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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (17. Band, 2. Teilband = Baden-Württemberg, 4): Reutlingen, Ulm, Esslingen, Giengen, Biberach, Ravensburg, Wimpfen, Leutkirch, Bopfingen, Aalen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2009

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https://doi.org/10.11588/diglit.30657#0282
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Ulm

Klag nit gesteht), sich von derselben mit Urtheil
und Recht zuerledigen sampt zuertheilung derhal-
ben auffgelauffen Gerichtkostens.
Der Partheyen Eltern oder Pfleger mögen
die winckel Ehe anfechten
Darneben ist der Partheyen (so minder järig und
noch in irer Eltern oder Vögten gewalt were) Vatter,
Mutter, Pflegern oder Vögten unbenommen, auch
im Gericht zuerscheinen und sich rechtlich einzulas-
sen (ob sie wolten und sich die Geschicht dermassen
hielt), die angemaßt oder angezeigt Ehe, als im
Winckel und one irer Wissen und Willen und also
wider unsere auffgerichte Ordnung und Verbott be-
schehen, wie Recht anzufechten mit Bitt und Beger,
dieselb dermassen mit Urtheil zuvernichten und ab-
zuerkennen.
Eyd für Geverd und erkenntniß der Abschrifft
und Schubs
So dann also der Kriegk durch verneinen, wie ob-
laut, befestiget ist, soll den Richtern die Partheyen,
wo sie das begern wurden, zu dem gewonlichen Eyd
Calumniae zuzulassen oder für sich selbs im fahl der
Notturfft von inen zuerfordern unbenommen, auch
den Partheyen, wo sie nit alsbald darauff weitters
handlen sonder Abschrifft und weitter Schub zur
Handlung begern wurden, solch Abschrifft und
Schub zugelassen sein und werden. |XIII |
Partheyen mögen alsdann Anwäld zu
den Sachen ordnen
Und seyen die Partheyen fürters (dieweil nun mehr
der Grundfest der Sachen gesetzt ist) in eignen Per-
sonen am Gericht zuerscheinen unbezwungen, son-
der mögen Anwäld und Procuratores zu den Sachen
ordnen in form, maß und weise, wie die Recht unnd
Gerichtsordnungen außweisen, wölche also gesatz-
k EhegerichtsO 1600, 1617: Krieg Rechtens.
l EhegerichtsO 1617: beweisung.
12 Iuramentum purgatorium = Reinigungseid, den der

ten vollmächtigen Anwälde von ire Parrtheyen oder
Principal wegen die Sachen weitters in Recht auß-
füren sollen und werden. Doch ist den Richtern, so
offt sie der Partheyen eine oder der andern in eignen
Personen zu weiter Ergründung der Warheit not-
turfftig weren, zuerfordern auch unbenommen, wie
sie auch darauff zuerscheinen schuldig sein.
Disen Eid sollen Partheyen eigner Person erstatten
Dergleichen, so einicher Parthey der Eid purgato-
rium12, oder in seinem Fahl vermöge gemeiner Recht
decisionis litis oder Entscheidung der Sachen ge-
nannt, ertheilt wurde, soll sie denselben in eigner
Person und nit durch ein Anwald erstatten.
Belangen beweisung dessen, so verneint ist
Auff gehapt Abschrifft, Bedacht und Schub sollen
die Partheyen oder ire gesatzte vollmächtige An-
wälde widerumb vor Gericht erscheinen unnd was
inen verneint were, sich zubeweisen zuzulassen be-
geren. Darauff sollen die Richter die Acta besichti-
gen und den begerenden Theil zu solcher Beweysung
zulassen, so ferr die anderst befinden, das solch Be-
weysung erheblich und dienstlich ist, anderst nicht.
| XIIII |
Die Partheyen mögen sich der Beweysung
nit verzeyhen
Auch ob sie auß den Acten befunden, das sich die
Partheyen zubeweisen nit begerten zuzulassen, son-
der der Beweysung verzeihen oder die nit thun wol-
ten, Und aber dannocht zu Ergründung der Warheit
die Beweysung von nötten sein wurde, und die Rich-
ter vermutten köndten, das sie villeicht beschehen
möcht, So sollen die Richter von inen selbst von
Ampts wegen den Partheyen solliche Weysungl zu-
thun oder Zeugen verhören zulassen, mit Urteil
aufflegen und darzu zwingen, dann die Partheyen
Richter dem Angeklagten auferlegt, damit dieser sich
von allen Anschuldigungen befreien kann und die Streit-
sache entschieden wird, vgl. Oberländer, Lexicon,
S. 406.

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