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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (22. Band = Nordrhein-Westfalen, 2): Das Erzstift Köln - die Grafschaften Wittgenstein, Moers, Bentheim-Tecklenburg und Rietberg - die Städte Münster, Soest und Neuenrade - die Grafschaft Lippe (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.33493#0129
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3. Kirchenordnung [1565]

Wann er lehren soll
Diese lehr also der gemeine Gottes vorzutragen, ist
und wird in der christlichen kirchen die zeit des son-
tags durchs jar gefeiret, darzu etliche vornemliche
feste, als:
1. Christag mit dem negst folgenden,
2. New jars tag, circumcisionis Domini,
3. Ostertag mit dem negst folgenden,
4. Ascensionis Christi, himelfart Christi,
5. Pfingstag mit dem negst folgenden,
welche, dieweil die articul unsers christlichen
glaubens26 dem volck daran erkleret unnd die gut-
thaten Gottes verkundet und angezeiget werden,
durchauß gefeiret und mit lehr der predigt, gebet
und dancksagung sollen zubracht werdenn.
Wann und mit was fleiß die predigten
geschehen sollen
Frue predigt:
Mit stunden, lectionen unnd fleiß auff den son-
tage und vorneme fest soll es also gehalten werden,
das man die fruepredigt zu Lasphe und Berle- |54v|
burg sommers und winters zeit zu 6 uhrenn mit ge-
bürlichem gelaute anfange und nach dem Veni sanc-
te etc.27 das Te Deum laudamus28 oder sonst einen
psalmen singe. Darauff soll der pastor ein capitel
auß den proverbiis Salomonis29, Eccles.30, Sy-
rach31 oder sonst auch auß andern büchern altes
oder newes testaments der gemein verstendlich vor-
iesen, mit erzelung der vornembsten doctrinen er-
kleren und endlich das volck zum gebet vermanen
mit mündlicher vorbittung der litaney unnd endlich
mit einer collecten beschliessen. Wenn aber die ho-
hen feste sein, kan man ein lection, zum fest gehörig,
proponiren.

26 Siehe oben, Anm. 5.
27 Veni sancte spiritus, Graduale Triplex, S. 253; Li-
BER Usualis, S. 880; Wackernagel, Kirchenlied I,
S. 177.
28 Te Deum laudamus, Wackernagel, Kirchenlied, I,
S. 24.
29 AT: Sprüche Salomos..

Mittelpredigt:
Zu der andern oder mittelpredigt, welche man zu
Lasphe und Berleburg zu gewissen stunden, auff den
dorffen nach gelegenheit der abwonenden kirchspels
leutenn, anfengt, soll man erstlich einen psalmen, 2
oder 3, nach gelegenheit, singen. Darauff soll der
pfarherr, wie zuvor gesagt und von gelerten fleissig
beschrieben, seine concion in gewisse theyl abthey-
len und mit allem ernst und fleiß vermanen, das ein
jeder, bey dem anfang mit zusingen unnd Gott umb
gnade anzuruffen, erscheine, darzu auch nicht
leichtfertig und ohn ehehaffte ursachen auß der kir-
chen gehen, auff dem kirchhoff oder andern orten
stehendt sich under der predigt finden lasse. Dar-
auff dann die seniores mit fleiß achtung haben und
die uberfarer darvon abmanen oder der oberkeit an-
zeigen sollen, wie denn auch mit den zanckenden
nach gehaltener predigt auff dem kirchhoff soll ge-
schehen.|55r|
Von der kinderlehr
Zu der vesper soll ein jeder pastor eine zeit und
stundt, die er erkennet unnd weiß, das sie am gele-
gensten sey, den catechismum zu predigen und leh-
ren, erwehlen und bestimmen. Unnd wenn nach ge-
schehenem gelaute das volck zusamen kommen, soll
man das vatter unser32, zehen gebott33 oder sonst
einen psalmen, alles nach gelegenheit, mit inen an-
fangen unnd die jugent mit zusingen gewehnen.
Darnach soll der pfarherr die heuptstück der christ-
lichen lehr dem volck nach einander erzelen, darauff
einen articul des catechismi expliciren, welche ex-
plicatio sich nicht uber eine halbe stunde soll er-
strecken, damit die gantze lehr des catechismi alle
jar einmall vollendet und von newen angefangen
werde.
Nach beschehener explication soll er die jugent,

30 AT: Prediger.
31 AT: Jesus Sirach.
32 Mt 6,9-13. Luther: Vater unser im Himmelreich, AWA 4,
Nr. 35.
33 Ex 20,1-17; Dtn 5,6-21. Luther: Dies sind die heilgen
Zehn Gebot, AWA 4, Nr. 1.

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