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10. was bucer zu marburg disputierthat
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B[ucer]:
Lase jme vß dem 6.cap. Luce, da der herre dan gesagt, der von dir begert, dem
gib, leighet auch denen, von welchen jr nichts verhoffet ¹ etc., vnnd zeiget
daruß an, das ⁱ der herre selbst dieße regel jn allen derley sachen gegeben hab:
Was|16 ᵛ |jrwolt, das euch die leude thun, das thut jr jnen auch ² ;derhalben,
wo sich die sach mit dem nehsten also zutregt, das, so wir an seiner stat stunden,
billich begerten, das man vns gebe, ader das wir selbst genomen liesßen
Oder leighen, wen von vnns schon nit allein kein vbernutzung, sonder auch
die gelyhen summa nit widder zubekomen hoffen konde, das wir alsdan
vnnserm nehsten thun, wie wir jn solchem fal ʲ wolten, das vns geschee. Wo
aber der nehst des vermugens, das er mit eins andern gelde gewynnen kan,
wilchs derselbig dweil nit one seinen nachteil mangelt, so erfordere die liebe,
das er von solchem gewyn seinem nehsten, des gelt er genutzet, auch mitteile.
Dasselbig ist dan kein verpottner wucher,dan er geschieht mit nutz vnnd one
schaden des nehsten ³ .Woesnudermasßen, es sey mit zinsen oder jn andern
hendeln, gehandelt wirdet, so werde der liebe noch gehandlet vnd hab es niemants
zuschelten. Wo aber der nehst beschwert werde, das | 17 ʳ |verdamen
auch wir. Nusey aber die gemein masßigung ⁴ funffe vom hundert der gestalt,
das solchen zinß gemeinlich die, so frembt gelt gebrauchen, mit jrem
nutzen wol geben konnen ⁵ .Wodan der kast zu Aldendorff ⁶ dießer pillicheit
nach gehandelt hab, so muge jnen Jorg nit schelten; dan denen leuten, so
man des kastens gelt fursetzt, damit baß gedienet wirdet, dan so man dem kasten
eigene gueter kauffte vnnd dauon den segen gottes ᵏ vor ⁷ die armen erwarte.
Es solte alles kirchen gut jn drey teile geteilet ⁸ vnnd also gebraucht
i) danach gestrichen: O.
j) korr. aus: ual.
k) danach gestr.: vor den.
1. Lk 6,30.34.
2. Lk6,31; Mt7,12.
3. Der Frage des Zinsnehmens widmet sich Bucer erneut am Ende seines Lebens, als er in
eine Disputation mit dem Cambridger Professor John Young verwickelt wird (Scripta Anglicana,
S.789–796; Hopf,English Reformation, S.122–126; Vogt,Bucer und die Kirche von
England, S. 100–102; Greschat, Bucer, S.266 f. [= 1.Aufl., S.242 f.]).
4. Ordnung, Maßgabe.
5. Auch bei anderen Gelegenheiten ging Bucer von der Angemessenheit eines Zinssatzes
von vier oder fünf Prozent aus. Am 14. Januar 1535 erkundigte er sich brieflich bei Margarethe
Blarer, ob sie von einer Möglichkeit in Konstanz wisse, 100 Gulden zu etwa diesem
Zinssatz anzulegen. Aufgrund seiner exponierten Stellung in Straßburg und der zu erwartenden
Mißbilligung seitens der dortigen Täufer wolle er vermeiden, ein solches Geschäft in
Straßburg zu tätigen (QGT 8 [Elsaß I], Nr. 630, S.414; Regest in Schieß, Briefwechsel II,
Nr. 40, S.813).
6. Vgl. oben S. 495,3 mit Anm. 2.
7. für.
8. Eine ähnliche Einteilung des Kirchenguts nimmt Bucer wenige Monate zuvor in seinem
›Bedencken vonn Kirchenngüterenn‹ vor (vgl. BDS 12, S.46,8–47,14); Bucer kennt
aber auch eine Vierteilung des Kirchenguts (vgl. BDS 7, S.488,2–6; BDS 9,1, S.306,1–5;
S. 307, Anm. 365; BDS 12, S. 49,4–18; S. 383,10–21).
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Lase jme vß dem 6.cap. Luce, da der herre dan gesagt, der von dir begert, dem
gib, leighet auch denen, von welchen jr nichts verhoffet ¹ etc., vnnd zeiget
daruß an, das ⁱ der herre selbst dieße regel jn allen derley sachen gegeben hab:
Was|16 ᵛ |jrwolt, das euch die leude thun, das thut jr jnen auch ² ;derhalben,
wo sich die sach mit dem nehsten also zutregt, das, so wir an seiner stat stunden,
billich begerten, das man vns gebe, ader das wir selbst genomen liesßen
Oder leighen, wen von vnns schon nit allein kein vbernutzung, sonder auch
die gelyhen summa nit widder zubekomen hoffen konde, das wir alsdan
vnnserm nehsten thun, wie wir jn solchem fal ʲ wolten, das vns geschee. Wo
aber der nehst des vermugens, das er mit eins andern gelde gewynnen kan,
wilchs derselbig dweil nit one seinen nachteil mangelt, so erfordere die liebe,
das er von solchem gewyn seinem nehsten, des gelt er genutzet, auch mitteile.
Dasselbig ist dan kein verpottner wucher,dan er geschieht mit nutz vnnd one
schaden des nehsten ³ .Woesnudermasßen, es sey mit zinsen oder jn andern
hendeln, gehandelt wirdet, so werde der liebe noch gehandlet vnd hab es niemants
zuschelten. Wo aber der nehst beschwert werde, das | 17 ʳ |verdamen
auch wir. Nusey aber die gemein masßigung ⁴ funffe vom hundert der gestalt,
das solchen zinß gemeinlich die, so frembt gelt gebrauchen, mit jrem
nutzen wol geben konnen ⁵ .Wodan der kast zu Aldendorff ⁶ dießer pillicheit
nach gehandelt hab, so muge jnen Jorg nit schelten; dan denen leuten, so
man des kastens gelt fursetzt, damit baß gedienet wirdet, dan so man dem kasten
eigene gueter kauffte vnnd dauon den segen gottes ᵏ vor ⁷ die armen erwarte.
Es solte alles kirchen gut jn drey teile geteilet ⁸ vnnd also gebraucht
i) danach gestrichen: O.
j) korr. aus: ual.
k) danach gestr.: vor den.
1. Lk 6,30.34.
2. Lk6,31; Mt7,12.
3. Der Frage des Zinsnehmens widmet sich Bucer erneut am Ende seines Lebens, als er in
eine Disputation mit dem Cambridger Professor John Young verwickelt wird (Scripta Anglicana,
S.789–796; Hopf,English Reformation, S.122–126; Vogt,Bucer und die Kirche von
England, S. 100–102; Greschat, Bucer, S.266 f. [= 1.Aufl., S.242 f.]).
4. Ordnung, Maßgabe.
5. Auch bei anderen Gelegenheiten ging Bucer von der Angemessenheit eines Zinssatzes
von vier oder fünf Prozent aus. Am 14. Januar 1535 erkundigte er sich brieflich bei Margarethe
Blarer, ob sie von einer Möglichkeit in Konstanz wisse, 100 Gulden zu etwa diesem
Zinssatz anzulegen. Aufgrund seiner exponierten Stellung in Straßburg und der zu erwartenden
Mißbilligung seitens der dortigen Täufer wolle er vermeiden, ein solches Geschäft in
Straßburg zu tätigen (QGT 8 [Elsaß I], Nr. 630, S.414; Regest in Schieß, Briefwechsel II,
Nr. 40, S.813).
6. Vgl. oben S. 495,3 mit Anm. 2.
7. für.
8. Eine ähnliche Einteilung des Kirchenguts nimmt Bucer wenige Monate zuvor in seinem
›Bedencken vonn Kirchenngüterenn‹ vor (vgl. BDS 12, S.46,8–47,14); Bucer kennt
aber auch eine Vierteilung des Kirchenguts (vgl. BDS 7, S.488,2–6; BDS 9,1, S.306,1–5;
S. 307, Anm. 365; BDS 12, S. 49,4–18; S. 383,10–21).