Evangelische Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts

Esslingen

schuldig ampt ist, nit allein irn underthanen das
haillig wort Gottes verkinden zulassen, besonder
auch mit allem fleiß, ernst und vermügen davor zu-
sein, das sie von dem wort Gottes nit gezwungen
oder abfellig gemacht werden, so ist hieruff ains er-
samen raths freuntlieh beger, | ir alle und ein jeder in
sonnderheit welle sein gemuet einem ersamen rath
dermassen zuerkennen geben unnd lauther anzeigen,

weß sie sich zu euch allen und ainem jeden insonders
in oberzelten des heilligen glaubens und andern wi-
derwertigen und zufallenden5 sachen sollen getrö-
sten. Des wurdet euch by einem erbarn rath als ewer
einigen oberkeit wol ansteen und riemlichen sein
und gegen einem jeden in sonderheit in kunfftig zeit
mit freuntlichem willen bedacht und nimermer ver-
gessen werden.

cNotificatio des Schmalcaldischen Bunds

Uff das nun ain ersamer rath unnd gantze gemeind
hie in disem zeitlichen dester sicherer sein, auch von
den widerwertigen6 gotlicher warheit destweniger
angefochten oder ursachen gegen unnß allen mech-
ten gesucht oder furgenomen werden, unnd also mit
gewalt oder der that von dem wort Gottes und er-
khentner warheit zu dringen und widerumben zu
den abgethonen unnd verenderten mißpreichen zu
notigen understiende, haben sich klayner und gross-
er rath ainhelligklichen unnd allein zu einer gegen-
were und rettung, auch zuerhaltung frid und aingk-
heit im heiligen reich, auch zu erweckung eins frid-
lichen und einhelligen cristenlichen wesens, zu den
durchleuchtigsten, durchleichtigen, hochgepornen,
wolgepornen, ersamen, weisen, unsern gnedigsten,
gnedigen, gnedigen hern und freunden, hertzog Jo-

c-c Von anderer Hand. Fehlt B.

5 Unglücklichen.
6 Widersachern, Feinden.
7 Johann der Beständige, Kurfürst von Sachsen
1525-1532, TRE 17, S. 103-106.
8 Johann Friedrich der Großmütige, Sohn Johanns des
Beständigen, Kurfürst von Sachsen 1532-1547, TRE 17,
S. 97-103.
9 Philipp von Braunschweig-Grubenhagen 1476-1551.
10 Otto von Braunschweig-Lüneburg 1495-1549, Ernst von
Braunschweig-Lüneburg 1497-1546 und Franz von
Braunschweig-Lüneburg 1508-1549 waren Söhne von

hennsen, Churfursten zu Sachsen7; hertzog Hanns
Fridrich8, seiner churfirstlichen gn. son; Philip-
sen9, Otto, Ernst und Frantz, gepriedern, hertzogen
zu Braunschweig und Luinenburg10; Philipsen, land-
graffen zu Hessen11, Wolffgangen, furst zu An-
halt12, Gebharten und Albrechten, graffen zu Mans-
felt13 und den stetten Straßburg, Ulm, Costentz,
Reitlingen14, Memmingen, Lindaw, Bibrach,
Eyßni15, Lubecken, Magdenburg und Bremen, auch
andern meher, so zu seiner zeit klainen und grossen
rath antzeigt, verpflicht unnd verbunden, also das
die alle sampt zu jedem in sonderheit ir land, leit,
leib, eher und guter, auch waß inen von got in disem
zeitlichen verlihen, zum treulichsten setzen wellen
und je einer den andern nit verlassenc.

Heinrich I. (dem Mittleren) von Braunschweig-Lüne-
burg, vgl. Haug-Moritz, Der Schmalkaldische Bund,
S. 99, 123.
11 Philipp der Großmütige, Landgraf von Hessen
1509/18-1567, TRE 26, S. 492-497.
12 Wolfgang, Fürst von Anhalt-Bernburg-Köthen
1492-1566, Haug-Moritz, Der Schmalkaldische
Bund, S. 99, 104, 123.
13 Albrecht und Gebhart von Mansfeld, Haug-Moritz,
Der Schmalkaldische Bund, S. 100, 123, 132.
14 Reichsstadt Reutlingen.
15 Reichsstadt Isny im Allgäu.

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