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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]; Arend, Sabine [Oth.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (22. Band = Nordrhein-Westfalen, 2): Das Erzstift Köln - die Grafschaften Wittgenstein, Moers, Bentheim-Tecklenburg und Rietberg - die Städte Münster, Soest und Neuenrade - die Grafschaft Lippe (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.33493#0145
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8. Eheordnung 1579

8. Eheordnunga
Juli 1579
Ehe ordnung
Anno Domini M.D.LXXIX, mense Iulio |71v leer, 72r|
Collectanea, zu einer ehe ordnung gehörig

Dieweil ein zeit hero bey den eheteidungen1, auff
hochzeiten, kindtauffen, kirmessenn2, faßnacht und
vast allerley geselschafften uber des armen mans be-
schwerunge unnd zeitliche habe abgang viel un-
christlichs, ohnmessigs und sodamitisch blebens und
wesens sich zugetragen, und sonderlich auf etzlichen
ohnreinen versammlung und beiwohnen das ver-
damliche laster der hurerei zu viel betrieben und
also Gottes zorn über uns ist erwecket worden, ha-
ben wier uns, obrigkeit und ampts halber darauff zu
sehen und solchen allem zu stewren, gebuhren wöl-
len, erkant und gesetz, auch ordnung stellen lassen,
welche wier hiermitt wiederhohlet, bey vermeidung
unser ungnade also wollen gehalten habenb. |72v|
Von eheteidungen
Zum ersten sollen die eltern oder freundschafft3 de-
ren personen, welcher ehe sie zu stifften vorhaben,
sich zum vleissigsten erkundigen und nachdencken,
ob auch ein verwandtnus oder sipschafft zwischen
inen sey. Und wo sich dieselbige biß in dritten oder
vierdten gradt erstreckt, sollen sie darinnen nichts
handlenn noch fortfaren ohn unsern vorwissen und
willen, denn wir nit bedacht, solche ehe der blut-

a Textvorlage (Handschrift): Amtsgericht Bad Berleburg
Codex O Nr. 1, fol. 71r-76r. Abdruck: Hartnack,
Landrecht, S. 55-58.
b-b Papier zerstört, von moderner Hand ergänzt, siehe oben,
S. 70.
c-c Papier zerstört, von moderner Hand ergänzt.
1 Eheschließungen.
2 Kirchweihfeiern.
3 Verwandten.
4 Inst. 1,10 = ClCiv I, S. 4; Cod. Iust. V, 4 = ClCiv II,
S.195-198.

freundtschafft biß ins vierdte glied inclusive ohn be-
wegliche ursachen zuzulassen, sintemal solchs auch
in gemeinen rechten verbottenn4.
cZum zweiten, wan ein ehelich beteidingt5, soll
man nit mehr denn die nechsten gesipten und ver-
wandten, welche den heich6 beschliessen geholffen,
zum winnkauff7 beruffen, unnd uber zween oder, wo
die freundschaft gross ist, zum höchsten nit uber 3
disch unkosten machen. Würde aber jemands diese
maß inladen[s] nit halten und uber die ordnung wei-
ter ohnsprechen8, soll von einer jeden ubrigen per-
son ein orts9 thalers uns zu straff geben [werden]. Es
sollen auch bey solcher straff die geladene des an-
dern dags nit uffgehalten werden oder sie die gesell-
schafft zu halten vornehmen, daruff schultheißen
und heimbürgen10 jedes orts fleißig sehen und die
uberfehlung11 uns unnachlessig ahnzeigen sollenc.
|73r |
Von hochzeiten
Am hochzeit tage soll man des mittags und abends
den geladenenn gesten ir gebürlich mal geben, und
man soll vor oder under der morgenpredigt kein
schwelgerey zulassen, sondern die geladenen sollen

5 Eine Ehe geschlossen wird.
6 Die Ehe.
7 Umtrunk oder dessen Ablösung in Geld zur Bestätigung
des Vertragsschlusses, Grimm, DWb 28, Sp. 944.
8 Einladen.
9 Ein Viertel, hier: ein Vierteltaler, Schrötter, Wörter-
buch, S. 475.
10 Gemeindevorsteher, DRW V, Sp. 592.
11 Übertretung, Verfehlung.

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