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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 6,2): Zum Ius reformationis: Obrigkeitsschriften aus dem Jahre 1535 ... — Gütersloh, 1984

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https://doi.org/10.11588/diglit.29832#0067
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DIALOGI

63

Sinnp: Was aber Gott an uns gefallet, das hat er uns wol in seiner geschrifft gebieten
künden; wir sollen im nit thun, was uns wolgefallet, sonder bey seinem wort bleyben,
nichts dartzü noch darvonthün, Deut. 4 [2]. Frid: Recht, mein Sinnprecht, ich wolte
aber, du gebest mir darauff richtig antwort: ob wir nit schuldig seyen und uns gebotten
sey, alles das von gantzem hertzen und willen zu thün und zü üben, das wir wissen, das
es Gott an uns wolgefallet.
Sinnp: Was uns gebotten, findet man in der gschrift. Frid: Ey, fürcht dir nitt vor der
warhait, so du anders die warhait süchest. Gib dem Herren die ehre und sag frey
herauß, das dir j [C 2 b] | Gott doch zü erkennen geben hatt, du sollt Gott ob 78 allen
dingen auß allen deinen krefften lieben 79 , ist dem nitt also? Sinnp: Widersprich ichs
doch nitt. Frid: Vermag aber solche allerhochste liebe nit, das du alles das mit lust
deines hertzens und allerhochstem fleyß übest, das du ymmer gedencken mügest, das es
Gott an dir liebe und im gefellig seye?
Sinnp: Die liebe vermag alles 80 . Ich red von gebotten. Frid: Ist dir nun, mein brüder,
die liebe gebotten, die alles vermag, und bringet dieselbige, das alle deine gedancken,
wort und werck nach dem willen Gottes fürgenommen, angerichtet und volbracht
werden, ist dir dann in diser liebe nitt solches alles auch gebotten, nämlich, das ja alle
deine gedancken, wort und werck zun ehren Gottes abgehn sollen, und also auch
gebotten alle die weysen, maß und gebreüchen, die dartzü ymmer dienstlich sein
künden? Wenn du deinem gesind gebeütest, sy sollen dir ettwan ain gast wol und
ehrlich halten 81 : Wiltu inen nit hiemit gebotten haben alles, das sollich wol und ehrlich
halten in sich hat und vermage?
Lieber mein Sinnprecht, scheühe dich nit zü bekennen, das du doch die warhait sein
erkennen müßt, nämlich im gebott der liebe alles das gebotten sein, das die liebe
aygentlich mittbringet und also in disem hohem gebott Gottes warlich begriffen sein,
das man zü sein zeyten gen Kirchen gange, hore das wort Gottes, empfahe die Sacra-
menten und übe alles das jhene, das uns der Herr, freylich allain zur besserung, erba-
wung der waren, selbwilligen und gantz freyen gotsäligkait, verordnet hat 82 . Der
hailig Paulus, da er von besserlicher ordnung mit frembder sprachen in der gemain zu
reden und dem Weyssagen i.Corin. 14 [1—40] underricht gibt, beschleüßt er also:
Duncket sich yemandt ain Prophet oder gaistlich sein, so erkenne er, das die ding, so ich euch
schreih, deß Herren gehot seincfi^. Nun hatte der lieb Apostel den Corintheren kain solche
gebott in aller schrifft künden anzaigen, das außtrucklich das innhielte, das er im
selbigen ort fürgibt.
Sinnp: Es darff schlechte bewärung nit, was der Apostel gebott Gottes nennet, die
will ich auch darfürhalten. Frid: | [C 3 a] | 84 Das wäre gnüg, wenn du auch dises Apo-
78. Über (von oben im flgürlichen Sinn).
79. Vgl. Mk 12,33.
80. Vgl. 1 Kor 13,7.
81. Mit Wohlwollen entgegentreten.
82. Vgl. 1 Kor 14,3.5.12.26.
83. 1 Kor 14,37.
84. So der herr und der Apostel lerete, wie man die kircbenubungen halten solle, gibt er guverstehn, das sy
got auch von uns forderet. [Marg.].
 
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