Esslingen
6. Noch erger ists, wann ein eheman die ehe mit
seiner pflegtochter bricht, welche er gleichsam als ir
vatter vor schand unnd laster bewahren solte.
7. Uber das ist es noch ein strefflicher laster, wann
der eheman sein ehe bricht mit ainer, die im
mit blutsfreundtschafft oder schwagerschafft ver-
wanndt ist, unnd ist die sund schwerer mit ainer
blutsfreundin dann mit ainer schwägerin, welche
blutschanden sollen ernstlicher gestrafft werden
dann ein gemainer ehebruch. Fur blutschanden aber
sollen geachtet und gestrafft werden solche bey-
schlaffungen, da die personen vermög des gesetzs
Gottes einander nicht zur ehe nemen durffen, wann
sie gleich baide lediges stands weren. Die verbottne
grad aber seind im dritten buch Mosis am zweinzig-
sten capitel [9-21] fast alle namhafft gemacht. Unn-
der die verbottne grad aber gehoren nicht die leges
positivae, nemlich die grad, welche allain in den ehe-
ordnungen (aber nicht im gesetz Gottes) verbotten,
unnd doch in denselbigen die obrigkait dispensiren
darff, als tertius gradus affinitatis et consanguini-
tatis in linea aequali aut inaequali18. |3v |
8. Noch schwerer unnd strefflicher were gesunndi-
get, da ein eheman nicht allain mit seiner gefreund-
tin19 ein blutschand begienge, sonndern auch rhat
und that darzu gebe, das die frucht im mutterleib
mit kreutern oder artzneyen hingetriben wurde, da
er aber auch darzu rhate oder helffe, das ein leben-
dig kind (das doch sein flaisch und blut ist) in oder
nach der geburt umbgebracht würde, dann ein sol-
cher kindsmord nicht allein an der mutter, sonndern
auch an dem eheman scharpf zustraffen.
9. Ob auch gleich der eheman nicht ein blutschand
begangen, aber doch darzu rhat unnd that gegeben,
das die frucht (derer er ein ursach ist) im mutterleib
verderbe, were er auch deßhalb hoher dann sonsten
ein ehebrecher zustraffen, noch vil scherpfer aber als
ein kindsmörder mit scharpfer straff anzusehen, das
mit seinem rhat oder bewilligung das lebendige kind
inn oder nach der geburt umbgebracht würde, unnd
sovil desto scherpfer, da ein solcher eheman auch
darzu rhiete oder helffe, das auch die mutter des
kinds umb das leben keme, damit die schandtliche
that desto leichter verschwigen blibe.
10. Da auch ein eheman oder eheweib mehr dann zu
ainem mal, etwa auch zum dritten mal, die ehe bre-
che, sonderlich nach dem sie umb den ersten ehe-
bruch gestrafft were, gehorte abermal ein schwerer
straff darzu dann zu dem ersten ehebruch. |4r |
11. In allen solchen fellen, so sich mit unzucht inn-
oder ausserhalb des ehestands zutragen mögen, solle
ein christliche obrigkhait alle umbstend fleissig er-
wegen, dann dieselbige geben den ausschlag, die be-
straffung der unzucht zu miltern oder zu scherpfen.
Von anderer schröcklichen unzucht, so wider
die natur begangen werden
1. Wann jemand beym vihe ligt, der soll des tods
sterben (sey weib oder mann) und das vihe soll man
erwürgen, im dritten buch Mosis am zwainzigsten
capitel [15].
2. Wann jemand beym knaben schläfft wie beym
weib, die haben ein greul gethan unnd sollen baide
des tods sterben, im dritten buch Mosis am zwain-
zigsten capitel [13]. Ein gleicher fahl ist es, wann ein
mann mit ainem erwachsnen mann auff obgemelte
weise schand treibe.20
3. Wann ein mann oder ein weib sich dem bösen
gaist ergibt unnd mit dem selbigen unzucht treibt,
die gehoren unnder die unholden unnd werden mit
dem feur gestrafft.
Von straffen der unzucht
Es hat ein obrigkhait mancherlay straffen, mit de-
nen die unzucht mag gestrafft weren:
1. Gefencknussen
2. Geltstraffen ohne gefencknussen, ist aber nicht
rhatsam |4v I
18 Vgl. oben, Nr. 33. 20 Vgl. Lev 18,22; 20,13; Röm 1,27.
19 Blutsverwandten.
412
6. Noch erger ists, wann ein eheman die ehe mit
seiner pflegtochter bricht, welche er gleichsam als ir
vatter vor schand unnd laster bewahren solte.
7. Uber das ist es noch ein strefflicher laster, wann
der eheman sein ehe bricht mit ainer, die im
mit blutsfreundtschafft oder schwagerschafft ver-
wanndt ist, unnd ist die sund schwerer mit ainer
blutsfreundin dann mit ainer schwägerin, welche
blutschanden sollen ernstlicher gestrafft werden
dann ein gemainer ehebruch. Fur blutschanden aber
sollen geachtet und gestrafft werden solche bey-
schlaffungen, da die personen vermög des gesetzs
Gottes einander nicht zur ehe nemen durffen, wann
sie gleich baide lediges stands weren. Die verbottne
grad aber seind im dritten buch Mosis am zweinzig-
sten capitel [9-21] fast alle namhafft gemacht. Unn-
der die verbottne grad aber gehoren nicht die leges
positivae, nemlich die grad, welche allain in den ehe-
ordnungen (aber nicht im gesetz Gottes) verbotten,
unnd doch in denselbigen die obrigkait dispensiren
darff, als tertius gradus affinitatis et consanguini-
tatis in linea aequali aut inaequali18. |3v |
8. Noch schwerer unnd strefflicher were gesunndi-
get, da ein eheman nicht allain mit seiner gefreund-
tin19 ein blutschand begienge, sonndern auch rhat
und that darzu gebe, das die frucht im mutterleib
mit kreutern oder artzneyen hingetriben wurde, da
er aber auch darzu rhate oder helffe, das ein leben-
dig kind (das doch sein flaisch und blut ist) in oder
nach der geburt umbgebracht würde, dann ein sol-
cher kindsmord nicht allein an der mutter, sonndern
auch an dem eheman scharpf zustraffen.
9. Ob auch gleich der eheman nicht ein blutschand
begangen, aber doch darzu rhat unnd that gegeben,
das die frucht (derer er ein ursach ist) im mutterleib
verderbe, were er auch deßhalb hoher dann sonsten
ein ehebrecher zustraffen, noch vil scherpfer aber als
ein kindsmörder mit scharpfer straff anzusehen, das
mit seinem rhat oder bewilligung das lebendige kind
inn oder nach der geburt umbgebracht würde, unnd
sovil desto scherpfer, da ein solcher eheman auch
darzu rhiete oder helffe, das auch die mutter des
kinds umb das leben keme, damit die schandtliche
that desto leichter verschwigen blibe.
10. Da auch ein eheman oder eheweib mehr dann zu
ainem mal, etwa auch zum dritten mal, die ehe bre-
che, sonderlich nach dem sie umb den ersten ehe-
bruch gestrafft were, gehorte abermal ein schwerer
straff darzu dann zu dem ersten ehebruch. |4r |
11. In allen solchen fellen, so sich mit unzucht inn-
oder ausserhalb des ehestands zutragen mögen, solle
ein christliche obrigkhait alle umbstend fleissig er-
wegen, dann dieselbige geben den ausschlag, die be-
straffung der unzucht zu miltern oder zu scherpfen.
Von anderer schröcklichen unzucht, so wider
die natur begangen werden
1. Wann jemand beym vihe ligt, der soll des tods
sterben (sey weib oder mann) und das vihe soll man
erwürgen, im dritten buch Mosis am zwainzigsten
capitel [15].
2. Wann jemand beym knaben schläfft wie beym
weib, die haben ein greul gethan unnd sollen baide
des tods sterben, im dritten buch Mosis am zwain-
zigsten capitel [13]. Ein gleicher fahl ist es, wann ein
mann mit ainem erwachsnen mann auff obgemelte
weise schand treibe.20
3. Wann ein mann oder ein weib sich dem bösen
gaist ergibt unnd mit dem selbigen unzucht treibt,
die gehoren unnder die unholden unnd werden mit
dem feur gestrafft.
Von straffen der unzucht
Es hat ein obrigkhait mancherlay straffen, mit de-
nen die unzucht mag gestrafft weren:
1. Gefencknussen
2. Geltstraffen ohne gefencknussen, ist aber nicht
rhatsam |4v I
18 Vgl. oben, Nr. 33. 20 Vgl. Lev 18,22; 20,13; Röm 1,27.
19 Blutsverwandten.
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