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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (22. Band = Nordrhein-Westfalen, 2): Das Erzstift Köln - die Grafschaften Wittgenstein, Moers, Bentheim-Tecklenburg und Rietberg - die Städte Münster, Soest und Neuenrade - die Grafschaft Lippe (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.33493#0151
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9b. Mandat zu Gottesdiensten, Katechismusunterricht und Pfarrgütern 1584

9b. Mandat zu Gottesdiensten, Katechismusunterricht und Pfarrgüterna
24. Oktober 1584

Ludwig1 vonn Seyn, grave zu Witgenstein, herr zu
Homburg etc.
Unsern gneigten willen zuvor, erbar, lieber ge-
trewer. Wir haben ewer uff negstem conventu ver-
fertigte verzeichnus etzlicher gravaminum2 ersehen
und, zu verhinderung der arbeit auff die sontage,
diesen weg vortreglichst erwogen, daß der pfarherr
und seniores neben den policey geschwornen eines
jeden orts darauff achtung haben, wer im selben kir-
spell die sontagspredigten versaume, wie gleichsfals
die verordneten bettage unvleissig besuche und alß-
dan ihrer arbeit außwarten3, dieselben vleissig ver-
zeichnen unnd solche verzeichnus den beambten
desselben orts zustellen, damit dieselben versaumer
der predigten vorgenommen, ein jeder, wie auch von
alters verordnet gewesen, umb sechs weiß pfenni-
ge4, alßbaldt zuerlegenn, gestrafft, unnd solch gelt
zum almusen oder kirchenbaw, oder wozu es sunsten
verordnet werden möchte, verwendet werde.
Wollen demnach euch hiermit bevohlen haben,
diesem (es sey dan, daß ihr hierin etwa einen bessern
weg uns vorzuschlagen wisset) neben den mittver-
ordneten senioren und geschwornen also unnachles-
sig nachzusetzen und in sonderheit auch darauff zu-
sehen, daß die kinder sowol in sommer als winters
zeiten die kinderlehr vleißig besuchen, ewerm kir-
spels angehorigen auch dasselbige von der cantzeln
offentlich anzuzeigen, die arbeit in gemelten zeiten

a Textvorlage (Handschrift): FA Berleburg, Akten K 12.
1 Ludwig I. von Wittgenstein (reg. 1558-1605), siehe
oben, S. 63.
2 Überliefert in FA Berleburg, Akten K 12. Vgl. ebd. auch
das „Memorial“, überschrieben mit „Zugedencken, was
uff der ministrorum ubergebenen zetel zuverrichten“.

ohn gemeine erleubnus und verwilligung der ober-
keit und kirchendiener zuverbieten unnd sie diesfals
vor straff zuwarnen.
Zum andern wirdt in obgemelter verzeichnus
auch uber schmelerung der pfar- und kirchengueter
geclagt und verbesserung in dem gebetten. Hierauff
ist unser bevelch, daß ihr eigentlich specificiret,
durch wen, welcher gestalt und an was gutern diese
schmelerung vorgenommen werde, und wenn die sa-
che also geschaffen, | daß der verzug beschwerlich,
unsern beambten, da die gueter gelegen, solchs an-
zeigt, welche den schaden besichtigen, den theter zu
gebuerender straff anhalten und die gueter von an-
dern anstossenden alspalden abmarcken5 sollen.
Welcher gueter halben aber itzo kein streit ist und
biß zu negster belehnung verzug leiden konnen,
darmit habt ihrs biß dahin pleiben zulassen, alßdan
aber bey denen, so die gueter besichtigen, anzuhal-
ten, haben wir schon bevohlen, versehung zu thun,
daß die pfar und kirchen alsdan von andern abge-
steuert und gereinet6 werden sollen, wolten wir auch
nit verhalten, dem wir in gnaden wol gewogen.
Datum Berleburg am 24. Octobris anno etc. [15]84
An alle pastores der graffschafft Wittgenstein, jeden
in sonderheit

3 Nachgeht.
4 Weißpfennig (Albus), Silbermünze, Schrötter, Wör-
terbuch, S. 18-20.
5 Abgrenzen, Grimm, DWb 1, Sp. 76.
6 Mit Grenzsteinen markiert, Grimm, DWb 14, Sp. 73.

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