6. Zuchtordnung 1546
Unnd damit aber sollich lasster dester fleissiger
erfarn unnd erkondigt werden möge, so jsetzenunnd
wöllen wir, das nun hinfüro alle unnd jede wochen in
jeder zunfft zween und in der gsellschafft im
eselk21 ainer durch die zunfftmaister unnd 1 den ober-
sten im eselm verordnet und denen bey iren ayden,
so sy unns geschworn, ernnstlich bevolhen werden
sölle, das dieselbigen in allen zechen, auff der gassen
unnd an anndern ortten, wo das were, ir haimlich
unnd fleissig auffmörcken haben sollen, wölche die
weren, von denen sy obvermelt oder annder derglei-
chen gottslösterlich schwüer oder fliech ainen oder
mer hörten, es were von frawen oder mans personen,
jung oder alt, gaistlich oder weltlich, I11 reich oder
arm, ganntz niemandts außgeschlossen noch ver-
schont. Den oder dieselbigen sollen sy, die ziinffti-
gen, jeder seinem zunfftmaister unndn die im esel
dem obersten oder burgermaistero bey iren ayden
anzaigen und fleissig darbey zuerkennen geben, was
und wievil schwüer oder flüech jeder begangen habe.
Wa sich aber zutragen wurde, das ain verordneter
zünfftiger seinen zunfftmaister oder ainer vom esel
seinen obernp selbs dermassen schwören oderq flu-
chen hörte, der soll denselbigen seinem alten zunfft-
maister oder, so der vom esel were, ainem andern
vom esel robvermelter massen anzaigenr. Diesel-
bigen, denen diß angezaigt würdet, sollen auch bey
iren ayden die jhenigen den zuchtherren anzugeben
schuldig sein, damit in disem fal ain gleichait in der
straff gehalten werden möge.
α 40 marckh.
j-j In ZuchtO 1550 gestrichen, in ZuchtO 1555 stattdessen:
wollen wir durch unsere dartzu verordnete ain ernstlichs
und fleissigs auffmörckhen, erkundigung und nachfrag
haben und die überfarer one nachlaß ernstlich straffen.
k ZuchtO 1550: esel, auch in der ballen[gesellschaft], im
graben unnd auf der kuppelen. [In der „Gesellschaft zum
Ballen“ waren diejenigen, die kein Handwerk ausübten
und nicht Mitglied in der Eselgesellschaft waren].
l Fehlt ZuchtO 1550.
m ZuchtO 1550: esel unnd die cristafel [= Vorsteher der
Eselgesellschaft, siehe Anm. 21].
n ZuchtO 1550: unnd dann.
o ZuchtO 1550: burgermaister unnd dann die in anndern
gesellschafften irn christäfeln.
p ZuchtO 1550: obern oder die in den anndern gesellschaff-
ten seinen cristafeln.
Es sollen auch die verordneten sollichs bey inen
in gehaim behalten und bey iren ayden das nie-
mandt weder mit wortten, gebärden oder zaichin er-
offnen oder anzaigen, und auch dieselben verordne-
ten sich solche zeit bey obvermelten iren ayden
dhainer gemainsami oder gsellschafft dester mer
enteussern, entschlahen, meiden oder abziehen. I12
Wir setzen unnd wöllen auch, dieweil solliche
ordnung allain angesehen ist von wegen der eher
Gottes und seines hailigen namens, das alle die jhe-
nigen, so zu jeder zeit also verordnet, von nie-
mandtss, wer die seyen, mit schmach-, spott- oder
schumpfierreden22 angetascht23, schumpfiert oder
verklaint werden sollen bey treffenlicher straff ains
ersamen raths. αWir setzen und wöllen auch, dieweil
dises ain christenlich werck ist unnd wir uns alle
Christen nennen und erkennen, das hierinnen gar
niemandt darvont exempt oder außgeschlossen sein
sölle.
Neben dem allem württ ain ersamer rath für sich
selbs leuth, die hierauff ir gut auffmörcken haben,
verordnen, damit die übertretter ir gepeurende
straff empfahenjα. Ob auch ainer oder aine von got-
teslösterung oder fluchens wegen ufür die zuchther-
ren erfordertu und sich dieselbigen dermassen ent-
schuldigen wölten, sy hetten Gottes namen I13 | nit
genannt, sonnder allain gesagt botz24 etc., dise[n]
soll ir entschuldigung nit helffen, dann dieweil in
baiden wortten ain gleiche mainung unnd affect im
q ZuchtO 1550: unnd.
ZuchtO 1550: oder dem alten christafel obvermelter mas-
sen anzaigen unnd vleissig darbey zuerkhennen geben.
s Verschrieben: jemandts.
t Fehlt ZuchtO 1550.
In ZuchtO 1550 verbessert zu, ZuchtO 1555: fürgefor-
dert.
21 Die Gesellschaft zum Esel war die Vereinigung der füh-
renden Patrizier, die seit Einführung des Zunftzwangs
1396/97 zusammengeschlossen waren, vgl. Dreher,
Geschichte II, S. 530-565.
22 Spott-, Hohnreden.
23 Angetastet.
24 Potz, aus dem Wort „Gottes“ entstellt, als erster Be-
standteil von Flüchen und Verwünschungen, z.B. Potz
Sakrament, Potz Blitz, vgl. Röhrich, Lexikon 3,
S. 742.
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Unnd damit aber sollich lasster dester fleissiger
erfarn unnd erkondigt werden möge, so jsetzenunnd
wöllen wir, das nun hinfüro alle unnd jede wochen in
jeder zunfft zween und in der gsellschafft im
eselk21 ainer durch die zunfftmaister unnd 1 den ober-
sten im eselm verordnet und denen bey iren ayden,
so sy unns geschworn, ernnstlich bevolhen werden
sölle, das dieselbigen in allen zechen, auff der gassen
unnd an anndern ortten, wo das were, ir haimlich
unnd fleissig auffmörcken haben sollen, wölche die
weren, von denen sy obvermelt oder annder derglei-
chen gottslösterlich schwüer oder fliech ainen oder
mer hörten, es were von frawen oder mans personen,
jung oder alt, gaistlich oder weltlich, I11 reich oder
arm, ganntz niemandts außgeschlossen noch ver-
schont. Den oder dieselbigen sollen sy, die ziinffti-
gen, jeder seinem zunfftmaister unndn die im esel
dem obersten oder burgermaistero bey iren ayden
anzaigen und fleissig darbey zuerkennen geben, was
und wievil schwüer oder flüech jeder begangen habe.
Wa sich aber zutragen wurde, das ain verordneter
zünfftiger seinen zunfftmaister oder ainer vom esel
seinen obernp selbs dermassen schwören oderq flu-
chen hörte, der soll denselbigen seinem alten zunfft-
maister oder, so der vom esel were, ainem andern
vom esel robvermelter massen anzaigenr. Diesel-
bigen, denen diß angezaigt würdet, sollen auch bey
iren ayden die jhenigen den zuchtherren anzugeben
schuldig sein, damit in disem fal ain gleichait in der
straff gehalten werden möge.
α 40 marckh.
j-j In ZuchtO 1550 gestrichen, in ZuchtO 1555 stattdessen:
wollen wir durch unsere dartzu verordnete ain ernstlichs
und fleissigs auffmörckhen, erkundigung und nachfrag
haben und die überfarer one nachlaß ernstlich straffen.
k ZuchtO 1550: esel, auch in der ballen[gesellschaft], im
graben unnd auf der kuppelen. [In der „Gesellschaft zum
Ballen“ waren diejenigen, die kein Handwerk ausübten
und nicht Mitglied in der Eselgesellschaft waren].
l Fehlt ZuchtO 1550.
m ZuchtO 1550: esel unnd die cristafel [= Vorsteher der
Eselgesellschaft, siehe Anm. 21].
n ZuchtO 1550: unnd dann.
o ZuchtO 1550: burgermaister unnd dann die in anndern
gesellschafften irn christäfeln.
p ZuchtO 1550: obern oder die in den anndern gesellschaff-
ten seinen cristafeln.
Es sollen auch die verordneten sollichs bey inen
in gehaim behalten und bey iren ayden das nie-
mandt weder mit wortten, gebärden oder zaichin er-
offnen oder anzaigen, und auch dieselben verordne-
ten sich solche zeit bey obvermelten iren ayden
dhainer gemainsami oder gsellschafft dester mer
enteussern, entschlahen, meiden oder abziehen. I12
Wir setzen unnd wöllen auch, dieweil solliche
ordnung allain angesehen ist von wegen der eher
Gottes und seines hailigen namens, das alle die jhe-
nigen, so zu jeder zeit also verordnet, von nie-
mandtss, wer die seyen, mit schmach-, spott- oder
schumpfierreden22 angetascht23, schumpfiert oder
verklaint werden sollen bey treffenlicher straff ains
ersamen raths. αWir setzen und wöllen auch, dieweil
dises ain christenlich werck ist unnd wir uns alle
Christen nennen und erkennen, das hierinnen gar
niemandt darvont exempt oder außgeschlossen sein
sölle.
Neben dem allem württ ain ersamer rath für sich
selbs leuth, die hierauff ir gut auffmörcken haben,
verordnen, damit die übertretter ir gepeurende
straff empfahenjα. Ob auch ainer oder aine von got-
teslösterung oder fluchens wegen ufür die zuchther-
ren erfordertu und sich dieselbigen dermassen ent-
schuldigen wölten, sy hetten Gottes namen I13 | nit
genannt, sonnder allain gesagt botz24 etc., dise[n]
soll ir entschuldigung nit helffen, dann dieweil in
baiden wortten ain gleiche mainung unnd affect im
q ZuchtO 1550: unnd.
ZuchtO 1550: oder dem alten christafel obvermelter mas-
sen anzaigen unnd vleissig darbey zuerkhennen geben.
s Verschrieben: jemandts.
t Fehlt ZuchtO 1550.
In ZuchtO 1550 verbessert zu, ZuchtO 1555: fürgefor-
dert.
21 Die Gesellschaft zum Esel war die Vereinigung der füh-
renden Patrizier, die seit Einführung des Zunftzwangs
1396/97 zusammengeschlossen waren, vgl. Dreher,
Geschichte II, S. 530-565.
22 Spott-, Hohnreden.
23 Angetastet.
24 Potz, aus dem Wort „Gottes“ entstellt, als erster Be-
standteil von Flüchen und Verwünschungen, z.B. Potz
Sakrament, Potz Blitz, vgl. Röhrich, Lexikon 3,
S. 742.
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