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OBRIGKEITSSCHRIFTEN
zerrüttung und feynd aller saligen ordnungen waißt wol, was grossen hails Gott ye und
ye durch gotsaligen obren bey den menschen geschaffet hat und wie leicht die obren, so
nach Got eyfern, zü allen zeyten die ergernussen falscher lere, welche wie der Krebs
umb sich ysset, und auch des lebens, damit nit ain wenig saurtaig den gantzen taig
verseüre9, verhüten und abschaffen und dagegen versehen mogen, das ire underthonen 5
recht Christlich geleret mit den ordenlichen Kirchenyebungen und allerlay güter
anraytzung zü der waren gotsäligkait gantz fruchtbarlich angefüret werden. Auß
weicher ursachen die schrifft die obren Gotter nennet10. Dann wie die obren im hoch-
sten gewalt seind, also sollen und künden sy auß beystand des hailigen fürstlichen
gaysts den inen Got, so sy darumb mit dem Künig David bitten11, sampt der hilff seiner 10
hailigen Engel nit versagt, mit irem dienst der regierung den leüten am hochsten zü
allem güten verhelffen und zum fürnämsten zü warer religion und aufgang des reichs
Gottes, wie dann den menschen überal nichts güt noch nutz sein mag, wa nit vor allem
das reich Gottes und sein gerechtigkait gesücht wirdt12; dann da allain, da man dises
zum ersten süchet, müß alles das, so man weyters bedarf und ymmer mit hayl begeren 15
mag, auß gnädiger schickung Gottes selbs züfallen.
13Und eben auß disem grund, das es Got also gefallen hat, so vil an den dienst und
bevelch der obren zü stellen und denselbigen so weyt zü gebrauchen wie in andren
menschlichen hendlen, also fürnämlich in der religion, schiltet die schrifft den Jero-
boam, welcher den falschen gotsdienst bey den gulden Kelberen hatte angericht, er 20
habe Israel gemacht sünden14. Also werden Ezechias und Josias so hoch gelobt, das sy
das volck wider zur Gotsäligkait gefüret und den bund Gottes mit in wider aufgerich-
tet haben, daß das volck nach Got wandlete und seine gebot hielte von gantzem hert-
zen und seel15. Welchen gotsäligen Künigen die schrift auch das zügibt, das sy hiemit,
das sy sich der religion so ernstlich angenommen und alle falsche leer und gotsdienst 25
mit so grossem eyfer abgeschafft und gestraffet, | A 3 a | den verdienten zorn Gottes
zum thayl abgewendt, zum thail aufgezogen haben16.
Sollich groß güt und gantz notdürftigen dienst der obren wolte uns der Sathan gern
abwenden, auch bey den güthertzigen und gotsäligen obren, damit er seinen raum,
alles verderben über uns zu füren, desto baß17 haben mochte18. Gibt darumb auch den 30
obren seinen tittel19, vertuncklet damit und raubet ihnen den iren, nennet sy weltlich
obren, wie der hailig Paulus die bosen gayster nennet xo(jgoxpaTopa<;20, weltregenten
9. Anspielung auf 1 Kor 5,6.
10. Vgl. Ps 82,6.
11. Vgl. Ps 51,12. B. hat den Vulgatatext vor Augen (et spiritu principali confirma me).
12. Vgl. Mt 6,33.
13. Die obren machen da^ volck sünden oder recht thun, nach dem s_y die religion anstellen [Marg.].
14. Vgl. 1X012,25 — 33.
15. Vgl. 2 Kö 18,3 f und 2 Kö 23,3 — 25.
16. Die Königsbücher beurteilen die Regierung der Könige nach deren Einsatz für die wahre
Religion.
17. Besser.
18. Weltlich obren sitid die teüfel [Marg.].
19. Der Satan gibt den Oberen seinen Namen, d. h. stellt sie unter seine Herrschaft.
20. Eph 6,12.
OBRIGKEITSSCHRIFTEN
zerrüttung und feynd aller saligen ordnungen waißt wol, was grossen hails Gott ye und
ye durch gotsaligen obren bey den menschen geschaffet hat und wie leicht die obren, so
nach Got eyfern, zü allen zeyten die ergernussen falscher lere, welche wie der Krebs
umb sich ysset, und auch des lebens, damit nit ain wenig saurtaig den gantzen taig
verseüre9, verhüten und abschaffen und dagegen versehen mogen, das ire underthonen 5
recht Christlich geleret mit den ordenlichen Kirchenyebungen und allerlay güter
anraytzung zü der waren gotsäligkait gantz fruchtbarlich angefüret werden. Auß
weicher ursachen die schrifft die obren Gotter nennet10. Dann wie die obren im hoch-
sten gewalt seind, also sollen und künden sy auß beystand des hailigen fürstlichen
gaysts den inen Got, so sy darumb mit dem Künig David bitten11, sampt der hilff seiner 10
hailigen Engel nit versagt, mit irem dienst der regierung den leüten am hochsten zü
allem güten verhelffen und zum fürnämsten zü warer religion und aufgang des reichs
Gottes, wie dann den menschen überal nichts güt noch nutz sein mag, wa nit vor allem
das reich Gottes und sein gerechtigkait gesücht wirdt12; dann da allain, da man dises
zum ersten süchet, müß alles das, so man weyters bedarf und ymmer mit hayl begeren 15
mag, auß gnädiger schickung Gottes selbs züfallen.
13Und eben auß disem grund, das es Got also gefallen hat, so vil an den dienst und
bevelch der obren zü stellen und denselbigen so weyt zü gebrauchen wie in andren
menschlichen hendlen, also fürnämlich in der religion, schiltet die schrifft den Jero-
boam, welcher den falschen gotsdienst bey den gulden Kelberen hatte angericht, er 20
habe Israel gemacht sünden14. Also werden Ezechias und Josias so hoch gelobt, das sy
das volck wider zur Gotsäligkait gefüret und den bund Gottes mit in wider aufgerich-
tet haben, daß das volck nach Got wandlete und seine gebot hielte von gantzem hert-
zen und seel15. Welchen gotsäligen Künigen die schrift auch das zügibt, das sy hiemit,
das sy sich der religion so ernstlich angenommen und alle falsche leer und gotsdienst 25
mit so grossem eyfer abgeschafft und gestraffet, | A 3 a | den verdienten zorn Gottes
zum thayl abgewendt, zum thail aufgezogen haben16.
Sollich groß güt und gantz notdürftigen dienst der obren wolte uns der Sathan gern
abwenden, auch bey den güthertzigen und gotsäligen obren, damit er seinen raum,
alles verderben über uns zu füren, desto baß17 haben mochte18. Gibt darumb auch den 30
obren seinen tittel19, vertuncklet damit und raubet ihnen den iren, nennet sy weltlich
obren, wie der hailig Paulus die bosen gayster nennet xo(jgoxpaTopa<;20, weltregenten
9. Anspielung auf 1 Kor 5,6.
10. Vgl. Ps 82,6.
11. Vgl. Ps 51,12. B. hat den Vulgatatext vor Augen (et spiritu principali confirma me).
12. Vgl. Mt 6,33.
13. Die obren machen da^ volck sünden oder recht thun, nach dem s_y die religion anstellen [Marg.].
14. Vgl. 1X012,25 — 33.
15. Vgl. 2 Kö 18,3 f und 2 Kö 23,3 — 25.
16. Die Königsbücher beurteilen die Regierung der Könige nach deren Einsatz für die wahre
Religion.
17. Besser.
18. Weltlich obren sitid die teüfel [Marg.].
19. Der Satan gibt den Oberen seinen Namen, d. h. stellt sie unter seine Herrschaft.
20. Eph 6,12.