2. Kirchenordnung 1563
darauff die lection des evangelii auff der cantzel an-
gefangen und explicirt wurd. Und soll die explicatio
evangeliorum methodica sein, einen locum, zween
oder drey, so der gemein am nutzlichsten sein und
zum catechismo gehören, tractiren. Und weil man
durch uberlange conciones das volck verdrossen
macht und darzu nicht sehr bawen können, soll man
die concion in einer stund zum lengsten zum ende
bringen und mit nichten lenger verziehen.
Nach verrichter predige fange man den lobge-
sang an zusingen: Esaia, dem propheten, das ge-
schach etc.,61 oder: Danck sagen wir alle etc.62 Dar-
auff thue der priester die gewönliche vermanung
zum volck, darinnen das Vatter unser63 begrieffen
und der nutz und brauch des abendmals kürtzlich
angezeiget wird, wie dieselben in den kirchen agen-
den hertzog Henrichs von Sachsen64 befunden, etc.
Dann spreche oder singe der priester mit lauter
stimm die wort der einsatzung des heiligen abend-
| 42v | mals und dispensire dasselbe den communican-
ten mit solchen oder dergleichen worten: Der leib
Christi, fur dich gegeben, ist die rechte speise, oder:
stercke dich zum ewigen leben. Das blut Christi, fur
dich vergossen, ist der rechte tranck oder tröste dich
zum ewigen leben. Inn dessen singet man: Jesus
Christus, unser heiland etc.,65 oder: Gott sey gelobet
etc.,66 oder: O Gott, lob, danck sey dir gesagt
etc.67 Und beschleust der priester diese action end-
lich mit der dancksagung und mit dem segen.
61 Luther: Jesaja, dem Propheten, das geschah, AWA 4,
Nr. 26.
62 Dank sagen wir alle, Wackernagel, Kirchenlied III,
S. 550.
63 Mt 6,9-13.
64 Kirchenordnung Herzog Heinrichs von Sachsen 1539,
Sehling, EKO I, S. 271f.
65 Siehe oben, Anm. 58.
66 Luther: Gott sei gelobet und gebenedeiet, AWA 4, Nr. 4.
67 Keller: O Gott, Lob, Dank sei dir gesagt, Wackerna-
gel, Kirchenlied III, S. 800.
68 Spengler: Durch Adams Fall ist ganz verderbt, Wa-
ckernagel, Kirchenlied III, S. 48f.
69 Luther: Dies sind die heilgen Zehn Gebot, AWA 4, Nr. 1.
70 Agricola: Ich ruf dich an, Herr Jesu Christ, Wacker-
nagel, Kirchenlied III, S. 54.
Solche ordnung behelt man etliche sontage nach den
hohen festen. Wenn aber solche zeit auß ist, soll man
an stadt der vorigen gesenge andere geistliche deut-
sche psalmen singen also, das gleichwoll diese ord-
nung unnd gantze action fur und fur in ihrem wesen
bleibe und erhalten werde.
Unnd sollen die pastores auff den dörffern ihr völck-
lin vermanen und underweisen, das sie solche psal-
men mit singen lernen, als da seind:
Durch Adams fall etc.68
Diß sind die heiligen zehen gebot etc.69
Ich ruff dich an, herr Jesu Christ etc.70
Nun frewt euch, lieben christen gemein etc.71
Auß tieffer nott schrey ich zu dir etc.72
Erbarm dich mein, o herre Gott etc.73
Ein feste burg ist unser Gott etc.74
Wo Gott, der herr, nicht bey uns helt etc.75
Ach Gott, vonn himel sih darein etc.76
Es spricht der unweisen mund woll etc.,77
welcher psalmen man jehands78 einen umb den an-
dern singen soll, damit man nicht allezeit auff einer
seiten bleibe und die schönen psalmen ungelernet
bleiben. Die administration der heiligen tauff soll
auch mit gebürlicher reverentz und ernst |43r| und
mit eintrechtiger, gleicher form, wie dieselbige in
der agenda79, so itz schon in unsern kirchen ge-
breuchlich, verfasset und begrieffen, verrichtet wer-
den, zu welcher action der priester auch seinen chor-
71 Luther: Nun freut euch, lieben Christen gmein, AWA 4,
Nr. 2.
72 Luther: Aus tiefer Not schrei ich zu dir, AWA 4, Nr. 11.
73 Hegenwalt: Erbarm dich mein, o Herre Gott, Wacker-
nagel, Kirchenlied III, S. 48.
74 Luther: Ein feste Burg ist unser Gott, AWA 4, Nr. 28.
75 Jonas: Wo Gott, der Herr, nicht bei uns hält, Wacker-
nagel, Kirchenlied III, S. 42.
76 Luther: Ach Gott, vom Himmel sieh darein, AWA 4,
Nr. 8.
77 Luther: Es spricht der Unweisen Mund wohl, AWA 4,
Nr. 9.
78 Jeweils, Grimm, DWb 10, Sp. 2298.
79 Kirchenordnung Herzog Heinrichs von Sachsen 1539,
Sehling, EKO I, S. 266f.
103
darauff die lection des evangelii auff der cantzel an-
gefangen und explicirt wurd. Und soll die explicatio
evangeliorum methodica sein, einen locum, zween
oder drey, so der gemein am nutzlichsten sein und
zum catechismo gehören, tractiren. Und weil man
durch uberlange conciones das volck verdrossen
macht und darzu nicht sehr bawen können, soll man
die concion in einer stund zum lengsten zum ende
bringen und mit nichten lenger verziehen.
Nach verrichter predige fange man den lobge-
sang an zusingen: Esaia, dem propheten, das ge-
schach etc.,61 oder: Danck sagen wir alle etc.62 Dar-
auff thue der priester die gewönliche vermanung
zum volck, darinnen das Vatter unser63 begrieffen
und der nutz und brauch des abendmals kürtzlich
angezeiget wird, wie dieselben in den kirchen agen-
den hertzog Henrichs von Sachsen64 befunden, etc.
Dann spreche oder singe der priester mit lauter
stimm die wort der einsatzung des heiligen abend-
| 42v | mals und dispensire dasselbe den communican-
ten mit solchen oder dergleichen worten: Der leib
Christi, fur dich gegeben, ist die rechte speise, oder:
stercke dich zum ewigen leben. Das blut Christi, fur
dich vergossen, ist der rechte tranck oder tröste dich
zum ewigen leben. Inn dessen singet man: Jesus
Christus, unser heiland etc.,65 oder: Gott sey gelobet
etc.,66 oder: O Gott, lob, danck sey dir gesagt
etc.67 Und beschleust der priester diese action end-
lich mit der dancksagung und mit dem segen.
61 Luther: Jesaja, dem Propheten, das geschah, AWA 4,
Nr. 26.
62 Dank sagen wir alle, Wackernagel, Kirchenlied III,
S. 550.
63 Mt 6,9-13.
64 Kirchenordnung Herzog Heinrichs von Sachsen 1539,
Sehling, EKO I, S. 271f.
65 Siehe oben, Anm. 58.
66 Luther: Gott sei gelobet und gebenedeiet, AWA 4, Nr. 4.
67 Keller: O Gott, Lob, Dank sei dir gesagt, Wackerna-
gel, Kirchenlied III, S. 800.
68 Spengler: Durch Adams Fall ist ganz verderbt, Wa-
ckernagel, Kirchenlied III, S. 48f.
69 Luther: Dies sind die heilgen Zehn Gebot, AWA 4, Nr. 1.
70 Agricola: Ich ruf dich an, Herr Jesu Christ, Wacker-
nagel, Kirchenlied III, S. 54.
Solche ordnung behelt man etliche sontage nach den
hohen festen. Wenn aber solche zeit auß ist, soll man
an stadt der vorigen gesenge andere geistliche deut-
sche psalmen singen also, das gleichwoll diese ord-
nung unnd gantze action fur und fur in ihrem wesen
bleibe und erhalten werde.
Unnd sollen die pastores auff den dörffern ihr völck-
lin vermanen und underweisen, das sie solche psal-
men mit singen lernen, als da seind:
Durch Adams fall etc.68
Diß sind die heiligen zehen gebot etc.69
Ich ruff dich an, herr Jesu Christ etc.70
Nun frewt euch, lieben christen gemein etc.71
Auß tieffer nott schrey ich zu dir etc.72
Erbarm dich mein, o herre Gott etc.73
Ein feste burg ist unser Gott etc.74
Wo Gott, der herr, nicht bey uns helt etc.75
Ach Gott, vonn himel sih darein etc.76
Es spricht der unweisen mund woll etc.,77
welcher psalmen man jehands78 einen umb den an-
dern singen soll, damit man nicht allezeit auff einer
seiten bleibe und die schönen psalmen ungelernet
bleiben. Die administration der heiligen tauff soll
auch mit gebürlicher reverentz und ernst |43r| und
mit eintrechtiger, gleicher form, wie dieselbige in
der agenda79, so itz schon in unsern kirchen ge-
breuchlich, verfasset und begrieffen, verrichtet wer-
den, zu welcher action der priester auch seinen chor-
71 Luther: Nun freut euch, lieben Christen gmein, AWA 4,
Nr. 2.
72 Luther: Aus tiefer Not schrei ich zu dir, AWA 4, Nr. 11.
73 Hegenwalt: Erbarm dich mein, o Herre Gott, Wacker-
nagel, Kirchenlied III, S. 48.
74 Luther: Ein feste Burg ist unser Gott, AWA 4, Nr. 28.
75 Jonas: Wo Gott, der Herr, nicht bei uns hält, Wacker-
nagel, Kirchenlied III, S. 42.
76 Luther: Ach Gott, vom Himmel sieh darein, AWA 4,
Nr. 8.
77 Luther: Es spricht der Unweisen Mund wohl, AWA 4,
Nr. 9.
78 Jeweils, Grimm, DWb 10, Sp. 2298.
79 Kirchenordnung Herzog Heinrichs von Sachsen 1539,
Sehling, EKO I, S. 266f.
103