VOM AMPT DER OBERKAIT
29
oder weltlich obren, so sy Got selb nennet Gotter, ordliche obren und gewaltigen, die
er wille vatter und hyrten21 sein seines volcks und seiner schaflin, welche er von der
welt erwolet22 hatt. Dieselbigen sollen die obren also wayden und regieren, das sy die
vor der welt bewaren. Die welt so gantz ins boß gesetzet23 ist, Gott, den vatter, und
5 Christum, den Herren, hasset, laßt sich nit regieren, das ist zu rechter ordnung anrich-
ten, sonder allain muß sy ir lassen etwan des argen zum thail eüsserlich wehren.
Nun, als der bose feynd sich allweg zum Engel deß leychts verstellen kan24 wie auch
seine Apostel zu Apostolen Christi25, wendet er seine verfurung auch in diser sachen,
darzügeben gar schone und Christliche reden für, als da seind:26 das reych Christi,
io unsers Herren, ist nitt von diser welt27, steht nitt in eüsserem thün, sonder im hertzen,
der h. gayst müß das regieren und bewaren; die gotsäligkait müß freywillig und on-
zwungen sein; Unser Herr Christus und die Apostolen, auch die hailigen marterer und
leerer haben, das h. Evangelium und Christlich leben zu fürderen, kayne obren ye
angerüffet; das reych Christi solle man durch den gaist und das wort fürdren, nit durch
15 verfolgen und zwingen28. Welches alles zü gütem verstand war und recht geredt ist;
nichts ist aber in denen reden allen, darauß volge, das der Sathan will, das nämlich die
obren sich des reichs Christi, der waren Religion in regierung nichts beladen solten,
sonder das widerspil29, das die obren nichts als mit so hochstem ernst verschaffen
sollen, als daß das reich Christi bey den iren ymmer fürbracht und erbawen werde.
20 30Welches ich vormittels gotlicher gnaden yetzund in ettlichen j A 3 b | Dialogis31
aufs klärest und auch freündtlichest auß gottlicher geschrifft zu beweysen fürgenom-
men hab sampt dem, das ware Christliche Religion allweg erfordret und wa sy ist
gewißlich mit bringet, das sich die leüt hertzlich mit ainander, auch eüsserlich thüns,
verainigen, zusamen halten, mit aller andacht gemaine predigen, gebett, diea hailigen
2; Sacramenten und andere Kirchenübungen besüchen und auch wunderbarlich daher in
rechtem glauben an Christum, unsern Herren, der dann durch die liebe zü allem güten
thätig ist32, gestercket und gefürdert werden. Dabey will ich auch auß beystand unsers
a) der.
21. Weltliche Obrigkeit wird hier nach alttestamentlichem Gebrauch >hirten und väter<
genannt. Vgl. 4M0S 27,17 und Jes 56,11. Vgl. dazu auch Zwingli >Der Hirt< (1524); CR Zw 3,
S. 1—68.
22. Erwählt.
23. Vgl. 1 Jo 5,19.
24. Vgl. 2Kor 11,14.
25. Vgl. 2Kor 11,13.
26. Die furnamesten argument des gegenthails. [Marg.].
27. Vgl. Jo 18,36.
28. Der Glaube läßt sich nicht erzwingen. Vgl. dazu BDS 5, S. 442, Z. 29—31 und Luther,
Von weltlicher Oberkeit (1523); WA 11, S. 271, Z. 17—19: »Denn Christen müssen ym glawben
regiert werden, nicht mitt eusserlichen wercken. Glawbe kan aber durch keyn menschen wortt
sondernn nur durch Gottis wortt komen, ...«.
29. Gegenteil.
30. Dialogi Buceri von diser sachen [Marg.].
31. s. u. S. 48 ff.
32. Vgl. Gal 5,6.
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oder weltlich obren, so sy Got selb nennet Gotter, ordliche obren und gewaltigen, die
er wille vatter und hyrten21 sein seines volcks und seiner schaflin, welche er von der
welt erwolet22 hatt. Dieselbigen sollen die obren also wayden und regieren, das sy die
vor der welt bewaren. Die welt so gantz ins boß gesetzet23 ist, Gott, den vatter, und
5 Christum, den Herren, hasset, laßt sich nit regieren, das ist zu rechter ordnung anrich-
ten, sonder allain muß sy ir lassen etwan des argen zum thail eüsserlich wehren.
Nun, als der bose feynd sich allweg zum Engel deß leychts verstellen kan24 wie auch
seine Apostel zu Apostolen Christi25, wendet er seine verfurung auch in diser sachen,
darzügeben gar schone und Christliche reden für, als da seind:26 das reych Christi,
io unsers Herren, ist nitt von diser welt27, steht nitt in eüsserem thün, sonder im hertzen,
der h. gayst müß das regieren und bewaren; die gotsäligkait müß freywillig und on-
zwungen sein; Unser Herr Christus und die Apostolen, auch die hailigen marterer und
leerer haben, das h. Evangelium und Christlich leben zu fürderen, kayne obren ye
angerüffet; das reych Christi solle man durch den gaist und das wort fürdren, nit durch
15 verfolgen und zwingen28. Welches alles zü gütem verstand war und recht geredt ist;
nichts ist aber in denen reden allen, darauß volge, das der Sathan will, das nämlich die
obren sich des reichs Christi, der waren Religion in regierung nichts beladen solten,
sonder das widerspil29, das die obren nichts als mit so hochstem ernst verschaffen
sollen, als daß das reich Christi bey den iren ymmer fürbracht und erbawen werde.
20 30Welches ich vormittels gotlicher gnaden yetzund in ettlichen j A 3 b | Dialogis31
aufs klärest und auch freündtlichest auß gottlicher geschrifft zu beweysen fürgenom-
men hab sampt dem, das ware Christliche Religion allweg erfordret und wa sy ist
gewißlich mit bringet, das sich die leüt hertzlich mit ainander, auch eüsserlich thüns,
verainigen, zusamen halten, mit aller andacht gemaine predigen, gebett, diea hailigen
2; Sacramenten und andere Kirchenübungen besüchen und auch wunderbarlich daher in
rechtem glauben an Christum, unsern Herren, der dann durch die liebe zü allem güten
thätig ist32, gestercket und gefürdert werden. Dabey will ich auch auß beystand unsers
a) der.
21. Weltliche Obrigkeit wird hier nach alttestamentlichem Gebrauch >hirten und väter<
genannt. Vgl. 4M0S 27,17 und Jes 56,11. Vgl. dazu auch Zwingli >Der Hirt< (1524); CR Zw 3,
S. 1—68.
22. Erwählt.
23. Vgl. 1 Jo 5,19.
24. Vgl. 2Kor 11,14.
25. Vgl. 2Kor 11,13.
26. Die furnamesten argument des gegenthails. [Marg.].
27. Vgl. Jo 18,36.
28. Der Glaube läßt sich nicht erzwingen. Vgl. dazu BDS 5, S. 442, Z. 29—31 und Luther,
Von weltlicher Oberkeit (1523); WA 11, S. 271, Z. 17—19: »Denn Christen müssen ym glawben
regiert werden, nicht mitt eusserlichen wercken. Glawbe kan aber durch keyn menschen wortt
sondernn nur durch Gottis wortt komen, ...«.
29. Gegenteil.
30. Dialogi Buceri von diser sachen [Marg.].
31. s. u. S. 48 ff.
32. Vgl. Gal 5,6.