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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]; Arend, Sabine [Oth.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (17. Band, 2. Teilband = Baden-Württemberg, 4): Reutlingen, Ulm, Esslingen, Giengen, Biberach, Ravensburg, Wimpfen, Leutkirch, Bopfingen, Aalen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2009

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https://doi.org/10.11588/diglit.30657#0078
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Reutlingen

zur schuol kompt, ein examen und erkundigung ge-
hörtter predig von inen, sonnderlich den perfectio-
ribus, angesteltt solle werden.
6. Item zum sechsten: Es seyen die schuler ernst-
lich dahin zuhaltten, das sie die verba formalia ca-
thechismi unnd dan dieselbige in rechter ordnung
lernen unnd recitieren, unnd inen mit nichten zu ge-
statten, das sie ein wortt dem andern praepostere
fürsetzen oder eigne ires gevallens ohnbedachtlich
erdencken unnd außer sagen.
Es sollen sich beede, die lateinische unnd dan der
teutsche, schuolmeister bevleißen unnd ire jugent
unnd | schuoler ernnstlich dahin gewenen, das unn-
der inen ein gleicheitt in dem gesang angericht, die
dissonantia, so bißhero vilfelttig gehörtt worden,
wie zugleich auch das lang ohnlieblich dönen, abge-
schafft unnd allso fein verttig mit ainhelliger stim
fürgesungen werde, welches, das es desto leichter zu-
wegen gebracht möge werden, sollen beede schuol-
meister an den wechenlichen vacation tagen zu
zwelff uhren mit iren jungenn (so fürnemlich zum
gesang taugenlich) zusamen kommen unnd die teut-
sche kirchen gesang6 miteinander ubersingen unnd
sich hierinnen ueben.
Item, weil sich die verharrung in der kirchenn zu
den tagen, wan man das heilig nachtmal heltt, etwas
lengers verzeicht, so will ein erbarer rath, das zu
selbigen tagen das orglen gentzlich underlaßen plei-

6 Siehe die Liste der Lieder, oben, in Nr. 3, S. 50f.
7 Strophen/Verse.

be, zu anndern son- unnd feyertagen aber allwegen
zwen vers oder zwey gesetz gesungen unnd darauff
eins (das ohngevar so lang alls der gesungnen gesetz
eins weren) georglet solle werden, damit der jugent
unnd gemeinem volckh die christliche kirchen ge-
seng desto bekantter und sie desto eintrechtig unnd
gevlißner mitzusingen angereitzt mögen werden.
Item, es solle allwegen nach der predig, sonder-
lich | wann man das heilig nachtmal nit heltt, ein
sonder gesang oder psalm ohngevar uff drey oder
vier gesetz7, minder oder mehr, der zeitt oder dem
gepredigten text gemes, gesungen unnd der vor der
predig gesungne (ohngeacht, das er nit gar zu endt
gebracht) nit mit vertruß (wie bißanhero vilfelttig
beschehen) widerholt werden.
Es sollen auch ohne allen verzug die kirchenn
gesang lateinisch, alls die introit, sequens, das
patrem, te deum laudamus, magnificat, nunc dimit-
tis, die herrliche hymni und andere gottseelige ge-
senng, so der Augspurgischen Confession8 gemes,
wieder angericht und nach jederzeitt gelegenheitt an
son- und feyertagen in der kirchen ordenlich mit der
jugent gesungen werden.9
Confirmati sunt hi articuli in consilio nona Iunii etc.
anno [MD]lxxiiii
Attestor ego, Fabianus Egen, prothoscriba Reitlin-
gensium

8 Confessio Augustana 1530, BSLK S. 31-137.
9 Siehe oben, Nr. 3.

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