zu endern oder etwas dauon den kirchen zu
entfrembden habe, es seye gleich*1 zu andern kirchen vnnd klöstern 'vnd nit! zu welt-
io lichen geprüchenn.
Das göttlich recht hie von, wie vns das die heylige gschrifft dargibt, habenn wir
erstlich jm alten testament, jnn dem, das gott gebottenn, was ein mal zum gotts
dienst gegeben vnnd verordnet ist, das sollichs daruon nimer mer entfrembdet wer-
den solle, Leuitici zy[z8]. Diß ist nun nit ein zeyt- oder person gebott, das mit dem
15 dienst Mose am leiblichen Jsrahel auffgeheret4 hette, Dann gott hat diß durch das
liecht der natur5 auch alle volcker geleret, Welche die Religion guter all- I zv / I
weg als guter der gemeinde gehalten, die auch zu anderen dingen nimermeer geprau-
chet vnnd vberal6 niemandt habenn zugeaygnet werden mögenn, ff.7 8 de iustitia et
iure, 1. i, i§ publicufm], glofssa] In sacris,s, et de divisione rerum, L. i et 69, C. de
20 sacrosanctis Ecclfesiis], 1. Sancimus10.
e) daneben am oberen Seitenrand gestr.: Vom kirchen gut, wes das sey vnnd wie das gebrauchet
werdenn solle. Vnnd weyl ein teyl des selbigenn vff die kirchenn diener gewandt werden solle, wel-
ches die rechten diener der kirchen sind, denen der teyl gepüre. Vnnd nach dem die kirchenn m dis-
sem jres rechten beraubet sind, wer den kirchen zu dissem jrem recht wider helffen solle.
f) widems-: a.
g) jmmermeer: a.
h) von Bucer vor den linken Rand geschrieben und eingewiesen: b; fehlt m a.
i) —i) von Bucer über der Zeile nachgetragen für gestr.: oder: b; oder: a.
j) —j) vor den linken Rand geschrieben und eingewiesen: b; fehlt m a.
1. der Zehnt.
2. Widem, Wittum: Grundstücke und Gebäude, mit denen eine Pfarrkirche dotiert ist; auch das
Kirchengut als Ganzes; vgl. Grimm 30 (= XIV,2), Sp. 833-836.
3. sc. kein einziger.
4. aufgehört.
5. Ausführhch zu Bucers Verständnis des Naturrechts vgl. Zwierlein, Reformation als Rechtsre-
form, S.41-50; vgl. auch BDS 6,2, S. 113,19-114,17.
6. überhaupt.
7. Abkürzung für die Digesten (lat.: Digestae oder Pandectae), eine zwischen 530 und 533 auf
Veranlassung des römischen (byzantinischen) Kaisers Justinian (reg. 527—565) vorgenommene
Sammlung von Exzerpten aus den Werken römischer Juristen vom letzten Jahrhundert der Repu-
blik bis zum 3. Jahrhundert n.Chr. Zur Wiedergabe des Begriffs >Digesta< oder >Pandectae< durch
das Kürzel »ff.« vgl. Kantorowicz, Allegationen, S. 19.
8. Dig. 1,1,1 (ClCiv I, S. 29): »Pubhcum ius m sacris, in sacerdotibus, m magistratibus consistit«.
9. Dig. 1,8,1 und 6 (ClCiv I, S. 39 f.).
10. Cod. Just. 1,2,21 (ClCiv II, S. 16).