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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Buckwalter, Stephen E. [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 14): Schriften zu Täufertum und Spiritualismus 1531 - 1546 — Gütersloh, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30651#0047
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1. verteidigung der kindertaufe gegen marpeck

vonn Christen gepornen kinder nit reymet. Dan ob die Juden schon ein
gleych zeychen, die beschneydong, enpfangen, gepürt sich doch, wie sy hinfürt
mit den heyden ein volck solten sein, das sy auch des gemeyne zeychens
mit jnen geprauchten, darumb auch Christus der herr selbs den tauff mit hat
angenommen.

Was mann dann sunst ymmer vffbringen mag von bedeütong, brauch vnnd
eigenschafft des tauffs, von warheyth vnnd reynigkeyt des glaubens vnnd der
kirchen, warer ᶻ anrieffong göttliches namens, geysts, wesenliche buß vnnd
dergleychen, mag sollichs den kinder tauff niderlegen ¹ vnnd vntüchtig machen,
so wirt es auch gewisslich Gottes geheyß vnnd werck der beschneydong
vntüchtig | 15 ʳ / 753 |machen vnnd darnider legen, dan sy eben das vnser tauff
bedeütet, erfordert, ermanet hatt ² ;soist der bundt Gottes auch zu mal gestanden
in warem glauben vnnd lieb, darbey allweg recht rew,bußvnnd warer
geyst sein muß. Dann schlecht die Alten von vnns kein andern vnderscheyd
haben, den gott seyne wort vnnd Sacrament geben vnnd sy sein volck genennet
hatt, dann das jrer weniger, vnnserer meer, Syimgeyst kindischer, wir
mennischer ³ ,Symit meer, wyr mit wenigern Ceremonien beladen sein sollen
⁴ .

Oherr, der Du ⁵ die hertzen vnnd nieren erforschet ⁶ ,gib vnns die verborne
hoffart vnsers Geysts zu erkennen vnnd zu seehen, das dein Reych nicht anders
ist noch sein kan, dann gerechtigkeyth, fryd vnnd freud ist im heyligen
geyst ⁷ ,Vff das wir vnns in aller einigheit dir alls trewe arbeyter beweysen ⁸ .
Nu Sicht ⁹ mann woll, wo hin die deynem wort zuwider sein, den vnzeytigen
¹⁰ eyffer ¹¹ geprauchen ᵃ viler, die jnen selbs an massen, das sy von dier ia
nit empfangen haben, nach deinnem wort schreyen ᵇ ,vnnd aber deins einigen

z) danach gestr.: go.
a) Rott (QGT 7 [Elsaß I], S.410,2) las hier: gepraucht.
b) korr. aus: schreyden.

1. widerlegen. Götze, S.167.
2. sc. sie hat das angemahnt, was unsere Taufe bedeutet und erfordert.
3. Zur Form vgl. Grimm 12 (= VI), Sp. 1594.
4. Zu Bucers theologischer Auffassung der (alttestamentlichen) Zeit vor der Inkarnation
als nicht qualitativ anders als die (neutestamentliche) Zeit danach vgl. Hammann, Entre la
secte et la cité, S. 144 (= Zwischen Volkskirche und Bekenntnisgemeinschaft, S. 124) und
Strohm, Der unterschätzte Reformator, S.103f.
5. Zur Gestaltung dieses Gebets vgl. auch unten S.44, Anm. 7.
6. Vgl. Ps 7,9; Jer 11,20; Apk 2,23.
7. Röm 14,7.
8. Im folgenden nimmt Bucer Formulierungen, die er in Briefen an Margarethe Blarer
vom 19. August (BCor VI, Nr. 448,S.63,1–18), 31. August (BCor VI, Nr.455,S.92,6–93,2)
und 19. September 1531 (BCor VI, Nr. 465, S. 124,6–125,16) bereits verwendet hatte, fast
wörtlich wieder auf.
9. sieht.
10. unangebrachten, unpassenden.
11. Vgl. BCor VI, S.63,11.

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