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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 6,2): Zum Ius reformationis: Obrigkeitsschriften aus dem Jahre 1535 ... — Gütersloh, 1984

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https://doi.org/10.11588/diglit.29832#0073
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DIALOGI

69

theür, dann inen sollichs alles wort und ordnungen seind des ewigen lebens; ir hertz ist
gegen der widergeburt und gemainschaft Christi so brennend, das warlich bey inen
anders nit folgen mag, dann das sy alßbald für sich und die iren mit dem athiopen
sagen: Sih da, wasser, wer weret, getaujjt werden?115 Und mit den lieben alten hailigen:
5 laß einher scheynen dein liecht und trew, die mich gelayten %u deinem hailigen berg und deiner
wonunge, das ich komme %u dem Altar Gottes, %u dem Got der jreüd meines jrolockens undpreyse
dich auj der Harpjen, O mein Got. Psal. 43 [3. 4].
Lieben brüder, so Got, unser himlischer vatter, seine güte und gnad durch Christum
Jesum, unsern Herren, yetzund im newen Testament sovil herrlicher erzaiget und bey
10 den seinen seine gegenwertigkait sovil gewaltiger beweyset, wie solten die rechtgleu-
bigen yetzund zü den hailigen versamlungen und Sacramenten nit auch vil mehr hitz
und begird bey inen befinden, dann die alten ye bewysen haben? Dann wir ja sehen und
horen, das die alten hailigen Künig und Propheten zu sehen und zu horen begeret
haben und aber nit gesehen noch gehoret116. Derhalb uns gar wol zü bedencken ware,
15 lieben brüder, was ernster andacht und hertzlicher begirde zü den hailigen Cerimonien
die alten gehebt haben, wie uns dann sollichs oben in yetz angezognen worten fürge-
ben ist. Und denn auch im 42. Psalmen [1 —4]: Wie der Hirsch (sagen die lieben hailigen
auß ainem mund und hertzen) schreyet ^un wasserbachen, also schreyet mein seel sß dir, O
Gott. Es dürstet mein seel %u Got, %u dem lebendigen Gott; wann werde ich kommen und sehen das
20 angesicht gottes. Mein trabernl waren meine speyß tag und nacht, als man %u mir taglich sagte:
Wa ist dein Got? Nun reden die hailigen hie von dem zü Got kommen und sein angesicht
sehen, das in der gmain Gottes, im hailigen tabernackel geschahe, davon diser Psalm
lautet, dann sunst hatten und sahen sy Got, wenn sy sein mit glauben begerten. Diß
sicht ain yeder, der nur liset, das an yetz eingefürtem ort folget: Ich goß auß mein seel in
25 mir, als ich des gedacht, wie \ D 3 a | ich den haujjen mit jrolichem lobgesang %um hauß Gottes
juret undgelaytet die hochspytliche scharn%. Dise anmüt und hitzige begird zü den hailigen
versamlungen und Cerimonien ist auch im 84. [1—3] gar schon und ernstlich außge-
trucket: Wie lieplich, singt der hailig hauff, send deine wonungen, O Got Zebaoth! Mein seel
ist erhit^iget und verschmahet vor begirden %u den vorhojen Gottes, mein hert^ undjlaisch schreyen
30 %u dem lebendigen Got119.
Sehet, lieben brüder, also steht der rechtgleubigen sinn und hertz gegen120 den
hailigen versamlungen und Cerimonien und sovil mehr nun im newen testament, sovil
sich Got uns in Christo, unserem Herren, reichlicher dargibt.
Und daher ist kommen, das wir von der ersten Kirchen lesen, Act. 2 [42]: Sy hielten
3; beharrlich an an der lere der Apostel, der gemainschajjt, dem brotbrechen und dem gebet. Also
haben dann die waren kirchen Christi ye und ye sich mit hochster andacht zü den
hailigen Sacramenten versamlet und dabey gehalten. Und wie künde es noch heütigs
115. Apg 8,36.
116. Vgl. Lk 10,24.
117. Tränen.
118. Ps 42,5.
119. Ps 83,3 (Vulgata): »cor meum et caro mea exultaverunt in Deum vivum«. Vgl. Lutherbi-
bel Ps 84,3.
120. Gegenüber.
 
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