5. Zuchtordnung 1532
Wurde es sich abern zutragen, das sölliche Ehe
verpflichtunng durch unns krefftig erkenndt oder
aber, das sich zway tügliche Personen one wissen
unnd willen irer Eltern, oVogten, Pfleger, vormünn-
der oder nechstgesipten freundeno Eelich würden
vermeheln, Söllen pVatter und Mutter noch der sel-
bigen kains nach des anndern Tödtlichen abgang, es
verenderte42 sich anderwertz oder nit, den selbigen
aygennwilligen Kinndernp von irer zeitlichen Na-
rung qnichts nitq zugebenr pflichtig oder schuldig
sein, Besunnder zu irem wolgefallen stehen
sUnnd in disem fall nach altem geprauch unnd her-
khommen diser Stat Eßlingen, in massen auffgerich-
te versiglete brieffliche urkunndte außweysen unnd
vermögen, wie hernach volgt, gehalten werdens:
| C1a |
t"Wir, der Rath zu Esselinngen, haben gemainlich
auffgesetzt, das ain Jedlichs Kindt, es sey Sune oder
Tochter, sie seyen Jung oder Alt, die sich verenn-
derent43 wider ir Vatter oder wider ir Mutter willen,
ob ir Vatter oder ir Mutter thod ist, Also das der
Sune ain weib nimmet oder die Tochter ainen Mann,
so soln sie damit verlorn han ir Vatter unnd ir Mut-
ter Erbe unnd soln fürbas dazu kaine recht noch
kaine annsprache44 me han. Were aber, das ain Vat-
ter oder ain Muter, jedweders nach des andern tode,
seinen kinndern nicht helffen wölten, Wenne denne,
es sey Sune oder Tochter, mit den nechsten unde den
Erbärsten irer freunde Rath in selber hilffet unde
sich verendert, da soll es kain seine Recht von ver-
lorn han.
n ZuchtO 1598, 1602, 1615: dann.
o-o In ZuchtO 1602 gestrichen. Fehlt ZuchtO 1615.
p-p In ZuchtO 1602 verbessert, ZuchtO 1615: eines solches
aigenwilligen und ungehorsamen kinds elter, vater und
muoter, so lang sie bede elter oder auch in von densel-
bigen das eine alleinig in leben sein würdt, einig heurat-
guot und außfertigung wider irn willen.
q-q In ZuchtO 1602 gestrichen. Fehlt ZuchtO 1615.
r ZuchtO 1602, 1615: zugeben nichts.
s-s ZuchtO 1598, 1602, 1615: Doch soll einem ersamen rath
in solchen fällen nach gelegenheit aller umbstendt ein
billichs einsehen zuhaben unbenommen sein [ZuchtO
1615 statt „unbenommen sein“: erlaubt],
t-t Fehlt ZuchtO 1598, 1602, 1615.
Wer auch die gesetzede überfert, der soll allw sei-
ne recht verlorn han, Unnde git in ir Vatter oder
Mutter irs Guts ain heller wert niht, obe sie wöllen,
die weile sie lebent, unde nach ir tode, so das Erbe
gefallet zu bayden hannden, so soll es kain seine
Recht verlorn han unde soll denne Erben recht unnd
redlich mit anndern seinen geschwistergiten45. Disw
gesetzede geschach bey unnsers Herren, säligen, des
Römschen Künig Rodelß46 zeiten, der sie selbe auff-
satzede unnd wardt nu von unns genewert unnde
geoffenet, da man Zalt von Christi geburte drwze-
hen hundert Jare unnd in dem Achteden Jare An
dem Sonnetag nach Sant Ulrichs tag.47 Unnde her-
über ist diser brieff geschriben unde Besigelt mit der
Stat Insigel zu Esseling zu ainem waren urkunnde
der vorgeschriben dinge“.
Sover unnd aber dieselbige aigenwillige kinder oder
deren ains aygen gut hette, so inen vor beschehner
vermehelung von abgegangnem Vatter, Mutter,
Enin48, Anen49 oder sonsten in ander weg vermacht,
geschenckt worden oder sonnsten durch sich selbs
Erbar-| C1b | lichen errungen und gewonnen hetten,
Dasselbig Gut soll inen mit nichten vorgehal-
ten50, besonnder in allweg als ir aygentlich Gut ver-
folgt51 werdent. uUnnd wannu Vatter unnd Mutter
bayde mit thodt abgangen, sollv den selbigen kin-
dern ire erbgerechtigkait vorbehalten unnd unn-
benommen sein, es were dann, das die Heuraths
brieff oder anndere vor der kinnder aygenwilligen
vermeheln hievor auffgerichte rechtliche verträg
baider Eltern etwas wider sollich Erben vermöch-
u-u ZuchtO 1598, 1602, 1615: Wann aber.
v Fehlt ZuchtO 1615.
42 Verheirate.
43 Siehe vorige Anm.
44 Forderungen, Ansprüche, vgl. DRW I, Sp. 731f.
45 Geschwisterkindern.
46 König Rudolf von Habsburg (1273-1291).
47 Sonntag nach St. Ulrich 1308 = 7. Juli.
48 Großmutter.
49 Großvater.
50 Vorenthalten.
51 Ausgehändigt.
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Wurde es sich abern zutragen, das sölliche Ehe
verpflichtunng durch unns krefftig erkenndt oder
aber, das sich zway tügliche Personen one wissen
unnd willen irer Eltern, oVogten, Pfleger, vormünn-
der oder nechstgesipten freundeno Eelich würden
vermeheln, Söllen pVatter und Mutter noch der sel-
bigen kains nach des anndern Tödtlichen abgang, es
verenderte42 sich anderwertz oder nit, den selbigen
aygennwilligen Kinndernp von irer zeitlichen Na-
rung qnichts nitq zugebenr pflichtig oder schuldig
sein, Besunnder zu irem wolgefallen stehen
sUnnd in disem fall nach altem geprauch unnd her-
khommen diser Stat Eßlingen, in massen auffgerich-
te versiglete brieffliche urkunndte außweysen unnd
vermögen, wie hernach volgt, gehalten werdens:
| C1a |
t"Wir, der Rath zu Esselinngen, haben gemainlich
auffgesetzt, das ain Jedlichs Kindt, es sey Sune oder
Tochter, sie seyen Jung oder Alt, die sich verenn-
derent43 wider ir Vatter oder wider ir Mutter willen,
ob ir Vatter oder ir Mutter thod ist, Also das der
Sune ain weib nimmet oder die Tochter ainen Mann,
so soln sie damit verlorn han ir Vatter unnd ir Mut-
ter Erbe unnd soln fürbas dazu kaine recht noch
kaine annsprache44 me han. Were aber, das ain Vat-
ter oder ain Muter, jedweders nach des andern tode,
seinen kinndern nicht helffen wölten, Wenne denne,
es sey Sune oder Tochter, mit den nechsten unde den
Erbärsten irer freunde Rath in selber hilffet unde
sich verendert, da soll es kain seine Recht von ver-
lorn han.
n ZuchtO 1598, 1602, 1615: dann.
o-o In ZuchtO 1602 gestrichen. Fehlt ZuchtO 1615.
p-p In ZuchtO 1602 verbessert, ZuchtO 1615: eines solches
aigenwilligen und ungehorsamen kinds elter, vater und
muoter, so lang sie bede elter oder auch in von densel-
bigen das eine alleinig in leben sein würdt, einig heurat-
guot und außfertigung wider irn willen.
q-q In ZuchtO 1602 gestrichen. Fehlt ZuchtO 1615.
r ZuchtO 1602, 1615: zugeben nichts.
s-s ZuchtO 1598, 1602, 1615: Doch soll einem ersamen rath
in solchen fällen nach gelegenheit aller umbstendt ein
billichs einsehen zuhaben unbenommen sein [ZuchtO
1615 statt „unbenommen sein“: erlaubt],
t-t Fehlt ZuchtO 1598, 1602, 1615.
Wer auch die gesetzede überfert, der soll allw sei-
ne recht verlorn han, Unnde git in ir Vatter oder
Mutter irs Guts ain heller wert niht, obe sie wöllen,
die weile sie lebent, unde nach ir tode, so das Erbe
gefallet zu bayden hannden, so soll es kain seine
Recht verlorn han unde soll denne Erben recht unnd
redlich mit anndern seinen geschwistergiten45. Disw
gesetzede geschach bey unnsers Herren, säligen, des
Römschen Künig Rodelß46 zeiten, der sie selbe auff-
satzede unnd wardt nu von unns genewert unnde
geoffenet, da man Zalt von Christi geburte drwze-
hen hundert Jare unnd in dem Achteden Jare An
dem Sonnetag nach Sant Ulrichs tag.47 Unnde her-
über ist diser brieff geschriben unde Besigelt mit der
Stat Insigel zu Esseling zu ainem waren urkunnde
der vorgeschriben dinge“.
Sover unnd aber dieselbige aigenwillige kinder oder
deren ains aygen gut hette, so inen vor beschehner
vermehelung von abgegangnem Vatter, Mutter,
Enin48, Anen49 oder sonsten in ander weg vermacht,
geschenckt worden oder sonnsten durch sich selbs
Erbar-| C1b | lichen errungen und gewonnen hetten,
Dasselbig Gut soll inen mit nichten vorgehal-
ten50, besonnder in allweg als ir aygentlich Gut ver-
folgt51 werdent. uUnnd wannu Vatter unnd Mutter
bayde mit thodt abgangen, sollv den selbigen kin-
dern ire erbgerechtigkait vorbehalten unnd unn-
benommen sein, es were dann, das die Heuraths
brieff oder anndere vor der kinnder aygenwilligen
vermeheln hievor auffgerichte rechtliche verträg
baider Eltern etwas wider sollich Erben vermöch-
u-u ZuchtO 1598, 1602, 1615: Wann aber.
v Fehlt ZuchtO 1615.
42 Verheirate.
43 Siehe vorige Anm.
44 Forderungen, Ansprüche, vgl. DRW I, Sp. 731f.
45 Geschwisterkindern.
46 König Rudolf von Habsburg (1273-1291).
47 Sonntag nach St. Ulrich 1308 = 7. Juli.
48 Großmutter.
49 Großvater.
50 Vorenthalten.
51 Ausgehändigt.
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