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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (17. Band, 2. Teilband = Baden-Württemberg, 4): Reutlingen, Ulm, Esslingen, Giengen, Biberach, Ravensburg, Wimpfen, Leutkirch, Bopfingen, Aalen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2009

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https://doi.org/10.11588/diglit.30657#0144
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Ulm

5. Kirchenordnung3
6. August 1531
bOrdnung, die ain Ersamer Rath der Statt Ulm in abstellung hergeprachter etlicher mißpreuch, in irer Stat
und gepietten zuhalten, fürgenommen, wie alle sündtliche, widerchristliche laster (Gott, dem allmechtigen,
zu lob, auch zu braiterung der liebe des nechsten) abgewendt, vermitten Und wie die ubertretter derselben
gestrafft und gepüßt werden söllen.
Anno Domini Tausent Fünffhundert dreyssig und ain jar
[Wappen der Reichsstadt Ulm]b A2a |

Wir, diec Burgermaister dund Rath der Statt Ulm,
urkünden meniklichd. Als der Allmechtig Gott, un-
ser himelscher vatter, auß seinen wunderbarlichen
gnaden und grundloser barmhertzigkayt on allen
unsern verdienst neben anndern Stötten teutscher
Nation auch unns mit dem theuren, haylsamen
liecht seyns hayligen Evangelii haimgsucht (im sey
ewigs lob und danck) und gnädigklich verlyhen hat,
das wir bey uns und den unsern schlecht1 nach auß-
weysung deß selbigen, als der aynigen regel und
richtschnur, dern nach all unser thun und lassen
angstelt und gmässigt2 werden soll, alles, in lehr,
kirchenbreuchen und leben, sovil wir ymmer durch
sein gayst vermögen, zuverordnen und anzurichten
begeren, abgestelt und hinweg gethon alles, was biß-
her solchem layder entgegen by unns wie by ann-
dern yn predigen gelehrt, in kirchenbreuchen geübt
unnd sunst im leben verhandelt ist, Haben wir unns
zu ehrn Gottes, unnsers schöpffers und aynigen mit-
lers und erlösers, unnsers herrn Jesu Christi, und
fürdernus ains recht gotsäligen lebens nachvolgen-
der ordnung und anstöllung die haylgen Apostoli-
schen schrifften in dem fleissig bsehen und die ein-
leuchtung deß hayligen gaysts und aynigen lehrers

α 1. Cor. 11 [2].

a Textvorlage A (Druck): StadtBibl Ulm 27488. Textvor-
lage B (Druckvorlage, Handschrift): StadtA Ulm A
[8983/I], fol. 1-35. Abdrucke des Drucks: Bucer, Deut-
sche Schriften 4, S. 212-272; Richter, Kirchenordnun-
gen 1, S. 157-159 (Auszug).
b-b Fehlt in B.
c In B von Schreiber ergänzt.
d-d In B von Schreiber ergänzt.
e-e In B von Bucer ergänzt.

und anfürers in alle warhait3 mit allem ernst ange-
rüfft, bedacht und entschlossen, Wölcher ordnung
wir in unser Statt numeh vormittelst götlicher gna-
den gentzlich zu gleben und uns yr ein allen stucken
und articulen6 uffs getrewlichst zu halten gedenck-
en. Wöllen auch die selbigen, wie der herr deß ym-
mer glegenhayt und vermüglichait geben würdt, by
den unnsern uff dem land uffs schierst4 ins werck
bringen, Derhalb wir allen unsern Burgern, hinder-
sässen und unnderthonen, bayd, in Statt und land
(die weyl dyse ordnung aygentlich auß götlicher
schrifft genommen und des Herrn, fnit menschenf
gepott sind)α, ernstlich gepieten, das wider sölche
ordnung nieman ychtzit überal mit wort oder
wercken fürzunemen understand oder darzu jeman
rätlich, behilflich oder auch nur gehellig5 sey, sonder
das ain jeder sich getrewlich befleisse, gsovil ainem
yeden seinem thun und wesen nach gepürn magg,
das diser ordnung von yederman, den Gott unser
regierung vertrawt hat, gelept und nachkommen
werde, wölches sonnder allen zweyfel by unns
hund euch allenh zu hayligung götlichs namens und
fürbringung seins reichs, darumb wir | A2b | täglich
bitten, hochfürderlich sein würdt unnd demnach ge-

f-f In B von Bucer ergänzt.
g-g In B von Bucer ergänzt. Gestrichen: dran und drob zu
sein.
h-h In B von Bucer ergänzt.

1 Schlicht, geradlinig.
2 Dem gemäß ausgerichtet.
3 Vgl. Joh 14,16-17; 16,13.
4 So bald wie möglich, umgehend.
5 Einverstanden.

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