442 9. gutachten für philipp von hessen
allem fleis gegen jderman zum treulichsten furgewendt werden, Aber dis alles
on schaden vnd verderben der gemeinden Christi vnd aller gleubigen. ˣ Das ʸ
selbige ˣ aber ᶻ zu erlangen, würt gemeinklich furgenommen, das man solche
irrige leut des lands verweiset, vnd offt eh man etwas fleis imm berichten ¹
recht fürwendet. Vnd ob dann schon kein bericht ² hilffet, so schicket mann 5
doch solche schedliche leüt, die amm höchsten gut der menschen, ann der gesunden
lere schaden, anderen zu, das ³ der liebe nit gemeß ist.
Darumb ein | 5 / 61 ᵛ |Christliche Oberkeyt vff andere weg gedencken
sollte, das sie irrige leüt von dem abhielte, das sie niemand ᵃ anders jrr machten
ᵇ vnd sye doch zum bericht ⁴ der warheyt bey handen behielte ᵇ .Vnnd ob 10
schon solche vor handen weren, ann denen keine ᶜ hoffnung oder gar geringe
were, etwas mit bericht ann jnen zu schaffen, weren aber doch solche leüt, das
man ann jnen mehr einfeltige verwirrung dan ⁵ arglistiger boßheyt spürete,
weren sie dennoch zu halten, das sie den jren vnnd anderen doch am zeitlichen
zu nutz leben möchten, on das ᵈ sie anderen heimgeschicket wurden, bei 15
denen sie etwan gar ᵉ vil schadens anrichten ᶠ ,ehman jr gewarr würt ᵍ .
Bei den alten heyden, die etwas policy ⁶ gehabt, hat man keynen übelthäter
oder solchen menschen ann andere ort verschicket, des mann hette besorgen
müssen, das er ann solichen orten vnraht geschaffet hette, vnd hat jn doch
auch nit frei lassen schaden thun oder inn gefencknüs gehalten on nutz, son- 20
der weg vnnd mittel funden, das man solche zu nutzlicher arbeyt geprauchet
vnd jnen zu leben gegeben hat, doch das sie niemand damit haben schaden
könden ⁷ .|6/62 ʳ [Cedula] |
x)–x) Dasselbig: b.
y) von Bucer korr. aus: das: a.
z) von Bucer über der Zeile nachgetragen und eingewiesen: a.
a) nymandts: b.
b)–b) von Bucer vor den linken Rand geschrieben und eingewiesen für gestr.: zu solchem
bericht bei handen behieltenn: a.
c) von Bucer korr. aus: kein: a; kain: b.
d) danach von Bucer gestr.: das: a.
e) über der Zeile nachgetragen und eingewiesen: b.
f) zurichten: b.
g) wurde.
1. Vgl. oben S.439, Anm.8.
2. Vgl. oben S.441, Anm. 10.
3. was.
4. Vgl. oben S.441, Anm.10.
5. als.
6. Staatsordnung, Regierung, Regiment.
7. Wohl ein Hinweis auf die Praxis der hohen Kaiserzeit und der Spätantike, Verbrecher
niederen Standes zu Zwangsarbeit in staatlichen Bergwerken, Webereien und sonstigen Fabriken
zu verurteilen; vgl. hierzu Mommsen, Römisches Strafrecht, S. 949–955; Millar, Condemnation
to Hard Labour; Krause, Gefängnisse im Römischen Reich, S. 87–91 und 111–
114; ders., Kriminalgeschichte der Antike, S. 73–75; Nogrady, Römisches Strafrecht; Frateantonio,
Religiöse Autonomie, S. 150. Dieselbe Forderung nach Zwangsarbeit zum Wohle
der Allgemeinheit macht Bucer später in ›De regno Christi‹ (BOL 15, S.245; vgl. dort die
allem fleis gegen jderman zum treulichsten furgewendt werden, Aber dis alles
on schaden vnd verderben der gemeinden Christi vnd aller gleubigen. ˣ Das ʸ
selbige ˣ aber ᶻ zu erlangen, würt gemeinklich furgenommen, das man solche
irrige leut des lands verweiset, vnd offt eh man etwas fleis imm berichten ¹
recht fürwendet. Vnd ob dann schon kein bericht ² hilffet, so schicket mann 5
doch solche schedliche leüt, die amm höchsten gut der menschen, ann der gesunden
lere schaden, anderen zu, das ³ der liebe nit gemeß ist.
Darumb ein | 5 / 61 ᵛ |Christliche Oberkeyt vff andere weg gedencken
sollte, das sie irrige leüt von dem abhielte, das sie niemand ᵃ anders jrr machten
ᵇ vnd sye doch zum bericht ⁴ der warheyt bey handen behielte ᵇ .Vnnd ob 10
schon solche vor handen weren, ann denen keine ᶜ hoffnung oder gar geringe
were, etwas mit bericht ann jnen zu schaffen, weren aber doch solche leüt, das
man ann jnen mehr einfeltige verwirrung dan ⁵ arglistiger boßheyt spürete,
weren sie dennoch zu halten, das sie den jren vnnd anderen doch am zeitlichen
zu nutz leben möchten, on das ᵈ sie anderen heimgeschicket wurden, bei 15
denen sie etwan gar ᵉ vil schadens anrichten ᶠ ,ehman jr gewarr würt ᵍ .
Bei den alten heyden, die etwas policy ⁶ gehabt, hat man keynen übelthäter
oder solchen menschen ann andere ort verschicket, des mann hette besorgen
müssen, das er ann solichen orten vnraht geschaffet hette, vnd hat jn doch
auch nit frei lassen schaden thun oder inn gefencknüs gehalten on nutz, son- 20
der weg vnnd mittel funden, das man solche zu nutzlicher arbeyt geprauchet
vnd jnen zu leben gegeben hat, doch das sie niemand damit haben schaden
könden ⁷ .|6/62 ʳ [Cedula] |
x)–x) Dasselbig: b.
y) von Bucer korr. aus: das: a.
z) von Bucer über der Zeile nachgetragen und eingewiesen: a.
a) nymandts: b.
b)–b) von Bucer vor den linken Rand geschrieben und eingewiesen für gestr.: zu solchem
bericht bei handen behieltenn: a.
c) von Bucer korr. aus: kein: a; kain: b.
d) danach von Bucer gestr.: das: a.
e) über der Zeile nachgetragen und eingewiesen: b.
f) zurichten: b.
g) wurde.
1. Vgl. oben S.439, Anm.8.
2. Vgl. oben S.441, Anm. 10.
3. was.
4. Vgl. oben S.441, Anm.10.
5. als.
6. Staatsordnung, Regierung, Regiment.
7. Wohl ein Hinweis auf die Praxis der hohen Kaiserzeit und der Spätantike, Verbrecher
niederen Standes zu Zwangsarbeit in staatlichen Bergwerken, Webereien und sonstigen Fabriken
zu verurteilen; vgl. hierzu Mommsen, Römisches Strafrecht, S. 949–955; Millar, Condemnation
to Hard Labour; Krause, Gefängnisse im Römischen Reich, S. 87–91 und 111–
114; ders., Kriminalgeschichte der Antike, S. 73–75; Nogrady, Römisches Strafrecht; Frateantonio,
Religiöse Autonomie, S. 150. Dieselbe Forderung nach Zwangsarbeit zum Wohle
der Allgemeinheit macht Bucer später in ›De regno Christi‹ (BOL 15, S.245; vgl. dort die