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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Arend, Sabine [Oth.]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (22. Band = Nordrhein-Westfalen, 2): Das Erzstift Köln - die Grafschaften Wittgenstein, Moers, Bentheim-Tecklenburg und Rietberg - die Städte Münster, Soest und Neuenrade - die Grafschaft Lippe (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.33493#0069
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3. Ausschreiben zur freien Religionsausübung 1583

unserem zeitlichen vortheil und nutz mißbrauchen
und unter solchem prätext, dasselbig erblich zuma-
chen, vorhabens seyn sollen etc., Daran uns aber-
malen wider die billichkeit geschicht.
Damit aber meniglich gründliches wissen haben
möge, wie es hierumb gewandt, als haben wir nicht
underlassen, der Römischen Keyserl. May. etc., un-
sers allergnädigsten Herrens8, zu uns dieser Sachen
halben abgefertigten Gesandten auff seine gethane
werbung, auch gedachtem unserem Thumb Capitel
nachfolgenden warhafften bericht und anzeige zu-
thun, alles laut beygedruckten Copeyen9 sein, des
Keyserlichen Gesandten, anbringens und unser dar-
auff erfolgter Antwort mit Numero 11, 12, 13, 14, 19
auch vorangezogener Instruction an unser Capitel,
sub Numero 2, nemlich daß wir Gott zu ehren und
zu schuldiger außbreitung und rhum seiner Göttli-
chen uns ohne unseren verdienst bewiesener höch-
ster Gnade und gutthat offentlich und rund gestän-
dig und bekantlich weren, ob wol wir in der Röm.
Päpstlichen Lehre von unser jugent an biß zu jetzi-
gem erlangtem Churfürstlichem stand erzogen und
dieselben für unsträflich geachtet und auß mangel
Christlichen Berichts und in Gottes wort gegründter
unterweisung vor dieser zeit die- |c3v| selb mit un-
zimlichem uns eingebildetem eyffer vertheidigen ha-
ben helffen, wie andere vor uns, hohes und niders
stands Personen, so in gleicher Finsternuß gestec-
ket, auch gethan.
Daß doch der Allmächtig Gott, der aller Men-
schen hertzen in seinem gewalt hat und regieret, auß
lauter gnade und seiner unermessentlicher Barm-
hertzigkeit uns nach angenomener Churfürstlicher
Regierung gelegenheit, anlaß und ursach geben hab,
daß wir die vor und bey unseren lebzeiten in
Teutschland, Franckreich, Niderlanden, Italien,
Spanien und andern orten der wahren Christlichen
Religion halben gegen derselben Bekenner angestel-
te scharpffe, ubermeßige und erschreckliche verfol-
gungen, herwider auch ihre beharrliche und fast
ubernatürliche und im Creutz erlittener und auß-
8 Kaiser Rudolf II., reg. 1576-1612.
9 Dem Druck des Ausschreibens sind 33 Beilagen ange-
hängt.
10 Siehe oben, Anm. 2.

gestandener Marter und verfolgung bewerte besten-
digkeit, entlichen auch die darauß entstandene wei-
terungen, zerrüttungen so vieler Königreichen,
Landen und Provincien und vast alles gemeines un-
heil zu gemüt geführet und dardurch zuletzt bewe-
get worden seyn, uns mit fleiß zuerkündigen, auch
bey anderen Gelehrten und Gottsförchtigen leuthen
zuerlehrnen, woher die erregte Religionmißverständ
iren ursprung bekomen und etlich vornemste Chur-
fürsten, Fürsten und andere Reichsständ bewegt
seyen worden, sich von der Röm. Religion unumb-
gänglichen abzusöndern und dargegen einer einhel-
ligen in Gottes wort gegründter Confeßion10 ihres
Glaubens samtlichen zuvergleichen, auch solche
weiland dem hochberümbten Keyser Carolo dem
fünfften hochlöblichster gedechtnuß im 1530. jar
bey werendem Reichßtag11 zu |c4r| Augspurg zu
ubergeben Und dieselbe in volgender zeit mit ange-
heffter Apologia12 und andern in Gottes wort eben-
meßiger weiß gegründten und damit uberein-
stimmenden erklärungen und repetitionibus
zubekräfftigen und vermittelst deroselbigen das
Liecht der reinen Evangelischen Lehre nicht allein
in dem H. Röm. Reich, sondern auch durch den gna-
denreichen segen des Allmächtigen vast in gantz
Europa anzünden und dardurch viel Tausent Chri-
sten vor den Päpstischen irrthumen warnen unnd zu
erkanntnuß deren in Gottes wort gegründter Evan-
gelischer Lehr bringen zuhelffen. Darzu uns auch
nicht allein das unordentliche Leben und wandel, so
im Papsthumb mehrer theils von den Geistlichen
geführet, uns in unserem Gewissen, wann wir es ge-
gen das Göttliche wort und Gesetz gehalten, aller-
hand unrüwige gedancken gemacht, sonder auch diß
höchlich bewegt, daß wir uns erinnert, wie vor vie-
len jahren von meniglich, auch von verstorbenen
Keysern und anderen, die dem Papsthumb selbst
anhängig gewesen, darfür gehalten worden, daß das-
selbe guter Reformation wol vonnöten und darauff
auch weiland höchstgedachter Keys. Carol der
fünfft und gemeine des H. Reichs Stände des ver-
11 Kohnle, Reichstag, S. 381-394.
12 Apologie zur Confessio Augustana von 1531, BSELK
S.244-709.

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