Metadaten

Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Arend, Sabine [Oth.]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (17. Band, 2. Teilband = Baden-Württemberg, 4): Reutlingen, Ulm, Esslingen, Giengen, Biberach, Ravensburg, Wimpfen, Leutkirch, Bopfingen, Aalen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2009

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30657#0474
License: Free access  - all rights reserved
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Biberach an der Riß

gentlich inquisition undt erkündigung zunehmen, so
wollen wir doch nah zur zeitt eines raths in hoffnung
künfftiger besserung undt wohlhaussens mit solcher
inquisition gnediglich verschont, einem rath aber in
gemein undt allen denselben verwanten persohnen
insonderheit hiemit aufferlegt undt befohlen haben,
das sie sich in ihrem ampt undt verwaltungen
uffrichtig, embsich, sorgfältig undt endlich dermas-
sen halten undt erzeigen, damit sie solches gegen
Gott undt uns ver- |2r| antwortten können undt
man nit fueg uber sie zu klagen haben, dan da das
nit geschehe undt unß künfftiglichen ubelhaussens
oder ungeschickten, ungepührlichen verhaltens hal-
ben von dem rath in gemein oder einer oder ander
derselben persohnen einige weitere klag oder be-
schwerten fürkommen solte, würden wir nit umb-
gehn können, deßhalben notthürfftige erkündigung
zunehmen undt gegen den straffwürdigen mit ernst-
licher, gepührlicher straff zuverfahren. Dabey wöl-
len wir auch den jenigen, so sich bißhero von auß-
ländischen bestellen undt wieder die gemaindt oder
privat persohnen geprauchen haben lassen möchten,
sich derselben hinfüro zu enthalten hiemit ernstlich
undersagt haben.
So viel dan die gemein zu Biberach belangt, dieweil
sich dieselbe unter andern beschwerdt, das die an-
zahl der itzigen rathspersohnen zu gering undt dar-
durch gemeiner statt undt sonderlich der justicien
sachen mercklich verhindert undt versaumbt wer-
den sollen, so wellen wir, solche beschwerden abzu-
stellen undt damit dem rath die bürde der regierung
desto leichter werde, hiemit gnädiglich zugelassen
haben, daß zu den vorigen fünffzehen persohnen, so
durch weylandt unsern lieben herrn undt brudern
kay. Caroln, höchstlöblichster gedächtnus, in den
kleinen rath verordtnet, noch sechs persohnen im
kleinen rath sein sollen, doch das sonst gedachtes
unsers lieben herrn undt bruders rath undt wohl-
meinung in andern ihren articuln bey ihren würden
undt kräfften pleibt. Darneben aber ist unser gantz
ernstlicher bevelch, das sich die gemein daselbst zu

8 Auflehne.
9 Irgendeiner Sache, vgl. Grimm, DWb 10, Sp. 2035.

Biberach 12v | wieder den rath alß ihre fürgesetzte
ordenliche obrigkeitt nit setze noch auffleine8, son-
dern sich gegen denselben alles schuldigen, gepühr-
lichen gehorsambs, reverentz undt ehrerpietung,
auch sonst still undt eingezogen, wie gehorsamben,
frommen underthanen wohl anstehett, erzeige undt
sonderlichen sich aller heimlichen conventicul, zu-
sammenkunfft, conspiration, meuterey undt auff-
ruhr wider den rath gäntzlich undt allerdings ent-
halten, bey vermeitung unserer högsten ungnadt
undt straff.
Undt da sie je in ichten9 uber undt wieder gebüer
von dem rath beschwert zu sein vermeinen würden,
dasselb mit gepührlicher bescheidenheit ohne alle
weitleuftigkeit, gesuchte umbschweyff undt fremb-
den stüecken oder anhang (den sie ihnen etwa ge-
macht oder zu machen understanden) immediate an
uns als ihr högst haupt undt obrigkeitt gelangen las-
sen, damit wir darunder gepührlichs einsehen, wen-
dung undt verordnung thun mögen.
An dem allem geschicht unser ernstlicher will undt
meinung mitt urkundt dieß briefs, besiegelt [mit]
unserm kayß. uffgetruckten insigell.
Geben in unserer statt Costnitz10, den einundt-
zwantzigsten tag Januarii anno im drey undt sech-
zigisten unserer reiche, deß Römischen in dem drey
undt dreissigsten undt der andern im siben undt
dreisigisten etc.
Ferdinandus
Actum et mandatum sacrae caesareae maiestatis
proprium
[Rückvermerk, gestrichen:] Copia von weylandt
kayser Ferdinanden, hochlöblichster gedächtnus,
zwischen bürgermeister undt rath zu Biberach an
einem, undt den bichssenmeistern11 daselbst am an-
dern theill, anno 1563 zu Costantz ergangenem de-
crets undt endtscheidts.

10 Konstanz.
11 Siehe S. 453 Anm. 1.

454
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften