494 10. gespräch mit hessischen täufern
Herman Bastian ¹ :
Begert auch das bekantnus zulesen, so wolle er alsdan antwort daruff geben,
vnnd sagt, er wolle sein meynung antzeigen, wiewol er vnberet seie, vor her
Butzern zureden. Erstlich hab er verstanden, das vnnserm g[nädig]en fursten
vnnd hern dieße sach hart angelegen seie vnnd hab jnen derhalben her ge- 5
schickt. Nu wisße Magister wol, wo es am jungsten blieben seie. Vnnd sagt,
nachdem sie gehandelt haben vom wucher vnnd ban, dauon hab er mit
vnserm g[nädigen] H[errn] zu Cassel auch geret. Nu hab er gelesen jn der
schrifft, wie der ban jn der schrifft gehalten werden solle ² .Das er nu sagen
solle, das kein Cristliche kirche bey vnns seie, wo der ban nit ist, das konne er 10
nit sagen. Nu konne aber auch die kirch one ban vnd one glauben nit sein.
B[ucer]:
Jst war,wogar kein zucht vnnd ban ist, da ist auch kein gemein ³ ,dan es seind
zweierley leute, gut vnnd bose, vnnd | 36 ᵛ |musßen sich alwege die guten jn
der gemeinschafft des herren zusamen thun vnnd den bosen auch mit tegli- 15
cher lere vnnd zucht besßern. Christus hat aber selber lange gepredigt vnnd
aber keinen recht geordenten ban gehabt. Nu konne er, Herman, daruß sich
gnungsam entschliesßen, das er mit gutem gewisßen jn die kirchen gehe vnnd
das wort gottes hore. Mit dem vsschliesßen haben wir zwo frucht, die eine ob
der vßgeschlosßne ˢ mocht schamrot werden vnnd sich bekeren, zum andern, 20
das er die andern nicht verfure.
Herman [Bastian]:
Man hab wol vor einem jar dauon gesagt, man wolle den ban anrichten, das
sey aber nit gescheen, vnnd kan die kirche one ban nit sein. Nu hab er vß keis)
danach gestr.: sich.
1. Hermann Bastian war ein angesehener Marburger Bürger, der als Gerber oder in der
Lederverarbeitung tätig war (Weiß, Herkunft und Sozialanschauungen, S. 171f.; vgl. auch
Yutzy Glebe, Use of Problematic Case Studies, S. 76); als einziger unter den festgenommenen
Täufern wurde er nicht in Wolkersdorf, sondern in Marburg gefangengehalten (Deppermann,
Melchior Hoffman, S. 325). Irregeführt durch das gleichlautende Pseudonym, das
der Bonner Drucker Laurenz von der Mülen für die Drucklegung von Bucers ›Was im Namen
des Heiligen Euangeli‹ im Jahre 1543 gewählt hat (vgl. BDS 11,1,S.24 f.; S.130,32;Bucer-Bibliographie
127; Piel, Geschichte des Bonner Buchdrucks, S. 65 f.), geht Lenz I, S. 318
(unter Berufung auf Varrentrapp,Hermann von Wied, S.153,Anm. 1)fälschlich davon aus,
daß der hier erwähnte Täufer Drucker in Marburg war.
2. Vgl. Mt 18,15–17, IKor 5,11.13, IIThess 3,6 und Tit 3,10.
3. Dieser Satz Bucers ist in der Forschung vielfach aufgegriffen worden; vgl. hierzu
Diehl,Geschichte der Konfirmation, S.5; ders.,Butzers Bedeutung, S. 47; Courvoisier,Notion
d’Église, S. 23, Anm. 2; Uckeley, Kirchenordnungen, S. 20; Hareide, Konfirmation,
S. 138, Anm. 9; Avis, Church, S. 49; Davis, No Discipline, No Church, S. 55; Collinson,
Godly People, S. 23; Kirby, Royal Supremacy, S.83; Wang, Church in China, S. 408,
Anm.188. Vgl. auch oben S.461,1.
Herman Bastian ¹ :
Begert auch das bekantnus zulesen, so wolle er alsdan antwort daruff geben,
vnnd sagt, er wolle sein meynung antzeigen, wiewol er vnberet seie, vor her
Butzern zureden. Erstlich hab er verstanden, das vnnserm g[nädig]en fursten
vnnd hern dieße sach hart angelegen seie vnnd hab jnen derhalben her ge- 5
schickt. Nu wisße Magister wol, wo es am jungsten blieben seie. Vnnd sagt,
nachdem sie gehandelt haben vom wucher vnnd ban, dauon hab er mit
vnserm g[nädigen] H[errn] zu Cassel auch geret. Nu hab er gelesen jn der
schrifft, wie der ban jn der schrifft gehalten werden solle ² .Das er nu sagen
solle, das kein Cristliche kirche bey vnns seie, wo der ban nit ist, das konne er 10
nit sagen. Nu konne aber auch die kirch one ban vnd one glauben nit sein.
B[ucer]:
Jst war,wogar kein zucht vnnd ban ist, da ist auch kein gemein ³ ,dan es seind
zweierley leute, gut vnnd bose, vnnd | 36 ᵛ |musßen sich alwege die guten jn
der gemeinschafft des herren zusamen thun vnnd den bosen auch mit tegli- 15
cher lere vnnd zucht besßern. Christus hat aber selber lange gepredigt vnnd
aber keinen recht geordenten ban gehabt. Nu konne er, Herman, daruß sich
gnungsam entschliesßen, das er mit gutem gewisßen jn die kirchen gehe vnnd
das wort gottes hore. Mit dem vsschliesßen haben wir zwo frucht, die eine ob
der vßgeschlosßne ˢ mocht schamrot werden vnnd sich bekeren, zum andern, 20
das er die andern nicht verfure.
Herman [Bastian]:
Man hab wol vor einem jar dauon gesagt, man wolle den ban anrichten, das
sey aber nit gescheen, vnnd kan die kirche one ban nit sein. Nu hab er vß keis)
danach gestr.: sich.
1. Hermann Bastian war ein angesehener Marburger Bürger, der als Gerber oder in der
Lederverarbeitung tätig war (Weiß, Herkunft und Sozialanschauungen, S. 171f.; vgl. auch
Yutzy Glebe, Use of Problematic Case Studies, S. 76); als einziger unter den festgenommenen
Täufern wurde er nicht in Wolkersdorf, sondern in Marburg gefangengehalten (Deppermann,
Melchior Hoffman, S. 325). Irregeführt durch das gleichlautende Pseudonym, das
der Bonner Drucker Laurenz von der Mülen für die Drucklegung von Bucers ›Was im Namen
des Heiligen Euangeli‹ im Jahre 1543 gewählt hat (vgl. BDS 11,1,S.24 f.; S.130,32;Bucer-Bibliographie
127; Piel, Geschichte des Bonner Buchdrucks, S. 65 f.), geht Lenz I, S. 318
(unter Berufung auf Varrentrapp,Hermann von Wied, S.153,Anm. 1)fälschlich davon aus,
daß der hier erwähnte Täufer Drucker in Marburg war.
2. Vgl. Mt 18,15–17, IKor 5,11.13, IIThess 3,6 und Tit 3,10.
3. Dieser Satz Bucers ist in der Forschung vielfach aufgegriffen worden; vgl. hierzu
Diehl,Geschichte der Konfirmation, S.5; ders.,Butzers Bedeutung, S. 47; Courvoisier,Notion
d’Église, S. 23, Anm. 2; Uckeley, Kirchenordnungen, S. 20; Hareide, Konfirmation,
S. 138, Anm. 9; Avis, Church, S. 49; Davis, No Discipline, No Church, S. 55; Collinson,
Godly People, S. 23; Kirby, Royal Supremacy, S.83; Wang, Church in China, S. 408,
Anm.188. Vgl. auch oben S.461,1.