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3. beschluss
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wider vffrichten kündenn, durch nieman mehr dan ¹ durch euch verhindert,
Dann jr sagt, wir habend kein Christum noch gott; damit werden vyl abfellig
ᵍ² ,die vberigen yrr, stohn gleich still ³ ,geben sich inn keine zucht ⁴ ;vom
Babstum haben sie sich gern lassenn freyen; das joch Christi ⁵ gefalt jnen aber
auch nit. Dazu helffenn dann die verruchten weltkinder ⁶ ,gohn dapfferlich,
werffen für, yrsagend, es sey nichs mit vnns, es sey ein new Babstumb vnnd
dergleichenn. Theten yr aber (wie wir auch offt gebetten vnnd ermanet haben)
eüch zu vnns, als wir vnns gernn zu euch thunwolten, mechten nit böß
das gutvnnd gutdas böß, tringeten mit vnns auff glaub vnnd liebe, sehen vff
die mit vnns ʰ zum tisch des herren gon wolten, striefften vnnd warneten jn
aller freintlikeyt, wen yr köndten, so wölten wir fein zu christlicher zucht
vnnd bann kommen. Weren vnser nit vyl, so weren vnser aber wenig. Da wolten
wir vnns durch die genad Christi also beweysenn, solchen eyfer vnnd
ernnst fürwendenn, das wir vnns, ob got will, täglich meeren wolten.
Es ist ein grosser fehl, das jrs eben haltenn wolt, als finge mann das christenthu
ᵒ mmit den heyden erst ann. So ist im nit, sonder wie etwan die propheten
zur reformation des Judenthumbs, also solten wir zur reformation des christenthumbs
handlen, Eingerissene falsche leer vnnd abgotteryen abstellenn,
die gesunde leer vnnd christenliche breüch wider vffrichten. Darann würde
vnns warlich der kindertauff vnnd noch vyl mehr anders nit hinderen. Aber
hie mit muß vnns der teüffell jrr vnnd vneyns machenn, damit das werck solcher
reformation nachbleybe. Dann yr sehett je wol, das es gott mit eüch nit
haltet, so übel geratet ewer pflantzen. So trennend yr eüch vnder eüch selbs,
so fil erschröckliche laster gohn für, javnder so wenigen. Wyr haben auch leyder
noch nit vyl zu rhümen, wie wol, gott sey lob, vnnser leer die ware eygenliche
leer Christi ist ⁱ ,wie übel jr noch gefolget würt ⁷ ,wunderbarlich biß her
g) korr. aus: abfällig.
h) danach gestr.: des.
i) davor am linken Rand von der Hand Konrad Huberts in roter Tinte: NOTA.
1. als.
2. abtrünnig, aufsässig. Frühneuhochdt. WB 1, Sp. 100f.
3. Anspielung auf den unter dem Namen »Stillstand« bekannten, am 21. April 1526 proklamierten
Beschluß des Spiritualisten Kaspar von Schwenckfeld und seiner Anhänger,
fortan an keiner äußeren Abendmahlsfeier mehr teilzunehmen, bis der Streit um dieses Sakrament
beigelegt sei; vgl. hierzu McLaughlin, Reluctant Radical, S. 69–76; ders., Spiritualism,
S. 127; Weigelt, Schwenckfeld, S.713. Vgl. auch unten S. 310,18.
4. sc. Kirchenzucht, Kirchendisziplin.
5. Zum Gebrauch dieses Begriffs durch Bucer vgl. auch seinen in London verfaßten Brief
an die Straßburger Prediger vom 26. April 1549 (CO 13, S.237f.) sowie Burnett, Yoke of
Christ.
6. Möglicherweise eine Anspielung auf Lk 16,8 sowie eine polemische Umkehrung der
täuferischen Selbstbezeichnung als »Kinder Gottes« (vgl. hierzu QGT Schweiz II, S. 27,1
sowie BDS 7, S.94,13 mit Anm.22).
7. Vgl. oben S. 257, Anm.6.
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wider vffrichten kündenn, durch nieman mehr dan ¹ durch euch verhindert,
Dann jr sagt, wir habend kein Christum noch gott; damit werden vyl abfellig
ᵍ² ,die vberigen yrr, stohn gleich still ³ ,geben sich inn keine zucht ⁴ ;vom
Babstum haben sie sich gern lassenn freyen; das joch Christi ⁵ gefalt jnen aber
auch nit. Dazu helffenn dann die verruchten weltkinder ⁶ ,gohn dapfferlich,
werffen für, yrsagend, es sey nichs mit vnns, es sey ein new Babstumb vnnd
dergleichenn. Theten yr aber (wie wir auch offt gebetten vnnd ermanet haben)
eüch zu vnns, als wir vnns gernn zu euch thunwolten, mechten nit böß
das gutvnnd gutdas böß, tringeten mit vnns auff glaub vnnd liebe, sehen vff
die mit vnns ʰ zum tisch des herren gon wolten, striefften vnnd warneten jn
aller freintlikeyt, wen yr köndten, so wölten wir fein zu christlicher zucht
vnnd bann kommen. Weren vnser nit vyl, so weren vnser aber wenig. Da wolten
wir vnns durch die genad Christi also beweysenn, solchen eyfer vnnd
ernnst fürwendenn, das wir vnns, ob got will, täglich meeren wolten.
Es ist ein grosser fehl, das jrs eben haltenn wolt, als finge mann das christenthu
ᵒ mmit den heyden erst ann. So ist im nit, sonder wie etwan die propheten
zur reformation des Judenthumbs, also solten wir zur reformation des christenthumbs
handlen, Eingerissene falsche leer vnnd abgotteryen abstellenn,
die gesunde leer vnnd christenliche breüch wider vffrichten. Darann würde
vnns warlich der kindertauff vnnd noch vyl mehr anders nit hinderen. Aber
hie mit muß vnns der teüffell jrr vnnd vneyns machenn, damit das werck solcher
reformation nachbleybe. Dann yr sehett je wol, das es gott mit eüch nit
haltet, so übel geratet ewer pflantzen. So trennend yr eüch vnder eüch selbs,
so fil erschröckliche laster gohn für, javnder so wenigen. Wyr haben auch leyder
noch nit vyl zu rhümen, wie wol, gott sey lob, vnnser leer die ware eygenliche
leer Christi ist ⁱ ,wie übel jr noch gefolget würt ⁷ ,wunderbarlich biß her
g) korr. aus: abfällig.
h) danach gestr.: des.
i) davor am linken Rand von der Hand Konrad Huberts in roter Tinte: NOTA.
1. als.
2. abtrünnig, aufsässig. Frühneuhochdt. WB 1, Sp. 100f.
3. Anspielung auf den unter dem Namen »Stillstand« bekannten, am 21. April 1526 proklamierten
Beschluß des Spiritualisten Kaspar von Schwenckfeld und seiner Anhänger,
fortan an keiner äußeren Abendmahlsfeier mehr teilzunehmen, bis der Streit um dieses Sakrament
beigelegt sei; vgl. hierzu McLaughlin, Reluctant Radical, S. 69–76; ders., Spiritualism,
S. 127; Weigelt, Schwenckfeld, S.713. Vgl. auch unten S. 310,18.
4. sc. Kirchenzucht, Kirchendisziplin.
5. Zum Gebrauch dieses Begriffs durch Bucer vgl. auch seinen in London verfaßten Brief
an die Straßburger Prediger vom 26. April 1549 (CO 13, S.237f.) sowie Burnett, Yoke of
Christ.
6. Möglicherweise eine Anspielung auf Lk 16,8 sowie eine polemische Umkehrung der
täuferischen Selbstbezeichnung als »Kinder Gottes« (vgl. hierzu QGT Schweiz II, S. 27,1
sowie BDS 7, S.94,13 mit Anm.22).
7. Vgl. oben S. 257, Anm.6.