2. Kirchenordnung 1563
aber trotzig und unbußfertig bleibenn, soll man von
dem heiligen abendmal und andern christlichen
handlungen abhalten, biß sie sich besser besinnen
und umb versünung wiederumb demütiglich bit-
tenn.
De ministrorum electione et confirmatione
Wenn ein newer pastor einer gemein furzusetzen,
soll solches erstlich unserm gnedigen herrn angezei-
get und darnach solche menner darzu beruffen wer-
den, die gute testimonia ires lebens und wandels,
auch irer lehr und geschicklichkeit von |37v| gottse-
ligen und glaubwirdigen leuten aufflegen kundten.
Dieselbigen soll man dann auch öffentlich predigen
lassen, zuverhören, ob sie zum lehrampt düchtig,
unnd sie ferner examiniren, was sie von den artic-
keln der christlichen lehr und glaubens wissen und
halten. Unnd so sie tüglich erkennet und befunden,
dieselbigen endlich den ecclesiis darstellen13 per im-
positionem manuum et precationes, und inen die
kirchen und das ampt öffentlich und ernstlich befel-
hen.
De stipendiis et privilegiis pastorum bonisque
ecclesiasticis
So viel der pastoreyen und kirchen gütter und ein-
kommens antrifft, soll man inen verhelffen, das inen
ire besoldung gütlich bezalet werde. Unnd wo die
pastores oder kirchenmeister anzeigen kündten, wie
mann derselben besserung auffs gefüglichste schaf-
fen möge, will man inen darzu behülfflich sein. Sie
sollen auch zusehen, das die wedumbs-14 und kir-
chengüter nicht vereussert, versetzt oder zerris-
sen15 werden, und was darinnen vorlauffen, anzei-
genn. Unnd dieweil bißweilen streit der
kirchengüter halb vorfelt, darumb die ministri ge-
13 Den Kirchengemeinden präsentieren.
14 Als Widem wird das Stück Land bezeichnet, mit dem die
Kirche bei ihrer Stiftung ausgestattet worden war, das
dauerhaft mit der Pfarrpfründe verbunden blieb und
ausschließlich dem Pfründeninhaber zur Verfügung ste-
hen sollte, vgl. Arend, Bischof, S. 40.
15 Aufgeteilt.
16 Beigelegt.
richtlich angesprochen werden, sollen sie nicht
schüldig sein, derhalben mit jemand gerichtlich zu-
handeln, biß der zweyspalt erstlich vor die amptleu-
te eines jeden orts bracht und verhöret. Und wo es
nit vergleichen16 werden kan, an unsern gnedigen
herrn referirt werde, wöllen ire gnaden, was darin-
nen zuthun, befelhen. |38r| Wo auch ein pastor ab-
sterben oder abziehen würde, soll man nach gelegen-
heit der zeit und sachen mit ihm oder den seinen
friedlich handeln umb den abzug und nachlaß. Es
will auch unser gnediger herr der verstorbenen pa-
storum widfrawen auß gnaden von gemeinen
frondiensten frey wonen und sitzen lassen, so lang
sie unbestatet17 bleibenn.
De nuptiis et puerperiis et compatrum numero
Es werden auch in hochzeiten und kindtauffen un-
ordnungen unnd des gemeinen armen mans be-
schwerungen erfunden, welche mit nachfolgenden
gesetzen zum theil auffgehaben werdenn kündtenn.
Zum ersten. Wenn ein ehelich bethedingt18, soll
man nicht mehr dann die nehesten gesipten und ver-
wandten, so den ehelich schliessen helffen, zum
weinkauff19 nemen und beruffen unnd uber zween
oder, wo die freundschafft20 groß, zum höchsten nit
uber drey tische unkostens machen.
Zum andern. Wenn beiderseits freundschafft bey
einander, sollen sie sich erstlich erfragen und erkun-
digen, ob zwischen den zweien personen, derer ehe
sie stifften wöllen, auch ein verwandtnuß oder sip-
schafft sey. Unnd wo sich dieselbe biß in dritten
oder vierdten grad erstreckt, sollen sie darinnen
nichts handelnn noch furtfaren on unsers gnedigen
herren vorwissen und willen, welche nicht gedacht,
solche ehe der blutfreundschafft biß ins vierdte
gliedt ohn bewegliche ursachen zuzulassen, sintemal
solches auch in gemeinen rechten21 verboten. | 38v |
17 Unverheiratet.
18 Eine Ehe geschlossen wird.
19 Umtrunk oder dessen Ablösung in Geld zur Bestätigung
des Vertragsschlusses, Grimm, DWb 28, Sp. 944.
20 Verwandtschaft.
21 Vgl. Inst. 1.10 = ClCiv I, S. 4; Dig. 23.2,12,14 = ClCiv
I, S. 330-335.
99
aber trotzig und unbußfertig bleibenn, soll man von
dem heiligen abendmal und andern christlichen
handlungen abhalten, biß sie sich besser besinnen
und umb versünung wiederumb demütiglich bit-
tenn.
De ministrorum electione et confirmatione
Wenn ein newer pastor einer gemein furzusetzen,
soll solches erstlich unserm gnedigen herrn angezei-
get und darnach solche menner darzu beruffen wer-
den, die gute testimonia ires lebens und wandels,
auch irer lehr und geschicklichkeit von |37v| gottse-
ligen und glaubwirdigen leuten aufflegen kundten.
Dieselbigen soll man dann auch öffentlich predigen
lassen, zuverhören, ob sie zum lehrampt düchtig,
unnd sie ferner examiniren, was sie von den artic-
keln der christlichen lehr und glaubens wissen und
halten. Unnd so sie tüglich erkennet und befunden,
dieselbigen endlich den ecclesiis darstellen13 per im-
positionem manuum et precationes, und inen die
kirchen und das ampt öffentlich und ernstlich befel-
hen.
De stipendiis et privilegiis pastorum bonisque
ecclesiasticis
So viel der pastoreyen und kirchen gütter und ein-
kommens antrifft, soll man inen verhelffen, das inen
ire besoldung gütlich bezalet werde. Unnd wo die
pastores oder kirchenmeister anzeigen kündten, wie
mann derselben besserung auffs gefüglichste schaf-
fen möge, will man inen darzu behülfflich sein. Sie
sollen auch zusehen, das die wedumbs-14 und kir-
chengüter nicht vereussert, versetzt oder zerris-
sen15 werden, und was darinnen vorlauffen, anzei-
genn. Unnd dieweil bißweilen streit der
kirchengüter halb vorfelt, darumb die ministri ge-
13 Den Kirchengemeinden präsentieren.
14 Als Widem wird das Stück Land bezeichnet, mit dem die
Kirche bei ihrer Stiftung ausgestattet worden war, das
dauerhaft mit der Pfarrpfründe verbunden blieb und
ausschließlich dem Pfründeninhaber zur Verfügung ste-
hen sollte, vgl. Arend, Bischof, S. 40.
15 Aufgeteilt.
16 Beigelegt.
richtlich angesprochen werden, sollen sie nicht
schüldig sein, derhalben mit jemand gerichtlich zu-
handeln, biß der zweyspalt erstlich vor die amptleu-
te eines jeden orts bracht und verhöret. Und wo es
nit vergleichen16 werden kan, an unsern gnedigen
herrn referirt werde, wöllen ire gnaden, was darin-
nen zuthun, befelhen. |38r| Wo auch ein pastor ab-
sterben oder abziehen würde, soll man nach gelegen-
heit der zeit und sachen mit ihm oder den seinen
friedlich handeln umb den abzug und nachlaß. Es
will auch unser gnediger herr der verstorbenen pa-
storum widfrawen auß gnaden von gemeinen
frondiensten frey wonen und sitzen lassen, so lang
sie unbestatet17 bleibenn.
De nuptiis et puerperiis et compatrum numero
Es werden auch in hochzeiten und kindtauffen un-
ordnungen unnd des gemeinen armen mans be-
schwerungen erfunden, welche mit nachfolgenden
gesetzen zum theil auffgehaben werdenn kündtenn.
Zum ersten. Wenn ein ehelich bethedingt18, soll
man nicht mehr dann die nehesten gesipten und ver-
wandten, so den ehelich schliessen helffen, zum
weinkauff19 nemen und beruffen unnd uber zween
oder, wo die freundschafft20 groß, zum höchsten nit
uber drey tische unkostens machen.
Zum andern. Wenn beiderseits freundschafft bey
einander, sollen sie sich erstlich erfragen und erkun-
digen, ob zwischen den zweien personen, derer ehe
sie stifften wöllen, auch ein verwandtnuß oder sip-
schafft sey. Unnd wo sich dieselbe biß in dritten
oder vierdten grad erstreckt, sollen sie darinnen
nichts handelnn noch furtfaren on unsers gnedigen
herren vorwissen und willen, welche nicht gedacht,
solche ehe der blutfreundschafft biß ins vierdte
gliedt ohn bewegliche ursachen zuzulassen, sintemal
solches auch in gemeinen rechten21 verboten. | 38v |
17 Unverheiratet.
18 Eine Ehe geschlossen wird.
19 Umtrunk oder dessen Ablösung in Geld zur Bestätigung
des Vertragsschlusses, Grimm, DWb 28, Sp. 944.
20 Verwandtschaft.
21 Vgl. Inst. 1.10 = ClCiv I, S. 4; Dig. 23.2,12,14 = ClCiv
I, S. 330-335.
99