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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 6,2): Zum Ius reformationis: Obrigkeitsschriften aus dem Jahre 1535 ... — Gütersloh, 1984

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https://doi.org/10.11588/diglit.29832#0031
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VOM AMPT DER OBERKAIT

27

| [A ia] | Vom Ampt der oberkait in sachen der religion und Gotsdiensts. Ain
bericht auß gotlicher schrifft des hailigen alten lerers und Bischoffs Augustini
an Bonifacium, den Kayserlichen Kriegsgrauen in Aphrica.
Ins Teütsch gezogen durch Wolfgangum Meüßlin, Prediger beym Creütz zu
Augspurg.
Mit ainer Vorrede und zu end des Buchs mit ainem kurtzen bericht von der
allgemainen Kirchen Marti[ni] Buceri.
j A 2 a | Martinus Butzer, ain diener der Kirchen Christi zu Straßburg, Zu dem Christ-
lichen leser.
GNad und frid von unserem Herren Jesu Christo mehre sich bey allen, die seines
reychs begeren1 2, Amen.
2Wie unser Herr und Hayland Jesus Christus uns taglich sein gnad und gayst reychli-
cher beweyset mit so unversehenlichem und wunderbarlichem fürgang seines reichs
wider alle tausentlist und gewalt des alten feinds, also feyret auch derselbig alt feind,
zerstorer und todschleger nicht über das ausser wüten und blütvergiessen, das er
allemal wider die, so den Herren als ainigen Hayland anrüffen, an manchen orten
grausamklich erwecket, unerhorete und gantz erschrockliche ergernuß falscher leer
einzufüren3 4, und underlasset ja allerdingen nicht, damit er dem zü weren verhoffet, das
die verirreten schaflin Christi recht wider versamlet; bey ain gehalten und also mit der
wayde rainer Christlicher lere zü aller gotsaligkait gewaydet und vor allem unrhat an
leib und seel bewahret würden.
4Und under anderem hat er nun auch das auffbracht, das ettwan vil güthertziger,
gotsforchtiger leüt durch ettlich seine werckzeüg alzumal5 vermessen frafler in dem
verirret werden, ob die oberkaiten, so das schwert tragen6, sich in irer regierung der
religion, Christlicher lere und lebens auch weyters annemen sollen dann so vil allain, als
inen darzü vonnoten sein wille, das sy ausseren, leiplichen friden, der doch auch under
den ungleubigen bestehn kan, bey den iren erhalten. Und würt fürgeben, solche obren
heben allain auf den eüsseren friden zü sehen, das man in leiplicher rüwe bey- und
mitainander leben künde, was man joch7 glaube oder sich gegen Gott beweyse, und
sollen sich des reichs Christi an im selb von ampts wegen der oberkait nichts underzie-
hen.
| Azb |8Diß kommet layder und wirt yetzund erwegt daher, der anrichter aller

1. Vgl. Mt 6,33: nach dem Reich Gottes trachten.
2. Sprichwort: Wa Gott die warheit, da treihet der Satan die lugen [Marg.]. Vgl. Wander 2, Sp. 84:
Wenn Gott sagt heut, sagt der Teufel morgen.
3. Falsche Lehre ist wie jedes widergöttliche Ansinnen ein Werk des Teufels.
4. Newer irrtumb, das sich die oheren der religion nichs heladen sollen [Marg.].
5. Allesamt.
6. Vgl. Ro 13,4.
7. Auch immer.
8. Wie die oberen die gotsdligkeit fürderen mogen [Marg.].
 
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