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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (17. Band, 2. Teilband = Baden-Württemberg, 4): Reutlingen, Ulm, Esslingen, Giengen, Biberach, Ravensburg, Wimpfen, Leutkirch, Bopfingen, Aalen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2009

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https://doi.org/10.11588/diglit.30657#0113
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1. Almosenordnung 1528

sy alsdann die inn die verordneten schul gehen und
das, so ihnen zu sel und leyb dienlich, lehrnen lassen
sollen. Möchten aber die eltern derselben irer kinder
zu erlangung irer leibsnahrung nicht gerathen, so
sollen sy dieselben dannocht an jedem werckhtag
zwo stund und den feyrtag inn die gemelten schul
gehen lassen, damit sy, wie gehört, von dem bösen
(darauff von natur alle jugendt genaigt) zu dem gu-
ten geraitzt und angehalten werden. Wo nu under
denselben armen leuthen knaben funden würden,
die handtwerckh zulernen taugenlich, und aber inn
der eltern vermügen nicht were, dieselben also zu
handtwerckher zu underbringen, so sollen die ver-
ordneten dieselben zu den handtwerckhern fürdern
und inn oder ausserhalb der statt underbringen,
doch nicht anderst dann dieselben ain jar umb das
ander zulehrnen, auch, so ferr noth, von denselben
zunfft- oder gesellen geltt nach gebrauch aines jeden
handtwerckhs zuentrichten.
Von den töchterlin zuverdingen
23. Inn gleichem fahl sollen sy, die verordneten, wo
sy arme töchterlin finden, dermassen zu diensten
auch underhelffen, die verdingen und es mit verley-
hung göttlicher gnaden dermassen anrichten, das
die jugendt von baiden geschlechten zu der ehre
Gottes von dem bettel zu guten sitten, auch auff
tugendt, ehre und erbarkheit gezogen unnd gewissen
werden.
Von khlaidung der khnaben, so zu handtwerckhen
verdingt sein |471r |
24. Welche knaben dann also verdingt und zu
deng handtwerckhen underbracht, dieselben sollen
mit zimlicher khlaidung bekhlaidt und alsdann ein-
geschriben werden, wie lang ain jeder khnab lehrnen
muß, wann er angestanden19 und inn was gestalt ain
jeder bekhlaidt worden sey, damit man aines jeden
khnaben gelegenhait zu aller zeit finden möge. Die-
selben khnaben sollen auch darnach, es thüe dann
g Fehlt C, D.
h In C verschrieben: gestrafft.
i C: Alß dann.

große noth, nicht anderst dann des jars ungevärlich
mit ainem bar schuch bekhlaidt werden. Also soll es
mit den töchterlin, die vorgerürter underschid ver-
dingt sein, auch gehalten, dieselben zimlicher weise
mit leininer khlaidung, doch aber allein das erste
mahl und füro ohn grosse noth nicht mehr gekhlaidt
werden. Welchen eltern nu ire khnaben jetzgehörter
weise underbracht und zu handtwerckhen verdingt
sein, die sollen bey straff der verordneten herren,
alle dieweil und so lang ire khnaben lehrnen, inn
khain würtshauß gehen und khain spil thun.
Von den unnützen bettler[n], so inn der
rechtvertigung funden werden
25. Wann nu die verordneten vorgemeldt rechtver-
tigung fürnehmmen, sollen sy neben dem allem gu-
ten fleiß und achtung haben, wo sy unnütz oder un-
erbar leuth finden, dieselben aufschreiben, ir
khundtschafft darüber machen und den höchsten
fleiß für- und anzukheren, denselben ire händ inn
dem sackh zuergreiffen und alsdann gegen denselben
mit straff, wie sy gut ansehen wirdet, handlen und
fürgehen, damit das böß gestrafft und die guten, an-
dern zu exempel und ebenbild, geauffenth20 werden.
Von aufschreybung aller khlaidung, die
aussgeben wirdet
26. Weitter sollen die verordneten herren ain sonder
buch und darüber ain register haben, darein sollen
alle die, den man new oder alte khlaider mitgethailt,
aigentlich beschriben und vermerckht werden.
Also1 wann arm leuth zu ihnen khommen und khlai-
der begehren, das sy inn demselben buch jederzeit
wissen und erlehrnen mögen, ob und was, auch
wann und zu welcher zeit man ihnen oder ihren
khindern hilff gethan hab, alles allein darumb, das
man den nothwendigen helffen und den betrug der
arglüstigen, sovil müglich, wenden und fürkhom-
men möge. Khämen dann leuth, die sonst inn dem
gemainen oder sondern allmusen wehren, die ihnen
19 Ausgeblieben.
20 Vermehrt.

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