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4. REPLIK AUF HEINRICH VON BRAUNSCHWEIG-WOLFENBUTTEL
Wie dann qC. de legib[us] et constitut[ionibus] prin[cipuum], L. Humanum9' die
ordnung gesetzt ist, das dis erst als ain gemain gesetz jm Reich gehalten werden
solle, das der Senatus Romanus vnd die houe1 2 fursten nach vleissigem bedacht vnd
erwegen alle sambtlich fur recht erkennet haben. Also ist Nun lengist dise ordnung
jm Reich gehalten vnd ain gemain recht worden, das kain1 newe ordnung oder gesatz
gellten solle, das nit durch die chr[istlichen] F[ürsten] vnd stennde des Reichs alle
sambtlich vnd einhellig erkant vnd beschlossen ist. Derhalben so der lex »Digna
vox«3 den Kaysern ie geburt4 hat zuhalten, so gepuret er denen Kaysern, die Nun
lange zeit gewesen, vil mer szu haltens, weil die mit freier wal vnd mit gegen parten
vom Reich erwelet vnd zu Kaysern gesetzet werden. Vnd daher kommet, das jm
Reich von altem her recht ist, das die Fursten vnd Stendt wider den sententzen
I 26iv I des mehrern teils stennden, £so die gleych1 mit dem Kayser stimmen“, prote-
stieren, wa sie sich oder anndere vermainen durch solichen Sententz wider recht be-
schwert sein.
Wie uil mer hat dann vnnsern Stenden gepuret, zu protestiern wider den Abschid5,
der dem Gottlichen gesatz vnd allen Canonib[us] vnd legib[us] entgegen ist, Vnd
derhalb der Kirchen vnd dem Reich nichts dann allen nachteil bringen mage, Wel-
ches sie si[c]h dann auch darzu thun ordenlich empotten vnd derhalben zum Concili
Appelliert haben.
Dasv der furst Numero 18 von gegebnem friden6 arguieret, wir heben vns vnbil-
li[c]h dem Augspurgischen Abschid entgegen gesetzt, dann sonst hette es kaines
weithern fridens bedorfft, zeyget ain schlechte D[i]alectic an. Man kan je auch vnbil-
lich die leut jnn I 262r I vnfriden setzen, wie zu Augspurgk gegen vns geschehen7,
q) —q) von Bucer 1m leeren Zwischenraum nachgetragen.
r) danach gestr.: ware.
s) —s) von Bucer vor dem Zeilenanfang nachgetragen.
t) —t) von Bucer über der Zeile nachgetragen und eingewiesen.
u) von Bucer vor dem Zeilenanfang nachgetragen.
v) davor am linken Seitenrand: Numero 18.
1. Cod. Just. 1,14,8 (ClCiv II, S. 68); vgl. auch BDS 7, S. 500,15 f.
2. Hof-.
3. Cod. Just. 1,14,4 (ClCiv II, S.68). Nach diesem Gesetz bekennt der Herrscher selbst, daß er
an die Gesetze gebunden sei und seine Autorität an der Autorität des Rechts hänge. Zur zeitgenös-
sischen Interpretation der lex »Digna vox« 1m Sinne einer »nur ethischen« Verpfhchtung vgl. Coing,
Europäisches Privatrecht I, S. 157h Die lex »Digna vox« spielte später eine wichtige Rolle m der
Diskussion von Jean Bodins Souverämtätslehre als Gegenstelle zum »prmceps legibus solutus« m
Dig. 1,3,31 (ClCiv I, S. 34).
4. gebührt.
5. Vgl. oben S. 143, Anm. 6.
6. Gemeint ist wohl der Nürnberger Anstand vom 24. Juli 1532; darin versprach Kaiser Karl V.,
mcht gegen die Protestanten in Rehgionssachen vorzugehen und somit die Bestimmungen des
Augsburger Reichstagsabschieds von 1530 (vgl. unten S. 146, Anm. 1) vorübergehend außer Kraft
zu setzen.
7. Vgl. oben S. 142, Anm. 5.
4. REPLIK AUF HEINRICH VON BRAUNSCHWEIG-WOLFENBUTTEL
Wie dann qC. de legib[us] et constitut[ionibus] prin[cipuum], L. Humanum9' die
ordnung gesetzt ist, das dis erst als ain gemain gesetz jm Reich gehalten werden
solle, das der Senatus Romanus vnd die houe1 2 fursten nach vleissigem bedacht vnd
erwegen alle sambtlich fur recht erkennet haben. Also ist Nun lengist dise ordnung
jm Reich gehalten vnd ain gemain recht worden, das kain1 newe ordnung oder gesatz
gellten solle, das nit durch die chr[istlichen] F[ürsten] vnd stennde des Reichs alle
sambtlich vnd einhellig erkant vnd beschlossen ist. Derhalben so der lex »Digna
vox«3 den Kaysern ie geburt4 hat zuhalten, so gepuret er denen Kaysern, die Nun
lange zeit gewesen, vil mer szu haltens, weil die mit freier wal vnd mit gegen parten
vom Reich erwelet vnd zu Kaysern gesetzet werden. Vnd daher kommet, das jm
Reich von altem her recht ist, das die Fursten vnd Stendt wider den sententzen
I 26iv I des mehrern teils stennden, £so die gleych1 mit dem Kayser stimmen“, prote-
stieren, wa sie sich oder anndere vermainen durch solichen Sententz wider recht be-
schwert sein.
Wie uil mer hat dann vnnsern Stenden gepuret, zu protestiern wider den Abschid5,
der dem Gottlichen gesatz vnd allen Canonib[us] vnd legib[us] entgegen ist, Vnd
derhalb der Kirchen vnd dem Reich nichts dann allen nachteil bringen mage, Wel-
ches sie si[c]h dann auch darzu thun ordenlich empotten vnd derhalben zum Concili
Appelliert haben.
Dasv der furst Numero 18 von gegebnem friden6 arguieret, wir heben vns vnbil-
li[c]h dem Augspurgischen Abschid entgegen gesetzt, dann sonst hette es kaines
weithern fridens bedorfft, zeyget ain schlechte D[i]alectic an. Man kan je auch vnbil-
lich die leut jnn I 262r I vnfriden setzen, wie zu Augspurgk gegen vns geschehen7,
q) —q) von Bucer 1m leeren Zwischenraum nachgetragen.
r) danach gestr.: ware.
s) —s) von Bucer vor dem Zeilenanfang nachgetragen.
t) —t) von Bucer über der Zeile nachgetragen und eingewiesen.
u) von Bucer vor dem Zeilenanfang nachgetragen.
v) davor am linken Seitenrand: Numero 18.
1. Cod. Just. 1,14,8 (ClCiv II, S. 68); vgl. auch BDS 7, S. 500,15 f.
2. Hof-.
3. Cod. Just. 1,14,4 (ClCiv II, S.68). Nach diesem Gesetz bekennt der Herrscher selbst, daß er
an die Gesetze gebunden sei und seine Autorität an der Autorität des Rechts hänge. Zur zeitgenös-
sischen Interpretation der lex »Digna vox« 1m Sinne einer »nur ethischen« Verpfhchtung vgl. Coing,
Europäisches Privatrecht I, S. 157h Die lex »Digna vox« spielte später eine wichtige Rolle m der
Diskussion von Jean Bodins Souverämtätslehre als Gegenstelle zum »prmceps legibus solutus« m
Dig. 1,3,31 (ClCiv I, S. 34).
4. gebührt.
5. Vgl. oben S. 143, Anm. 6.
6. Gemeint ist wohl der Nürnberger Anstand vom 24. Juli 1532; darin versprach Kaiser Karl V.,
mcht gegen die Protestanten in Rehgionssachen vorzugehen und somit die Bestimmungen des
Augsburger Reichstagsabschieds von 1530 (vgl. unten S. 146, Anm. 1) vorübergehend außer Kraft
zu setzen.
7. Vgl. oben S. 142, Anm. 5.