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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 6,2): Zum Ius reformationis: Obrigkeitsschriften aus dem Jahre 1535 ... — Gütersloh, 1984

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https://doi.org/10.11588/diglit.29832#0158
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OBRIGKEITSSCHRIFTEN

lichen rechten beraubet sein und als die verworfnen und verachten allain in dem, das
die aufenthalt ires ellenden lebens erfordert, geduldet werden. Doch das den frummen
gotsforchtigen leüten nit verbotten sey, solche verachter gotlicher gnaden durch
besondere freündtschafft und gütthaten zum Christlichen leben anzuraitzen.
Hart: Das ist nun derenhalb, die nye Christen gewesen seind. Wie aber mit denen, die
in der kindthait oder hernacher durch den tauf ins Christenthumb aufgenommen
seind? Frid: Dise solle man als die mehr undanckbaren und die Got schwarer verachten
noch schmählicher und sträflicher halten. Sinnp: So zwinget man sy zur heüchlerey
und machet, das iren vil sich in die gemain Gottes on glauben mitt falschem schein
einmischen und hernacher nur desto grosseren schaden thünd, das weger679 wäre, man
hette inen nitt ursachen geben, den schalck also zü decken680, wie wir das an vil ortten
nun erfaren haben, da man nit hat wollen in die rhät und regierung kommen lassen, die
sich mit empfahung der Sacramenten und anderem ausserem thün nicht wolten zü der
gemayn Gottes halten. Dann die ergsten feind der warhait, da sy gesehen, das nieman
gelten solte, der sich nicht auch als Evangelisch sein erzaigete, haben sy sich ainsmals
verstellet und den ausseren schein dermassen fürgewendet, das sy mit den fürnemsten
worden seind und auß dem haben sy zü irer gelegenhait dem reych Gottes den grosten
schaden gethon. Frid: Da müßte man aber an worten und Sacrament empfahen nicht
genüg ha- [S 4 a] | ben, sonder dabey fleissig sehen auf die hauptfrucht des Christli-
chen thüns, Als da seind: Rechter Heldenmüt, ware Gotsforcht, erbarkait, trawe und
glaube und dem geitz und allem argen recht feind sein. Nach welchen stucken der
frumm Jethro dem Mose riedte, oberen zü wolen681, Exodi. 17682. Dise ding lassen sich
nicht in falschem schein fürgeben. Und wa man hierauff mit ernst sehe, wurde der
gleißner verschlagen und verstellen wenig außrichten.
Sinnp: Man findet aber yetz in diesem span der religion oft die in den yetz erzeleten
rechten tugenten, die zur regierung über das volck Gottes erfordert werden, warlich
fürtreffen und künden sich doch noch nit in die gemainschafft geben ewerer Sacramen-
ten und anders, hangen noch ettwas am alten brauch. Und dagegen seind vil, welche im
ausseren thün die besten sein wollen, die doch warlich wenig rechts verstands warer
erbarkait und gotsäligkait haben.
683Frid: Es ist hierin iaider vil fehls und werden offt gantz schedliche heüchler der
waren erbarkait fürgezogen. Wie aber dem allem684, wa die oberkaiten nach irem
befelch ernstlich versehen, das die iren alle getrewlich und mit rechter beschaidenhait
des gaists Christi der ainfalt warer Christlicher leer und der rainen haußhaltung der
gemainden Gottes in Sacramenten und anderem berichtet werden, da wirts nit müglich
sein, das yeman von den rechten helden Gottes, die zun ehren und der regierung der
kinder Gottes zü ziehen seind, solte den Bäpstlichen mißbreüchen verharrlich anhen-
679. Besser.
680. Ihre Bosheit zu verheimlichen.
681. Wählen.
682. Vgl. 2 Mos 18,21 — 23.
683. Wa tnans Evangelion rechtprediget, werden die rechte wejsen und redlichen sich von der gemajn gottes
nit absünderen. [Marg.].
684. Wie dem aber auch sei.
 
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