Evangelische Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts

13. Kirchenzuchtordnung für die Herrschaft Homburg [1605]

Hingegen sollen die kirspels leudt sich auch ge-
gen ire pastores und prediger erbar und bescheiden
verhalten, innen gebuerende ehr und gehorsam lei-
sten, daß jenigh, so sie innen schultig, trewlich ver-
richten, sie nicht verachten, schmehen oder lesteren
und innen damit zu zorn und wiederwillen ursach
geben. Wer darwieder handtlet, soll jedermahll in
den gotteskasten geben ein ort17 eines goltgulden
und darzu nach gestaldt der uberfahrung ernstlich
gestrafft werden.
Sonsten und in allen andern stucken und articulen,
so hierinnen nicht außgedruckt, sollen sich die kir-
chendiener und zuehorer beider unserer gnedigen
herren kirchenordtnungh18 gemeß verhalten und
darwieder nicht handtlen, straff zuvermeiden.
Und sollen die pastores und kirchendiener diese
anordtnungh, in maßen obgesetzte articull außwei-
ßen, vor erst in der kirchen inß werck setzen, der
gemein dieselbige vorleßen, publiciren und trewlich
volnziehen, auch die gemein auß Gottes wordt flei-
ßig underrichten und vermahnen, daß sie in dießen
und dergleichen satzungen und ordtnungen, alß dar-
an ire zeitliche und ewige wolfart gelegen, willigen
und schuldigen gehorsam leisten, Gottes willen und
dem heiligen geist nicht wiederstreben, nicht mur-
risch und auffrurisch sein, wie bei den kindern Iß-
raell in der wusten etliche wieder Mosen und Aron |
alß ire geistliche und weltliche oberkeidt murrisch
und auffrurrisch waren und wurden von der erden
verschlungen19, darvon dan auch der apostell sanct
Paulus sagt in der ersten epistell zun Corinthern am
zehenten capittell [10]: Murret nicht, gleich wie je-
ner etliche murreten und wurden umbracht durch
den verderber. Dießer verderber wirt gewißlich
nicht außbleiben, wo man gutte ordtnungh und re-
giment nicht dulden und leiden will. Darvor ein je-
der gewarnet sei, dan waß jehnen wiederfahren ist,
c Papier zerstört.
17 Ein Viertel, hier: ein Viertelgulden, Schrötter, Wör-
terbuch, S. 475.
18 1563 hatten Ludwig I. von Wittgenstein und Sebastian
von Sayn-Sayn eine Kirchenordnung für Homburg erlas-
sen, siehe oben, S. 72f.
19 Num 16,1-17,15.

daß ist unß zum furbilde und exempell geschehen,
und ist geschrieben unß zur wahrnungh, alß auff
welche daß ende der weltt kommen ist, wie der apo-
stell saget.
Waß dan weiter in kirchen- und [we]ltlichenc po-
licei sachen noetig, inß werck zu richten, darvon soll
hernechst zu ehester gelegenheit fernere verordt-
nungh und verfolgh geschehen.
Zum beschluß aber soll ein jeder erinnert, vermanet
und gewarnet sein, daß die hiebevor uffgerichte
ordtnungen20 von hochzeiten, kindelbetten, großen
geschenken, vielen gevattern, ubermeßigen, unor-
dentlichen zerungen und wirtschafften, gebranten
wein sauffen, unzuchtigem, schantlichem leben,
item schwengereien21, keffereien22, spendereien23,
nachts und andere unzimbliche dentz und schwer-
mereien | und sonsten alle andere auffgerichte nutz-
liche gesetz und ordtnunghen der gebuer in acht ge-
nomen, gehalten und volnzogen werden, dan da
solches nicht geschicht, wirt derhalb in kurtzem fer-
nere verordtnungh geschehen, auch darauff ein ern-
ste handthabungh vorgenohmen werden, darnach
sich ein jeder zu richten hatt. |
Bußpredigten auß den propheten:24
Deutron. 28
Levit. 26
Levit. 19
Levit. 20
Deuteron. 27
Deut. 29
Deut. 30
Deut. 32
Exod. 20
Exod. 21
Exod. 22
Exod. 23

20 Vgl. die Homburger Gerichts- und Polizeiordnung von
1562/63, oben, Nr. 11 und die Hochzeits- und Tauford-
nung von 1570, oben, Nr. 12.
21 Schwängerungen?
22 Keifereien, Streitereien.
23 Späne = Hader, Zank.
24 Vgl. oben, Anm. 1.

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