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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (17. Band, 2. Teilband = Baden-Württemberg, 4): Reutlingen, Ulm, Esslingen, Giengen, Biberach, Ravensburg, Wimpfen, Leutkirch, Bopfingen, Aalen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2009

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https://doi.org/10.11588/diglit.30657#0319
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29. Ulmer Katechismus des Johannes Veesenbeck 1598

| C2r | Volget die Haußtafel

Das Erste Theil
Wie soll sich ein Bischoff, Pfarrer, Prediger und Kir-
chendiener halten in seinem Beruff?
Also schreibt S. Paulus, 2. Timoth. 4 [2-3]: Pre-
dige das Wort, halt an, es sey zu rechter Zeit oder
zur unzeit, Straffe, Tröwe, vermahne mit aller ge-
dult. Dann es wirdt die zeit kommen, da sie die
Heilsame Lehr nit leiden werden, sonder nach ihren
eignen lüsten werden sie inen selbs Lehrer auffstel-
len, nach dem ihnen die Ohren jucken, unnd werden
sich von der warheit wenden und zu den Fabeln keh-
ren.
Item 1. Timoth. 3 [2-4]: Ein Bischoff soll Un-
sträflich sein, eines Weibs Mann, Nüchtern, Mäßig,
Sittig, Gastfrey, Lehrhafftig als ein Haußhalter
Gottes, nicht ein Weinsauffer, nicht Bissig, nicht
Unehrliche hänndel treiben, sonder gelinde, nicht
Zänckisch, nicht Geitzig, der seinem eignen Hauß
wol vorstehe und gehorsame Kinder habe mit aller
Erbarkeit11. | C2v |
Wie woll sich ein Zuhörer Göttlichs worts halten in
seinem Beruff?
Also schreibt S. Paulus 1. Corinth. 9 [14]: Der
Herr hat bevolhen, die das Evangelium Predigen,
die sollen sich auch von dem Evangelio Nähren.
Unnd Gal. 6 [6]: Der da underrichtet wirt mit dem
wort, der theile mit allerley guts dem, der ihn un-
derrichtet, dann ein Arbeiter ist seines Lohns werth,
Luc. 10 [7]; 1. Timoth. 5 [18].
Das Ander Theil der Haußtafel
Wie soll sich die Weltlich Oberkeit halten in ihrem
Beruff?
Also schreibt S. Paulus, Röm. 13 [1-2.4]: Jeder-
mann sey der Oberkeit underthan, dann die Ober-
keit, so allenthalben ist, ist vonn Gott geordnet.

Wer aber der Oberkeit widerstrebt, der widerstrebt
Gottes ordnung. Wer aber widerstrebt, der wirdt
sein urtheil empfangen. Dann sie tregt das Schwerdt
nicht umb sonst, sie ist Gottes Dienerin, ein Räch-
erin zur straff uber die, so böses thun. | C3r |
Wie sollen sich die Underthanen halten in ihrem
Beruff?
Also spricht Christus, Matt. 22 [21]: Gebt dem
Keyser, was deß Keysers ist, und Gott, was Gottes
ist. Und S. Paulus, Röm. 13 [7]: Gebt Jederman, was
ir schuldig seidt, den Schoß, dem der Schoß gebürt,
den Zoll, dem der Zoll gebürt, die Forcht, dem die
Forcht gebürt, die Ehr, dem die Ehr gebürt. Und
1. Pet. 2 [13-14]: Seidt underthon aller Menschli-
chen Ordnung umb deß Herren willen, es sey dem
König als dem Obersten oder den Pflegern als Ge-
sandten von ihm zur Raach der Ubelthäter und zu
Lob der Wolthäter und Frommen.
Das Dritte Theil der Haußtafel
Wie soll sich ein Ehemann halten in seinem Beruff?
Also schreibt S. Peter in seiner Ersten Epistel,
3. Cap. [7]: Ihr Männer, Wohnet bey Ewern Wei-
bern mit | C3v | Vernunfft unnd gebt dem Weiblichen
als dem schwachen Werckzeug sein Ehr als Miter-
ben der Gnad unnd deß Ewigen lebens, auff das
ewer Gebett nicht verhindert werde. Und S. Paulus,
Col. 3 [19]: Männer, liebet ewere Weiber und seidt
nicht bitter gegen ihnen12.
Wie soll sich ein Ehefraw halten in ihrem Beruff?
Also schreibt S. Peter in seiner Ersten Epistel
am 3. Cap. [1.6]: Die Weiber sollen underthan sein
iren MÜnnern als dem Herrn13, wie Sara dem Abra-
ham gehorsam war und hieß ihn ein Herrn, welcher
Töchter ir worden seidt, wann ir wolthüt.

11 Vgl. Tit 1,7-8. 13 Vgl. Eph 5,22-23; Kol 3,18.
12 Vgl. Eph 5,25.28.

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