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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (17. Band, 2. Teilband = Baden-Württemberg, 4): Reutlingen, Ulm, Esslingen, Giengen, Biberach, Ravensburg, Wimpfen, Leutkirch, Bopfingen, Aalen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2009

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https://doi.org/10.11588/diglit.30657#0110
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Ulm

almusen geraicht und gegeben werden und dannocht
derselben khindtbetherin mann nicht schuldig oder
verbunden sein (sy weren dann inn dem gemainen
almusen auch behafft), den schiltt zutragen. Also
und inn gleichem fahl soll es auch, wo mann oder
weyber, die inn dem gemainen almusen nicht be-
griffen, mit zufälligen kranckhaiten beladen wür-
den, gehalten und denen allen nach gelegenheit ai-
nes jeden armuth und kranckheit ain zeitlang und
biß zu besserung, wie sich gepürt, geholffen werden.
Doeh aber also, welche das almusen inn khindtbe-
then oder anderer zufallenden kranckhaiten yetzt-
gehörter underschid eingenommen hetten, das die-
selb all und yede inn ainem halben jar dem nech-
sten, nach dem ihnen sollichs abkhündt, inn khain
würtshauß mehr gehen und bey vorgemelter peen
und straff khain spil thun sollen. |468v |
Von denen, so inn den spittal gehören
10. Wo sich aber die kranckhaiten der khindtbethe-
rin oder ander personen, sy weren inn gemainem al-
musen begriffen oder nicht, inn die harr verziehen
und zu besserung nicht schickhen oder enden wür-
den, soll man ihnen obgelauter weise (dieweil es inn
des almusens vermügen nicht ist) zuhelffen nicht
schuldig sein, sonder dieselben personen (sy wolten
sich dann des gemainen almusen behelffen) an die
spittalpfleger, wie mit altter herkhommen, gewisen
werden. Mit dem weittern und geleuterten anhang,
welche sich des gemainen almusens also benüegen
lassen wolten oder würden, das sy dann füro die ver-
ordneten schiltt bey vorgesetzter peen und straff zu-
tragen auch schuldig und pflichtig sein sollen.
Von umbgehen und ersuchen die bettler inn den
würtsheusern und spilblätzen
11. Und damit inn dem allem dester stattlicher für-
gangen, khain gefahr13 gebraucht und meniglich ge-
t Fehlt A, ergänzt aus B, C, D.
u D: ider.
v B, C, D: verloffen.
13 Betrug.

neigt und begürlich sein werde, das angefangen al-
musen zu auffnen14, inn würckhung und wesen zu-
behalten, so soll der knecht, so zu disem almusen
verordnet, sambt ainem gassenknecht, der darzu
auch bestimbt und für gut angesehen wirdet, so offt
es die notturfft erfordert und je mehr so besser, inn
alle würtsheuser, auch auft alle spilbletz gehen und
bey gethanen ihren aydspflichten fleissig erfahrung
thun, ob sy ainer oder mehr bettler, die das almusen
eingenommen und sich iru zeit noch nicht verholf-
fenv hette, alda betretten oder begriffen, das sy
dann dieselben nachmahlen den verordneten herren
anzaigen, damit die mann mit dem stockh15 und die
frawen mit dem narrenheußlin gestrafft werden.
Item, so sein zu einkhommung dises almusens inn
die pfahrkürchen zwen stöckh16 gesetzt und verord-
net, mit denselben soll es auffschliessens halben wie
nachsteth gehalten werden.
Von dem samblen mit den säckhlin und beckhin
12. Ferrer sollen die verordneten drey jeder wochen
sechs erbar mann oder sechs erbar jung gesellen, die
von ihnen zu denselben für nutz und gut angesehen,
erwöhlen, ihnen die säckhlin haimschickhen und die
umb Gottes willen bitten und ermahnen lassen, die
nechsten zwen feyrtag darnach am morgen früeh, so
bald die kürch aufgespert, vor den sechs kürchthü-
ren zuerscheinen und dasselbig almusen von den leu-
then getrewlich zuervordern, einzubringen und als-
dann dasselbig alles ihnen, den verordneten herrn,
zuuberantworten. |469r | Dergleichen sollen die ver-
ordneten herren auff ettlich tag inn dem jar, als
weyhennächten, newjar, ostern, pfingsten oder so
offt das des almusens notturfft ervordert, zwölf er-
bar mann erwöhlen und je zwen mit ainem beckhin
under die kürchthüren zu der pfahr setzen, das hai-
lig almusen obgelauter weise zufordern. Dergleichen
mögen sy das almusen mit den säckhlin oder beck-
hin bey den clöstern alhie auch samblen lassen. Es
14 Zu mehren.
15 Holzklotz mit Öffnungen zum Umschließen von Körper-
teilen Gefangener.
16 Opferstöcke.

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