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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Arend, Sabine [Oth.]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (17. Band, 2. Teilband = Baden-Württemberg, 4): Reutlingen, Ulm, Esslingen, Giengen, Biberach, Ravensburg, Wimpfen, Leutkirch, Bopfingen, Aalen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2009

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https://doi.org/10.11588/diglit.30657#0306
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Ulm

28. Resolution zu Schul- und Kirchensachena
2. Januar 1593
1593
Resolution aines ersamen raths uff das kyrchen ministerii allhie bedenckhen, das schuol- unnd
kyrchenweßen belangendt
Actum zinßtags1, den 2. Januarii anno etc. 1593 |

Es hat ein ersamer rath der herrn vom ministerio
unnd prediger verfaßt bedencken2, welchermassen
etliche beschwerliche unnd verderbliche mengel und
unordnungen, die in der lateinischen schuol3 wie
auch in der statt kirchen alhie ein zeit hero eingeris-
sen, abzuschaffen unnd zuverbössern sein megen,
abgehert unnd sich volgendermassen uber dasselbig
erclert:
αUnnd erstlich daß schuolwesen belanngent, laßt
ime ein ersamer rath nit allein wol gefallen, sonder

α Schuolwesen.
β Compendium [B: Compendium Theolog.] D. D. Her-
brandi.
γ Opera Erasmi [B: Opera Erasmi in humanioribus].

a Textvorlage A (Handschrift): StadtA Ulm A [1905].
Textvorlage B (Handschrift): StadtA Ulm A [1748].

1 Dienstag.
2 „Verbösserung der lateinischen schuolordnung, durch die
herrn vom ministerio bedacht, item ettlicher kürchen sa-
chen“ von 1593, StadtA Ulm A [1905].
3 In Ulm gab es bereits im 13. Jahrhundert eine Latein-
schule. Im 16. und 17. Jahrhundert wurden mehrere
Schulordnungen verfasst, darunter 1531 ein Lehrplan,
1557 die von Petrus Agricola und Ludwig Rabus ent-
worfene erste Ordnung, und 1613 schließlich eine weitere
umfangreiche Schulordnung, Greiner, Ulmer Schule,
S. 3, 22, 28f., 39; ders., Gelehrtenschule, S. 7-10, 24-30;
Specker, Gymnasium, S. 142f. Vgl. oben, S. 272
Anm. 10.
4 Martin Balticus (1532-1601) war zwischen 1559 und
1592 Rektor der Lateinschule in Ulm. Er hatte bereits
1586 eine Einführung von Jakob Heerbrands „Compen-
dium theologicae“ (siehe Anm. 5). empfohlen, StadtA
Ulm A [1905]: Was nun die lateinische schuol belangt, fin-
den wir erstlich, unangesehen, anno etc. 86 mit gemeinem
rath der oberschuolherrn und visitatorn in quinta oder su-
prema classe compendium theologicum d. d. Heerbrandi wie
auch syntaxis graeca d. Crusii einzufueren bevolhen, doch
solches bißanhero ubel verblieben; vgl. Greiner, Ulmer
Schule, S. 36; ders., Gelehrtenschule, S. 14. Zu Martin

will auch, das hievoriger anordnung gemeß4 daß
compendium theologicum D. D. Herbrandiβ5 wie
auch syntaxis graeca Crusii6 in classe oder curia su-
prema nachmaln eingefiert unnd gelesen unnd der-
halben beden oberern preceptoren bey der schulen,
alls d. Syzlino7 und Jacobo8, zugesprochen werde.
Dabey aber sihet ein e. rath nit für rathsam an, das
die opera Erasmiγ, waß er in humanioribus geschri-
ben, bey der schulen so gar ußgemustert verpleiben,
besonder das dieselben fürnemlich seine epistolae

Balticus siehe Weyermann, Nachrichten, S. 34-43;
Greiner, Ulmer Schule, S. 32-34.
5 Dr. Jakob Heerbrand (1521-1600) studierte in Witten-
berg Philosophie und Theologie, war seit 1557 Professor
für Theologie in Tübingen, wurde 1561 Dekan und 1590
Propst der Stuttgarter Stiftskirche und schließlich
1590-1599 Kanzler der Universität Tübingen. Sein
„Compendium theologiae, quaestionibus methodi trac-
tatum“ von 1573 war eines der meistgelesenen Kompen-
dien der lutherischen Kirche aus der zweiten Hälfte des
16. Jahrhunderts, vgl. BBKL II, Sp. 638 und TRE 14,
S. 524-526 mit weiterführender Literatur.
6 Martin Crusius (1526-1607) war Herausgeber und Kom-
mentator antiker griechischer Texte, aber auch von Phi-
lipp Melanchthons Rhetorik- und Grammatiklehrwer-
ken. Daneben verfasste er selbst eine lateinische und eine
griechische Grammatik. Zu Martin Crusius siehe Kil-
ly/Vierhaus, Deutsche biographische Enzyklopädie
2, Sp. 407.
7 Nikolaus Sitzlen (1541-1616) war seit 1569 an der Ulmer
Schule tätig. Am 19. Mai 1592 hatte ihn der Ulmer Rat
auf das Rektorat befördert. Neben seiner Schultätigkeit
amtierte er als Pfarrer in Jungingen, vgl. Greiner,
Gelehrtenschule, S. 12f.; ders., Ulmer Schule, S. 36;
Weyermann, Neue Nachrichten, S. 537f.
8 Jeremias Jakob, gen. Jäckle (gest. 1609). Als Nikolaus
Sitzlen 1592 zum Rektor der Ulmer Schule befördert
worden war, trat Jakob dessen Nachfolge als Präzeptor
der vierten Klasse an, Greiner, Gelehrtenschule,
S. 12f.; ders., Geschichte der Ulmer Schule, S. 36-38;
Weyermann, Neue Nachrichten, S. 200.

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