Reutlingen
4. Zuchtordnunga
26. Mai 1573
Vonn abstellung etlicher hauptlaster, so vonn einem erbaren rath ernstlich zu haltenn unnd die uberthrätter
derselbigen jeder zeit nach gelegenhait der sachen zustraffen fürgenommen hatt, alls namblichb gotz
lesterung, zutrinckhen, spilen, ehebruch unnd hurerey
Wiewoll ein jeder christenmensch, dem vonn Gott,
dem almechtigen, unnserm schöpffer, sein seilich-
eitc unnd vernunfft gnediglichen gegebenn, sich vor
dennd schanndtlosenn, vonn got unnd der hailigen
schrifft hochverbottenn, verhastenn, auch der seele
unnd leibs schadtlichen unnd verderblichen lastern
der gotzlesterung, uberflissigen essens unnd trin-
ckens, spils, ehebruchs unnd hurerey bey vermei-
dung der grewlichen straff unnd peenen, verdamnus
unnd verlierung der gnaden Gottes unnd ewiger sä-
ligkeit billich enndthalten solt, wie man dan däg-
lichs ohne unnderlaß durch die diener der kürchen
und verkünder deß hailigen Gottes wortz mit hohem
ernnst genugsamlich uß der hailigen, gottlichenn
schrifft, (so unns darüber sollich ewig verderbenn
throwet) davon abzustehn, erinnert, gewarndt unnd
ermandt würdt, |30r | desselbigenn aber alles ohnn-
geacht, wöllen sich die obbemeltenn haubtlaster
dermassenn under allen menschen, hochs unnd nider
standtz, einreissenn, wie sie dan albereit (leider,
Gott erbarms) bey jungen unnd altenn, fraw- unnd
mannß personen im schwanckhen gheenn, das zu-
besorgen, wa denen mit stattlicheme ernst unnd zeit-
licher, leiblicher straf nit fürkommen unnd begegnet
solte werdenn, sie wurdenn ohne alles scheuhenn der
straffenn vonn tag zu tag, je lennger, ye mehr uber-
a Textvorlage A (Handschrift): StadtA Reutlingen Statu-
tenbuch II, fol. 29v-35r. Textvorlage B (Handschrift):
HStaatsA Stuttgart B 201 Bü 2, fol. 169r-217r.
b B: namblich von.
c B: sinnlichait.
d B:dem.
e B: stattlichem rath.
handt gewinnen unnd entlichf den grössern thail
auchg zu verlust irer seelen hails gereichen.
Dieweil dann diser zeit solche laster auß den
hertzen der menschen mit verkündung deß hailigen
wortz Gottes nit genomen noch auch mit anzeigung
der grewlichen straffenn unnd pennen, ewiger ver-
damnus, auch verderbenn leibs unnd guts, nit abge-
schreckht werdenn wöllenn unnd die liebe Gottes
bey vilenn so gar erkaltet unnd erloschen, so ist ein
erbarerh rath deri statt Reuttlingen als vonn Gott
verordnete christliche obrigkeit auß vernünfftigen,
genugsamen, billichen ursachen, wie sich dann deß
ein erbarer rath auß christenlicher, auch vonn
amptz wegenn schuldiger pflicht zuthuon schuldig
erkhenndt, bewegt wordenn, meniglich, hoch unnd
nider stanndtz, niemandtz ußgenomen, |30v | war-
nungs weyß christlich unnd freundtlicher meinung
zuerinneren unnd zuermanen, sich solcher ergerli-
chenn, schendtlichen unnd unchristlichenn lasterj,
auch sonnst all anderer unerberkeiten bey vermei-
dung der straffenn, so ein erbarer rath einem jeden
überfahrer nach gestalt unnd grosse seiner uber-
threttunng inn hienachvolgennden satzungen be-
stimptk oder sonnst noch fernner aufferlegen wur-
det, zuenthalten.
f B: entlich auch.
g Fehlt B.
h B: ersamer.
i B: dieser.
j B: laster deß gotzlösterens, zudrinckhens, spilenns, ehe-
bruchs unnd hurey.
k B: benennet.
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4. Zuchtordnunga
26. Mai 1573
Vonn abstellung etlicher hauptlaster, so vonn einem erbaren rath ernstlich zu haltenn unnd die uberthrätter
derselbigen jeder zeit nach gelegenhait der sachen zustraffen fürgenommen hatt, alls namblichb gotz
lesterung, zutrinckhen, spilen, ehebruch unnd hurerey
Wiewoll ein jeder christenmensch, dem vonn Gott,
dem almechtigen, unnserm schöpffer, sein seilich-
eitc unnd vernunfft gnediglichen gegebenn, sich vor
dennd schanndtlosenn, vonn got unnd der hailigen
schrifft hochverbottenn, verhastenn, auch der seele
unnd leibs schadtlichen unnd verderblichen lastern
der gotzlesterung, uberflissigen essens unnd trin-
ckens, spils, ehebruchs unnd hurerey bey vermei-
dung der grewlichen straff unnd peenen, verdamnus
unnd verlierung der gnaden Gottes unnd ewiger sä-
ligkeit billich enndthalten solt, wie man dan däg-
lichs ohne unnderlaß durch die diener der kürchen
und verkünder deß hailigen Gottes wortz mit hohem
ernnst genugsamlich uß der hailigen, gottlichenn
schrifft, (so unns darüber sollich ewig verderbenn
throwet) davon abzustehn, erinnert, gewarndt unnd
ermandt würdt, |30r | desselbigenn aber alles ohnn-
geacht, wöllen sich die obbemeltenn haubtlaster
dermassenn under allen menschen, hochs unnd nider
standtz, einreissenn, wie sie dan albereit (leider,
Gott erbarms) bey jungen unnd altenn, fraw- unnd
mannß personen im schwanckhen gheenn, das zu-
besorgen, wa denen mit stattlicheme ernst unnd zeit-
licher, leiblicher straf nit fürkommen unnd begegnet
solte werdenn, sie wurdenn ohne alles scheuhenn der
straffenn vonn tag zu tag, je lennger, ye mehr uber-
a Textvorlage A (Handschrift): StadtA Reutlingen Statu-
tenbuch II, fol. 29v-35r. Textvorlage B (Handschrift):
HStaatsA Stuttgart B 201 Bü 2, fol. 169r-217r.
b B: namblich von.
c B: sinnlichait.
d B:dem.
e B: stattlichem rath.
handt gewinnen unnd entlichf den grössern thail
auchg zu verlust irer seelen hails gereichen.
Dieweil dann diser zeit solche laster auß den
hertzen der menschen mit verkündung deß hailigen
wortz Gottes nit genomen noch auch mit anzeigung
der grewlichen straffenn unnd pennen, ewiger ver-
damnus, auch verderbenn leibs unnd guts, nit abge-
schreckht werdenn wöllenn unnd die liebe Gottes
bey vilenn so gar erkaltet unnd erloschen, so ist ein
erbarerh rath deri statt Reuttlingen als vonn Gott
verordnete christliche obrigkeit auß vernünfftigen,
genugsamen, billichen ursachen, wie sich dann deß
ein erbarer rath auß christenlicher, auch vonn
amptz wegenn schuldiger pflicht zuthuon schuldig
erkhenndt, bewegt wordenn, meniglich, hoch unnd
nider stanndtz, niemandtz ußgenomen, |30v | war-
nungs weyß christlich unnd freundtlicher meinung
zuerinneren unnd zuermanen, sich solcher ergerli-
chenn, schendtlichen unnd unchristlichenn lasterj,
auch sonnst all anderer unerberkeiten bey vermei-
dung der straffenn, so ein erbarer rath einem jeden
überfahrer nach gestalt unnd grosse seiner uber-
threttunng inn hienachvolgennden satzungen be-
stimptk oder sonnst noch fernner aufferlegen wur-
det, zuenthalten.
f B: entlich auch.
g Fehlt B.
h B: ersamer.
i B: dieser.
j B: laster deß gotzlösterens, zudrinckhens, spilenns, ehe-
bruchs unnd hurey.
k B: benennet.
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