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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (17. Band, 2. Teilband = Baden-Württemberg, 4): Reutlingen, Ulm, Esslingen, Giengen, Biberach, Ravensburg, Wimpfen, Leutkirch, Bopfingen, Aalen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2009

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https://doi.org/10.11588/diglit.30657#0299
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27a. Bericht der Prediger über die Beichte [1586]

chor erscheinen unnd auffwarten sollen) anzaige.
Derselbige solle auch denselbigen, so sich bey im an-
zaigt, insonderheit verhorenδ, nach gelegenheit
freundtlich befragen unnd christlich, auch beschai-
denlich, underrichten, die ungeschickten einfaltig
lehrn und underweisen, die langsamen unnd onfleis-
sigen oder ann dennen sonst dergleichen fähl unnd
mengel sich befinden wurden, der gebur nach mit
sanfftmut zum fleiß unnd besserung trewlich ver-
mannen, die betriebten unnd bloden7 gwissen aber
auß Gottes wort rechtlich unnd bestendigclich tro-
sten, auch ainen jeden seines ordinari | beruoffs, da-
rein inn Gott gesetzt hat, trewlich außzuwarten,
guethertzig erinnern. Darmit mann aber nit ge-
dencken möcht, sollich privat unnd besonder anzai-
gen, verhoren unnd befragen wurde villeicht der ju-
gent wie auch denn ainfaltigen zu vil, hoch unnd
scharpff furgenomen werden, soll dieselbige verhor
unnd frag eigentlich (unnd sonderlich zum anfang
unnd eingang) allein auff die wort der einsatzung
unnd stifftung deß h. hochwirdigen abentmals (wie
dieselbigen im catechismo auß Matheo im 26.
[26-28], Marco im 14. [22-24], Luca im 22. [19-20]
unnd Paulo 1. Cor. xi [23-25] zusamen gezogen,
unnd nemblich auff folgende funff underschidliche
fragen, so sollicher stifftung unnd einsatzung orden-
lich einverleibt, alls nemblich: erstlich, wer das hai-
lig abentmal eingesetzt; zum andern, zu was zeit;
zum driten, was im hailigen abentmal ubergeben
unnd empfangen werde; zum vierten, wem, auch
was fur leutenn; entlich unnd zum funfften, warumb
es eingesetzt worden unnd warzu, welche auch alle
unnd jede kyrchendiener offentlich von der cantzeln
inn iren predigten, so offt es die notturfft erfordert,
sollen | gleichformig furen, erkleren unnd treibenn)
gerichtet werden. Darin dann auch mehr dann
dienstlich unnd sehr verhilfflich sein wurde, wann
ain e. rath, unnsere großgunstige gebietende herrn
unnd obern, das gottselige christliche unnd lobliche
mandat, so im verflossnen 84. jar den sechßten may
inn beeden (das ist inn der obern unnd undern) herr-
schafften8 ergangen unnd dise zeit her bey der sonst
δ Fol. CI [Sehling, EKO XVI, S. 249 Anm. j und
S. 250],
ε Fol. CI [Sehling, EKO XVI, S. 248f.].

on unnd grob verstendigen alten unnd jungen baur-
schafft treffenlichen nutz geschafft, alhie auch pu-
blicirt unnd ins werck gericht wurde, das nemblich
hinfuro niemandts einiger kyrchgang gestattet,
auch die eheleut vonn keinem kyrchendiener solten
eingesegnet werden, sie wusten unnd kundten dann
zum wenigsten die 6 haubtstuck christliches cate-
chismi, alls 1. die zehen gebot, 2. den hailigen, ca-
tolischen, christlichen glauben, 3. das hailig vatter
unnser, 4. die wort vom hailigen tauff, 5. die wort
vom hailigen abentmal, 6. sampt den worten vom
gwalt der schlussel und der christlichen bueßzucht
dem buchstaben nach zuerzelen, dann ein solliches
(dieweil aus dem hailigen ehestand alle andere sten-
de | herfliessen und entlich ersetzt werden) nit allein
notwendig, sonder auch zur pflantzung einer mehr
ghorsamer unnd gottforchtiger jugent (dann sie di-
ser zeit durch die gantze stat laider gemeinlich ge-
sehen wirdt) sehr nutzlich unnd dienstlich.
εWo es sich aber begeben wurde, das ainer oder
mehr personen in sollichem anzaigen und verhor
sich finden wurden, die ergerlich lebten, mit groben,
offentlichen unnd wissentlichen lastern beschwerdt
oder mit falscher unnd irriger lehre verhafft weren,
sich dannocht unbuoßfertig verhielten, gedachten
auch nit, ihr sundig lebenn zubessern noch sich von
gefaßten irthumben abweißen z[u]lassen, denen soll
der kyrchendiener das hailig abentmal zuempfahen
guetlich auch mit eingefurten unnd angezognen inn
h. schrifften wol gegrundten ursachen widerrathen
unnd innen biß auff ir wirckliche verbesserung ab-
schlagen.
Die andern aber, alle unnd jede, so sich ange-
zaigt, verhort unnd inn der verhör (wie oben ver-
meldet) taugenlich befunden, sollen vonn jedem
kyrchendiener vermant werden, am sampstag auff
den abent bey der ordinarii vorberaitungspredig (so-
vil imer mugclich), inn allweg aber bey der ordinarii
sontags morgen predig (wann mann das hailig |
abentmal offentlich pflegt zuhalten), gehorsamlich
zuerscheinen, dieselbige (darinn dann auch vom h.
abentmal meldung beschehen soll) wie auch die her-
7 Verzagten, furchtsamen.
8 Siehe oben, S. 274 Anm. 20, und Nr. 26.

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