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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Arend, Sabine [Oth.]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (17. Band, 2. Teilband = Baden-Württemberg, 4): Reutlingen, Ulm, Esslingen, Giengen, Biberach, Ravensburg, Wimpfen, Leutkirch, Bopfingen, Aalen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2009

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https://doi.org/10.11588/diglit.30657#0074
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Reutlingen

gen erwisenn unnd kundtbar würt, der oder die sol-
len zu dem ersten mahl umb zehenq guldin gestrafft
unnd darzu der mann 14 tag inn den thurn unnd das
weib inn gebürliche gefencknus auch so lanng, mit
habermuoß, wasser unnd brott gespeust unnd ge-
threnckht, endthalten werdenn.
Ob sich aber begebe, das personen, so ainander
inn sipp- unnd schwagerschafft verwandt, oder das
ein diennstknecht mit seines hern oder maisters ehe-
frawen den ehebruch begienge, oder aber, das ainer
zum anndern oder dritten mahlen inn laster deß ehe-
bruchs begriffen oder durch rechtmessige vermuot-
tungen, iuditia und genugsame anzeigungen dessenn
überzeuget6 wurden, sollen der- oder dieselben, die-
weil sich solich laster etwas höher unnd weiters er-
streckht, yeder zeitt nach grösse der überthrettun-
gen und gestalt der personen von einem erbaren rath
ann leib oder guott gestrafft werdenn. | 32v | So aber
ein lediger gesell oder wittwer mit eheweibern oder
ein junckhfraw oder wittfraw mit einem eheman
sich inn flaischlichen werckhen vergeheten, diesel-
bigen sollen zugleich denn ehebruchern auch ge-
strafft werdenn.
Vonn buolerey und ander leuchtfertiger beywonung
Dieweil Gott, der almechtig, auch die hurerey alls
ein hoch laster verhasset unnd bey penn derr ewigen
verdamnus inn seinem gottlichen wortt zuvermei-
den einem jeden menschen ufferlegt, dessenn aber
ohngeacht will selbiges laster auch uber vilfelltiges
predigenn unnd threwlich warnen bey vilenn wenig
statt unnd ansehen habenn, derwegen eines erbaren
raths auß christlichem euffer unnd von amptz we-
gen schuldiger pflicht ernstlicher bevelch unnd mei-
nung, das alle burger unnd anndere zugehörige unnd
hindersässen, jung unnds allt, was stanndz oder we-
sens, auch wa die gleich inn ieren gebüeten wonent
und seßhafft seyenn, sich alles leuchtfertigen und

q In B korrigiert: fünffzig ain.
r Fehlt B.
s B: oder.
t B: begriffenn.
u B: sie.
v In B korrigiert: fünffzehen.

ohnehelichen beysitzes oder ergerlichen zuganngs
endthaltenn, kein uneheliche beyligerin oder arg-
wunige köpsweiber' bey sich habenn oder annemen,
oder |33r | aber dergleichen verleumbdte personen,
da sie deren alberait schon hettenn, allsobaldt von
sich weg thun oder der gebür vor erbarenn leuthen
unnd der christlichen gemeindt ehren8 unnd sich
also dises lasters oder unnzucht genntzlich endthal-
ten sollen. Wa aber, dem zuwider, zwuo ledig per-
sonen also inn hurerey unnd unzucht ergriffennt
oder die mit einander gethribenn haben, rechtmes-
siger weys überwissen wurdenn, dieselben sollen
vierzehen tag mit gefennkhnus, wasser und brott,
darzu jedochu umb iiiiv gulden ann gelt gestrafft
werdenn, inn welcher straff auch die jenigen hiemit
gemeinet unnd begriffenn sein sollen, so zu solchem
laster heimlich oder offentlich ratt, hilff, fürderung,
beystanndt, fürschub, auffenthalt, aufflassen oder
inn einig annder weg vergünstigw gethonn habenn,
item auch die, so einander die ehe versprochen und
vor deren bestetigung oder ehe dan sie zu kürchen
gangen, ainander erkhendt unnd flaischlich beyge-
wonet hettenn etc.
Vonn zudrinckhen
Dieweil auß disem verhasten laster deß zudrinck-
|33v | ens unzucht, gotzlösterung, nachredt, zwi-
tracht, endtlich auch bißweilen dottschlag und ge-
meinlich all anndere laster unnd ubells unnd also nit
allein das verderbenn deß leibs, sonnder auch der
seelen gewißlich fleist, derowegen hatt ein christen-
liche obrigkeit hierinnen geordnet unnd gesetzt, ord-
net unnd setzt auch hiemit cräfftiglich, das sich me-
niglich alhie inn der statt unnd ausserhalb deren deß
überflißigen vihischen drinckhens messigen unnd
endthalten, und also keiner dem andern weder mit
offentlichen worten oder werckhen ansprechen noch
auch mit heimblichen bedeuten oder winckhen, wie

w B: vergunstigung.
6 Überführt.
7 Konkubinen, vgl. Grimm, DWb 11, Sp. 375.
8 Durch Eheschließung zu Ehren bringen.

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