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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (17. Band, 2. Teilband = Baden-Württemberg, 4): Reutlingen, Ulm, Esslingen, Giengen, Biberach, Ravensburg, Wimpfen, Leutkirch, Bopfingen, Aalen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2009

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https://doi.org/10.11588/diglit.30657#0498
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Ravensburg

mit erlegung dreyer schilling pfennig zu jedem mal
straffen. Doch so möcht ains dises gepott so fräven-
lich übergon und verachten, ain ersamer rath wurde
den- oder dieselbigen nach gestalt der sachen in hö-
here unnd grössere straff nemen.
Darneben will auch ain ersamer rath euch alle
und jedes insonnderhait hiemit ermant haben, das ir
auch alle bey dem ampt und hailigen nachtmal des
herren seyen unnd, wölche darzu geschickt14, dassel-
big empfahen wöllen. Doch will hierzu ain ersamer
rath niemanndts gezwungen, sonnder jedem in sei-
nen willen frey gestölt haben. Wölcher aber bey dem
ampt unnd nachtmal des herren nit sein wölte, der-
oder dieselbigen sollen die zeit und man es haltet, in
iren behausungen dahaim beleiben, weder auff den
blätzen noch anderstwa in der statt oder vor der
statt spacieren geen oder sich in würtzheusern oder
anndern ortten mit zechen, essen, trincken, spilen
und andern I8I lastern ungebeurlich halten bey tref-
fenlicher straff ains raths oder der zuchtherrn. Doch
seyen hierinn all frembd gäst, so der zeit hie durch
wanndlen wurden, außgeschlossenc.
dVerordnung der zuchtherren
Hierauff haben wir geordnet, das hinfüro allwegen
fünffe zuchtherren oder ainiger sein sollen, wölche
bey den pflichten und ayden, damit sy uns ver-
wandt, ob allen und jeden ergerlichen lastern und
handlungen, wie die namen haben mögen, vestigcli-
chen und nach irem bessten vermögen aufsehens ha-
ben und dieselbigen mit allem fleis erkondigen, er-
faren unnd irem verbrechen nach, wie sich gepürt,
straffend.

d-d In ZuchtO 1550 gestrichen, Fehlt ZuchtO 1555.
e ZuchtO 1550: fünff, minder oder mer.
f-f ZuchtO 1550, 1555: drey schilling pfening.
g ZuchtO 1550, 1555: Valenthin.
h-h ZuchtO 1550, 1555: ain schilling pfennig.
1-iZuchtO 1550, 1555: nennet, des straff ist, wie obsteet,
3 schilling pfennig.

Von schwören, fluchen und Gott löstern
Unnd nachdem das schwören und Gott löstern un-
der andern lastern, so von Gott verpotten |9| sind,
nach der abgötterey das erschrockenlichest ist unnd
von Gott, dem herrn, ernstlich mit ainem anhanng,
das er den, so seinen namen vergebenlich füert, nit
unschuldig halten wölle15, verpotten, so setzen unnd
ordnen wir, das nun hinfüro wölcher oder wölche die
sein, so sich mit nachvolgenden schwieren unnd got-
teslösterungen oder dergleichen andern schwüeren,
darzu sy den namen Gottes nennen wurden, alls
Gotts martter, leyden, wunden, crafft, macht,
flaisch, sacrament, krannckhait, himel, ertrich,
lufft, dufft, element etc. unnd annder dergleichen
graussamen schwüeren, gebrauchen und die von
inen hören lassen, die thun und jeben,16 da soll ain
jedes von jedem der obvermelten schwüeren, so offt
unnd dick es die beganngen hette, jedesmals fi schil-
ling pfennigf zustraff zugeben schuldig sein. Wölches
aber ainen fluch, darinnen es den namen Gottes nit,
sonnder allain ainen hailigen nampte, alls sannt
Küri17, Välting18, Anthoni etc., item beyltrie-
sen19, pestilentz, frantzosen-20 oder andere derglei-
chen krannckhaiten nennen unnd dann dem andern
also fluchen wurde, dasselbig soll zu buoß geben von
jedem mal hvi pfennigh. Wölches aber den namen
Gottes darzuinimpt, |10 | der straff ist, wie obsteet,
i schilling pfennigi, unnd soll hierinnen ganntz nie-
mandts verschont werden. Es möchte aber ainer
oder aine dermaßen schwören unnd Gott löstern, sy
wurden von uns vil hörter, dann obvermelt straffen
außweisen, auch an irem leib unnd leben gestrafft
werden.

14 Bereit, mit dem Nötigen versehen.
15 Ex 20,7.
16 Üben, aussprechen.
17 St. Quirinus.
18 Fluch beim Hl. Valentin, vgl. Grimm, DWb 25, Sp. 8.
19 Drüsenbeulen, Drüsengeschwulste.
20 Franzosenkrankheit = Syphilis.

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