6. Mandat Kaiser Ferdinands I. zur Biberacher Religionstoleranz 1563
6. Mandat Kaiser Ferdinands I. zur Biberacher Religionstoleranza
21. Januar 1563
Ferdin[andus] I. entscheidung wegen der religion in der stat Bibrach etc. vom jahr 1563
Wir, Ferdinandt, von Gottes gnaden erwölter Rö-
mischer kayser, zue allen zeitten mehrer des reichs,
in Germanien, zue Hungärn, Böheimb, Dalmatien,
Croatien undt Sclavonien etc. könig, infant in hi-
spanien, ertzhertzog zu Osteraich, hertzog zu Bur-
gundi, Steyr, Kärndten, Crain undt Württemberg,
grave zue Tyroll etc., bekennen offentlich mit die-
sem brieffe undt thun kundt allermänniglichen.
Als sich ein zeit hero zwischen unsern undt des
reichs lieben, getrewen, denn eltern, gehaimben bür-
germaistern undt kleinen rath der statt Biberach an
einem, undt N., büchssenmeistern1 undt außschuß
der gemeindt daselbst andern theills, allerhandt
spenn2 undt irrung erhalten, das wir demnach auß
gnädigen vetterlichem undt friedtliebendem gemüth
zu hinlegung berührter irrung undt mißverstandts
undt zu wieder anrichtung undt erhebung mehrers
freundlichs willens, gueter nachparschafft, freund-
schafft, friedliebens, ruhe undt einigkeitt zwischen
gemelten partheyen, dieselben beyderseits hieher an
unsern keyß[erlichen] hoff bescheiden, durch unsere
insonderheitt darzu verordnete stattliche, ansehen-
liche hoffräthe undt commissarien genugsamlich ge-
gen einander verhören undt auff eines undt des an-
dern theills beschehen fürbringen den partheyen die-
sen gnedigen endtscheidt geben undt eröffnen las-
sen, nemblich undt erstlich:
Nachdem in der statt Biberach numehr ein lange
zeitt hero beede, die alte religion undt dan die Aug-
a Textvorlage (Handschrift): HStaatsA Wiesbaden
340-s1623, fol. 1r-2v. Abdruck: Diemer, Quellen,
S. 38-41.
1 Biberacher Zunftmeister. Jeder Zunft standen zwei
Büchsenmeister vor, Diemer, Quellen, S. 56 Anm. 26.
2 Streitigkeiten.
3 Confessio Augustana 1530, BSLK S. 31-137.
spurgische Confession , mit- undt neben einander
herkhommen, so ist unser gnediger, ernstlicher be-
felch, das die jenigen, so der einen religion ver-
wandt, die andern, der andern religion anhengig,
bey ihrer religion vermög unsers undt des heyl[igen]
reichs | 1v | uffgerichten religion friedens4 unverhin-
dert, ungeirt undt unangefochten pleiben lassen,
undt insonderheitt die predigcanten ein undt der an-
dern religion sich in ihren predigen alles schmähens,
schändtens undt ungeschieckter, unbescheidener re-
den gäntzlich enthalten undt zu einiger unruh oder
weiterung5 nitt ursach geben, das auch die persoh-
nen, ein oder der andern religion verwandt, vom
rath undt gericht undt andern ämptern, darzu sie
taugentlich sein möchten, der religion halben nit
außgeschlossen, sondernn zu denselben indifferenter
zugelassen werden.
Verner undt nachdeme uns under andern fürkhom-
men, das ein rath daselbst zu Biberach nit am be-
sten haussen6, sondern gemeiner statt undt des spi-
tahls daselbst einkommen zu unnottürfftigen auß-
gaaben ubel anwenden undt etliche sonderbahre7
persohnen sich in ihren verwaltungen etwas unge-
schieckts, ungepührlichs undt fahrlässig halten,
auch etliche sich von außländischen bestellen undt
je bißweiln woln endtgegen undt wieder die ge-
meindt undt privat persohnen geprauchen lassen
sollen, undt wir also, so viel sonderlich das ubel-
haussen belangt, wohl ursach hetten, deßhalben ei-
4 Artikel des Religionsfriedens im Abschied des Augsbur-
ger Reichstags vom 25. September 1555, Abdruck bei
Brandi, Religionsfriede, S. 32-52, hier S. 36-38.
5 Verbreitung, Ausweitung, vgl. Grimm, DWb 28,
Sp.1291.
6 Haushalten.
7 Besondere.
453
6. Mandat Kaiser Ferdinands I. zur Biberacher Religionstoleranza
21. Januar 1563
Ferdin[andus] I. entscheidung wegen der religion in der stat Bibrach etc. vom jahr 1563
Wir, Ferdinandt, von Gottes gnaden erwölter Rö-
mischer kayser, zue allen zeitten mehrer des reichs,
in Germanien, zue Hungärn, Böheimb, Dalmatien,
Croatien undt Sclavonien etc. könig, infant in hi-
spanien, ertzhertzog zu Osteraich, hertzog zu Bur-
gundi, Steyr, Kärndten, Crain undt Württemberg,
grave zue Tyroll etc., bekennen offentlich mit die-
sem brieffe undt thun kundt allermänniglichen.
Als sich ein zeit hero zwischen unsern undt des
reichs lieben, getrewen, denn eltern, gehaimben bür-
germaistern undt kleinen rath der statt Biberach an
einem, undt N., büchssenmeistern1 undt außschuß
der gemeindt daselbst andern theills, allerhandt
spenn2 undt irrung erhalten, das wir demnach auß
gnädigen vetterlichem undt friedtliebendem gemüth
zu hinlegung berührter irrung undt mißverstandts
undt zu wieder anrichtung undt erhebung mehrers
freundlichs willens, gueter nachparschafft, freund-
schafft, friedliebens, ruhe undt einigkeitt zwischen
gemelten partheyen, dieselben beyderseits hieher an
unsern keyß[erlichen] hoff bescheiden, durch unsere
insonderheitt darzu verordnete stattliche, ansehen-
liche hoffräthe undt commissarien genugsamlich ge-
gen einander verhören undt auff eines undt des an-
dern theills beschehen fürbringen den partheyen die-
sen gnedigen endtscheidt geben undt eröffnen las-
sen, nemblich undt erstlich:
Nachdem in der statt Biberach numehr ein lange
zeitt hero beede, die alte religion undt dan die Aug-
a Textvorlage (Handschrift): HStaatsA Wiesbaden
340-s1623, fol. 1r-2v. Abdruck: Diemer, Quellen,
S. 38-41.
1 Biberacher Zunftmeister. Jeder Zunft standen zwei
Büchsenmeister vor, Diemer, Quellen, S. 56 Anm. 26.
2 Streitigkeiten.
3 Confessio Augustana 1530, BSLK S. 31-137.
spurgische Confession , mit- undt neben einander
herkhommen, so ist unser gnediger, ernstlicher be-
felch, das die jenigen, so der einen religion ver-
wandt, die andern, der andern religion anhengig,
bey ihrer religion vermög unsers undt des heyl[igen]
reichs | 1v | uffgerichten religion friedens4 unverhin-
dert, ungeirt undt unangefochten pleiben lassen,
undt insonderheitt die predigcanten ein undt der an-
dern religion sich in ihren predigen alles schmähens,
schändtens undt ungeschieckter, unbescheidener re-
den gäntzlich enthalten undt zu einiger unruh oder
weiterung5 nitt ursach geben, das auch die persoh-
nen, ein oder der andern religion verwandt, vom
rath undt gericht undt andern ämptern, darzu sie
taugentlich sein möchten, der religion halben nit
außgeschlossen, sondernn zu denselben indifferenter
zugelassen werden.
Verner undt nachdeme uns under andern fürkhom-
men, das ein rath daselbst zu Biberach nit am be-
sten haussen6, sondern gemeiner statt undt des spi-
tahls daselbst einkommen zu unnottürfftigen auß-
gaaben ubel anwenden undt etliche sonderbahre7
persohnen sich in ihren verwaltungen etwas unge-
schieckts, ungepührlichs undt fahrlässig halten,
auch etliche sich von außländischen bestellen undt
je bißweiln woln endtgegen undt wieder die ge-
meindt undt privat persohnen geprauchen lassen
sollen, undt wir also, so viel sonderlich das ubel-
haussen belangt, wohl ursach hetten, deßhalben ei-
4 Artikel des Religionsfriedens im Abschied des Augsbur-
ger Reichstags vom 25. September 1555, Abdruck bei
Brandi, Religionsfriede, S. 32-52, hier S. 36-38.
5 Verbreitung, Ausweitung, vgl. Grimm, DWb 28,
Sp.1291.
6 Haushalten.
7 Besondere.
453