Nr. 5
Gegenantwort der Straßburger Prediger
auf Schwenckfelds Schutzschrift
zwischen 10.und 19. Oktober 1533
Einleitung
1. Entstehung
Obwohl die Konfrontation zwischen Bucer und Kaspar Schwenckfeld auf der ersten
Synode ¹ zu keinen entscheidenden Maßnahmen des Rates gegen den schlesischen
Spiritualisten führte ² ,wurde das Klima in Straßburg für diesen zunehmend
ungastlich. Vor diesem Hintergrund mag die Einladung des Augsburger Predigers
Bonifatius Wolfhart ³ an Schwenckfeld, die schwäbische Reichsstadt zu besuchen,
ein willkommener Anlaß gewesen sein, Straßburg zumindest vorübergehend zu
verlassen ⁴ .Dies tat Schwenckfeld im September 1533,nicht ohne vorher auf die gegen
ihn gerichtete Stellungnahme der Prediger ⁵ schriftlich geantwortet zu haben ⁶ .
Alarmiert über die Aussicht, daß der Adlige aus Schlesien einen allzu positiven
Empfang in Augsburg bekommen und möglicherweise Anhänger dort gewinnen
würde, verfaßte Bucer daraufhin eine ausführliche ›Gegenantwort‹ auf die Replik
Schwenckfelds ⁷ .Ähnlich wie bei seiner Erwiderung auf Marpecks Glaubensbe-
1. Das nur dürftig und lückenhaft überlieferte Protokoll dieser Begegnung wird in QGT 8 (Elsaß
II), S. 79,32–83,15 und S. 84,1–89,22 sowie in CSch IV, Nr. 139, S.790–799 wiedergegeben.
2. Der Straßburger Magistrat fand in den Meinungsverschiedenheiten zwischen Schwenckfeld
und den Prädikanten keinen Anlaß, gegen den Gast aus Schlesien vorzugehen (Weigelt,
Schwenckfeld, S. 714; Leppin, Schwenckfeld, Sp. 1073), möglicherweise weil dieser sich von dem
ebenfalls auf der Synode befragten, als ungleich gefährlicher geltenden Apokalyptiker Melchior
Hoffman erfolgreich abgrenzte (Deppermann, Melchior Hoffman, S. 257). Als ausgesprochen positiv
für Schwenckfeld und ergebnislos für Bucer legt McLaughlin, Reluctant Radical, S. 158f., das
Resultat der Synode aus.
3. Wolfhart (Lycosthenes), ursprünglich Helfer an St. Aurelien in Straßburg seit 1527,übernahm
1531 auf Empfehlung Bucers eine Stelle als Prediger an der St. Anna-Kirche in Augsburg; seine dezidierten
Stellungnahmen gegen die Abendmahlsposition Luthers und seine wohlwollende Haltung
gegenüber Schwenckfeld erschwerten das Konkordienwerk Bucers; zu ihm vgl. Wolfart,Biographie;
ders., Schwenckfeld und Wolfhart; Ficker/Winckelmann, Handschriftenproben II, Nr. 64;
de Kroon, Augsburger Reformation, S. 67, Anm.32; Pollet II, S.254–266, BDS 8, S.252 f. und 258.
4. Zu seiner Reise nach Augsburg, die ihn über Landau, Speyer, Esslingen, Köngen und Ulm
führte, vgl. Schultz, Schwenckfeld, S. 220–223; McLaughlin, Reluctant Radical, S. 161–164; Weigelt,
Schwenckfeld, S.714.
5. Oben Nr. 4, S.271–279.
6. Schwenckfelds Replik trägt den einfachen Titel ›Antwort‹, ist aber aufgrund einer späteren archivalischenEintragung
auchunterdem Namen ›Schutzschrift‹ (vgl. CSch IV,S.812;QGT 8 [Elsaß
II], S.130,3 und S.145,3) bekannt. Sie ist unten auf S. 290–350 als Beilage zu Nr. 5 ediert.
7. Vgl. hierzu Weigelt, Musculus, S. 163.
Gegenantwort der Straßburger Prediger
auf Schwenckfelds Schutzschrift
zwischen 10.und 19. Oktober 1533
Einleitung
1. Entstehung
Obwohl die Konfrontation zwischen Bucer und Kaspar Schwenckfeld auf der ersten
Synode ¹ zu keinen entscheidenden Maßnahmen des Rates gegen den schlesischen
Spiritualisten führte ² ,wurde das Klima in Straßburg für diesen zunehmend
ungastlich. Vor diesem Hintergrund mag die Einladung des Augsburger Predigers
Bonifatius Wolfhart ³ an Schwenckfeld, die schwäbische Reichsstadt zu besuchen,
ein willkommener Anlaß gewesen sein, Straßburg zumindest vorübergehend zu
verlassen ⁴ .Dies tat Schwenckfeld im September 1533,nicht ohne vorher auf die gegen
ihn gerichtete Stellungnahme der Prediger ⁵ schriftlich geantwortet zu haben ⁶ .
Alarmiert über die Aussicht, daß der Adlige aus Schlesien einen allzu positiven
Empfang in Augsburg bekommen und möglicherweise Anhänger dort gewinnen
würde, verfaßte Bucer daraufhin eine ausführliche ›Gegenantwort‹ auf die Replik
Schwenckfelds ⁷ .Ähnlich wie bei seiner Erwiderung auf Marpecks Glaubensbe-
1. Das nur dürftig und lückenhaft überlieferte Protokoll dieser Begegnung wird in QGT 8 (Elsaß
II), S. 79,32–83,15 und S. 84,1–89,22 sowie in CSch IV, Nr. 139, S.790–799 wiedergegeben.
2. Der Straßburger Magistrat fand in den Meinungsverschiedenheiten zwischen Schwenckfeld
und den Prädikanten keinen Anlaß, gegen den Gast aus Schlesien vorzugehen (Weigelt,
Schwenckfeld, S. 714; Leppin, Schwenckfeld, Sp. 1073), möglicherweise weil dieser sich von dem
ebenfalls auf der Synode befragten, als ungleich gefährlicher geltenden Apokalyptiker Melchior
Hoffman erfolgreich abgrenzte (Deppermann, Melchior Hoffman, S. 257). Als ausgesprochen positiv
für Schwenckfeld und ergebnislos für Bucer legt McLaughlin, Reluctant Radical, S. 158f., das
Resultat der Synode aus.
3. Wolfhart (Lycosthenes), ursprünglich Helfer an St. Aurelien in Straßburg seit 1527,übernahm
1531 auf Empfehlung Bucers eine Stelle als Prediger an der St. Anna-Kirche in Augsburg; seine dezidierten
Stellungnahmen gegen die Abendmahlsposition Luthers und seine wohlwollende Haltung
gegenüber Schwenckfeld erschwerten das Konkordienwerk Bucers; zu ihm vgl. Wolfart,Biographie;
ders., Schwenckfeld und Wolfhart; Ficker/Winckelmann, Handschriftenproben II, Nr. 64;
de Kroon, Augsburger Reformation, S. 67, Anm.32; Pollet II, S.254–266, BDS 8, S.252 f. und 258.
4. Zu seiner Reise nach Augsburg, die ihn über Landau, Speyer, Esslingen, Köngen und Ulm
führte, vgl. Schultz, Schwenckfeld, S. 220–223; McLaughlin, Reluctant Radical, S. 161–164; Weigelt,
Schwenckfeld, S.714.
5. Oben Nr. 4, S.271–279.
6. Schwenckfelds Replik trägt den einfachen Titel ›Antwort‹, ist aber aufgrund einer späteren archivalischenEintragung
auchunterdem Namen ›Schutzschrift‹ (vgl. CSch IV,S.812;QGT 8 [Elsaß
II], S.130,3 und S.145,3) bekannt. Sie ist unten auf S. 290–350 als Beilage zu Nr. 5 ediert.
7. Vgl. hierzu Weigelt, Musculus, S. 163.