4. Zuchtordnung 1573
Unnd erstlich vonn gotzlesteren
Hatt ein erbarer rath geordnet, wa hinfüro perso-
nen, baide, mannß unnd1 weibs geschlecht, sie sey-
enn jung oder allt, burger, unnderthonen, einwoner,
edel oder unedel1, frembden oder außleudte2, alhie
inn der statt oder annderstwa inn eines erbarenn
rathz oberkeiten bey dem namen Gottes, seinem
heilsamen leiden, wunden, crafft, macht unnd der-
gleichen etc. frefenlichen schweren, fluochen oder le-
steren oder aber Gott zumessenn würden, das seiner
göttlichen majesteten und gewalt nit bequeme, oder
mit seinen reden und werckenm das jenig, so Gott
zustehet, seiner almacht abschneiden |31r | wölte,
alls ob Gott ein ding nit vermöcht oder nit gerecht
were oder sonnst dergleichen frefenliche, verachtli-
che lästerwortt ohne mittel hin oder wider Gott,
sein allerhailigste menscheit oder die hailigen sa-
cramente redtte, der- oder dieselben sollen von ei-
nem erbaren rath oder denn jenigen, so ein rath ye-
desmahn darzu verordnen würdeno, wa die überfah-
rung so groß, am lebenn oder mit benemung etlicher
glider oder aber inn ander weg mit gefengnußen oder
an gelt, wie sich das jedes mahls nach gelegenheit
der person unnd geüebter gotzlästerung, auch ord-
nung der rechten [er]eigt unnd gebürt, gestrafft
unnd gepüesset werden.
Unnd sollenn bey jeder zunfft etlich darzu heim-
lich verordnet werdenn, die auff dergleichen gotzlö-
sterung achtung gebenn, welche nachmalen den
zunfftmaistern angezaigt und vonn inen, den ver-
ordneten zuchtherren deß cleinen raths, (zum we-
nigsten alle cottember3 ainmal) oder nach gelegen-
heit der lösterung gleich, so baldt die beschehen, an-
gebracht sollenn werdenn. Also sollen auch die
knecht uff den stuben und bey denn gesellschafften
und gemeinlich alle die, so diennst von gemeiner
l B: oder.
m B: worten.
n B: yedesmahl nach gelegennhait.
o B: würt.
p B: forschunng.
1 Adelig oder bürgerlich.
2 Ausbürger, Pfahlbürger: Personen, die die Rechte der
statt habenn, auch die wirt, die jenige, so also gotz-
lästeren, den verordneten anzuzaigen und solche zu
rüegen schuldig sein und soll hierinnen niemandtz
verschonet werdenn. |31v |
Von zauberey, theufelsbeschwehrern
unnd warsagern
Es last auch ein erbarer rath allen burgern, burge-
rin, einwohner unnd einwohnerin und gemeinlich al-
len ieren zugethonen und hindersäßen ernnstlich
unndersagen, das sich niemandts der zauberer,
schwartzkünstler oder teufelsbeschwerer raths, hilff
oder beistandt inn erkundigung oder erforschungp
verborgner, verlorner oder sonnst argwunischer sa-
chenn oder auch zu abwendung einer kranckheit
unnd schaden ime selbs, den seingen oder annderen
zu vermeintem fürstandt gebrauchen oder suchen,
auch kein der gleichen personen unnderhalten oder
herbergen, sonder sich deren genntzlich müeßigen
und endthalten sollenn bey straff, einem jeden über-
fahrer nach gestaltsami der sachen ernnstlich unnd
ohn nachleßig uffzulegen.
Vom ehebruch
Nachdem das hauptlaster deß ehebruchs nit allein
vonn Gott, dem almechtigen, bey greulichen straf-
fenn unnd pennen ewiger verdamnus4,|32r | sonnder
auch inn keyserlichen rechten5 bey endtsetzung der
ehren ausstruckenlich und clarlich verbottenn, so ist
doch eines ersamen raths auß genugsamem, pilli-
chem bedennckhen nicht destominder zu diser nach-
volgennder satzung verursacht wordenn, das, wel-
che personen, es seyen weib oder man, im ehebruch
begriffenn oder sollich laster auff jemandt durch
rechtmessig vermuottungen, iuditia und anzeigun-
Städter genossen, jedoch außerhalb der Stadtmauern
wohnten, vgl. LMA I, Sp. 1246fVI, Sp. 1993.
3 Die Quatember bezeichnen die Vierteilung des kirchli-
chen Jahres. Sie liegen in der ersten Fastenwoche, in der
Woche vor Pfingsten, in der ersten Oktoberwoche und
im Advent; vgl. Bieritz, Kirchenjahr, S. 50, lllf., 149.
4 Vgl. Jer 3,8; Mt 5,27-32. Demgegenüber aber Joh 8,3-11.
5 Constitutio criminalis Carolina, Art. 120.
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Unnd erstlich vonn gotzlesteren
Hatt ein erbarer rath geordnet, wa hinfüro perso-
nen, baide, mannß unnd1 weibs geschlecht, sie sey-
enn jung oder allt, burger, unnderthonen, einwoner,
edel oder unedel1, frembden oder außleudte2, alhie
inn der statt oder annderstwa inn eines erbarenn
rathz oberkeiten bey dem namen Gottes, seinem
heilsamen leiden, wunden, crafft, macht unnd der-
gleichen etc. frefenlichen schweren, fluochen oder le-
steren oder aber Gott zumessenn würden, das seiner
göttlichen majesteten und gewalt nit bequeme, oder
mit seinen reden und werckenm das jenig, so Gott
zustehet, seiner almacht abschneiden |31r | wölte,
alls ob Gott ein ding nit vermöcht oder nit gerecht
were oder sonnst dergleichen frefenliche, verachtli-
che lästerwortt ohne mittel hin oder wider Gott,
sein allerhailigste menscheit oder die hailigen sa-
cramente redtte, der- oder dieselben sollen von ei-
nem erbaren rath oder denn jenigen, so ein rath ye-
desmahn darzu verordnen würdeno, wa die überfah-
rung so groß, am lebenn oder mit benemung etlicher
glider oder aber inn ander weg mit gefengnußen oder
an gelt, wie sich das jedes mahls nach gelegenheit
der person unnd geüebter gotzlästerung, auch ord-
nung der rechten [er]eigt unnd gebürt, gestrafft
unnd gepüesset werden.
Unnd sollenn bey jeder zunfft etlich darzu heim-
lich verordnet werdenn, die auff dergleichen gotzlö-
sterung achtung gebenn, welche nachmalen den
zunfftmaistern angezaigt und vonn inen, den ver-
ordneten zuchtherren deß cleinen raths, (zum we-
nigsten alle cottember3 ainmal) oder nach gelegen-
heit der lösterung gleich, so baldt die beschehen, an-
gebracht sollenn werdenn. Also sollen auch die
knecht uff den stuben und bey denn gesellschafften
und gemeinlich alle die, so diennst von gemeiner
l B: oder.
m B: worten.
n B: yedesmahl nach gelegennhait.
o B: würt.
p B: forschunng.
1 Adelig oder bürgerlich.
2 Ausbürger, Pfahlbürger: Personen, die die Rechte der
statt habenn, auch die wirt, die jenige, so also gotz-
lästeren, den verordneten anzuzaigen und solche zu
rüegen schuldig sein und soll hierinnen niemandtz
verschonet werdenn. |31v |
Von zauberey, theufelsbeschwehrern
unnd warsagern
Es last auch ein erbarer rath allen burgern, burge-
rin, einwohner unnd einwohnerin und gemeinlich al-
len ieren zugethonen und hindersäßen ernnstlich
unndersagen, das sich niemandts der zauberer,
schwartzkünstler oder teufelsbeschwerer raths, hilff
oder beistandt inn erkundigung oder erforschungp
verborgner, verlorner oder sonnst argwunischer sa-
chenn oder auch zu abwendung einer kranckheit
unnd schaden ime selbs, den seingen oder annderen
zu vermeintem fürstandt gebrauchen oder suchen,
auch kein der gleichen personen unnderhalten oder
herbergen, sonder sich deren genntzlich müeßigen
und endthalten sollenn bey straff, einem jeden über-
fahrer nach gestaltsami der sachen ernnstlich unnd
ohn nachleßig uffzulegen.
Vom ehebruch
Nachdem das hauptlaster deß ehebruchs nit allein
vonn Gott, dem almechtigen, bey greulichen straf-
fenn unnd pennen ewiger verdamnus4,|32r | sonnder
auch inn keyserlichen rechten5 bey endtsetzung der
ehren ausstruckenlich und clarlich verbottenn, so ist
doch eines ersamen raths auß genugsamem, pilli-
chem bedennckhen nicht destominder zu diser nach-
volgennder satzung verursacht wordenn, das, wel-
che personen, es seyen weib oder man, im ehebruch
begriffenn oder sollich laster auff jemandt durch
rechtmessig vermuottungen, iuditia und anzeigun-
Städter genossen, jedoch außerhalb der Stadtmauern
wohnten, vgl. LMA I, Sp. 1246fVI, Sp. 1993.
3 Die Quatember bezeichnen die Vierteilung des kirchli-
chen Jahres. Sie liegen in der ersten Fastenwoche, in der
Woche vor Pfingsten, in der ersten Oktoberwoche und
im Advent; vgl. Bieritz, Kirchenjahr, S. 50, lllf., 149.
4 Vgl. Jer 3,8; Mt 5,27-32. Demgegenüber aber Joh 8,3-11.
5 Constitutio criminalis Carolina, Art. 120.
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