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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (17. Band, 2. Teilband = Baden-Württemberg, 4): Reutlingen, Ulm, Esslingen, Giengen, Biberach, Ravensburg, Wimpfen, Leutkirch, Bopfingen, Aalen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2009

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https://doi.org/10.11588/diglit.30657#0351
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2. Ratsdekret zur Einführung der Reformation 1531

2. Ratsdekret zur Einführung der Reformationa
11. November 1531
Ratsdecret zu vornehmung der kirchen reformation
1531 auff Martini, 11. November

Die fursichtigen, ersamen, weisen herrn, burger-
meister unnd rath diser statt Esselingen, setzen in
kainen zwyvel, ir alle sambt und ain jeder insonder-
heit haben in guter gedechtnus, wie und welcher
massen ain jeder diser statt burger mit burgerlichen
pflichten und aiden ainem ersamen rath verwant
und zugethon, allso das dem merernn, so in einem
ersamen rath mit gemainer umbfrag gemacht und
beschlossen, von allen burgern zum trewlichsten an-
gehangt, gelept, auch leib, leben, er und gut darob
soll gelassen werden, wie dann ain ersamer rath biß-
hieher willige und gepurliche gehorsami befunden
unnd gantz kainen mangel gespurt haben.
Dieweil und aber ain ersamer rath alls ein crist-
liche oberkeit zu lob, er und preiß Gottes, allmech-
tigen, und furderung seins heilligen namens und
glaubens nachvolgents, inen und euch allen zu unn-
serer seel hail unnd seligkeit, auch erhaltung frid
und ainigkeit, furgenomen, das haillig, götlich, clar,
lauter und unvermackelt1 wort gotes one mensch-
liche zusätz lassen zuverkinden und unerschrocken-
lichen zupredigen2, wie dann nu mer ain zeitlang be-
scheen, so wurdet auch hieruß gewißlichen erfolgen
und hoch von nöthen sein, das das jhenig, so bißhie-
her in unsern kirchen gehalten unnd dem hellen3
götlichen wort widerwertig und wir mit der schrifft
erwisen, als die bepstliche meß, biltnus der heilligen
und anders mehr gewesen, gantz und gar vernicht
und abgeschafft und in alweg ain warer, ewangeli-
scher und cristenlicher gotzdienst, wie der zur zeiten
der heilligen appostel und iren nachkomen gehalten,
gepflantzt unnd uffgericht werde; in wölchem cri-

a Textvorlage A (Handschrift): StadtA Esslingen, Reichs-
stadt, F. 205, Nr. 10a. Textvorlage B (Handschrift):
StadtA Esslingen, Reichsstadt, F. 205, Nr. 10b. Ab-
druck: Krabbe/Rublack, Akten, Nr. 138.
b B: Derhalben dann.

stenlichen und gotseligen furnemen dise ordnung ge-
halten soll werden, das zuvorderst alle gaistliche in
diser statt beschickt, nach notturfft gegen ainander
gehört, unnd weß sie mit der heilligen schrifft nit
mögen erhalten, das allein dasselbig | so lang hinder-
stellig gemacht, bis wir von inen oder andern deß
mit heilliger geschrifft gelert unnd in unnsern gewiß-
nen rüwig gemacht werden, welche enderung allß-
dann nach gnugsamer verhörung eins erbarn raths
besolten predicanten und geistlichen mit klainem
und grossem rath wirt furgenomen, dadurch sonn-
ders zweivels der allmechtig got gepreist, sein nam
und götlich wort gefurdert unnd [wir], unser aller
leben zupesserung zufirdern, ganntz begirig seind.
Derhalbenb je ainer den andern in cristenlicher
zucht ungepoldert mit freuntlichen worten wolle un-
derweisen und zu herung götlichs wortz vermanen
und in alweg die erpawen, mit den schwachen gedult
haben und tragen. Unnd wie wol sich ain ersamer
rath zu euch allen gentzlichen getröst, ir werden
auch in allen sachen, in lieb und laid, gehorsam-
lichen beweisen, unnd aber sich die leuff diser zeit
hin und wider gleich sorgclich geschwind und vorab
dergestallt erzeigen, zutragen und anschicken, alls
ob man begerte, die jhenigen, so das hell, clar, rain
und unvermackelt4 wort Gottes durch gnad unnd
verleihung Gottes predigen unnd verkinden zulas-
sen, dadurch allerlay mißepreuch abgestelt und ver-
endert, mit gwallt und der that von sollchem cri-
stenlichen vorhaben zudringen oder aber etwa ain
andere ursach under einem schein möchte furgeno-
men werden, und aber je einer cristenlichen oberkeit

1 Makellose, reine.
2 Siehe oben, Nr. 1.
3 Klaren.
4 Makellose.

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