Wittgenstein
18. Täufermandat für die Herrschaft Homburga
10. Juli 1611
Nachdem wir, Georg1, grave zu Seyn undtt Witgen-
stein, herr zu Homburg, zu unser itzigenn ankunfft
anhero im werck gespurt undtt erfarenn, daß sich
etzliche der verfurischen undt rottirischenn secten
der wiederteufferr, so dieser unser herschafft Hom-
burg mitt staubschlegenn2 gentzlich verweistt, darin
wiederumb heimlich undt ohn unser wißen undt wil-
len, auch erlangtes gleidt eingeschleufft haben undt
sich noch zur zeitt unser christlichen publicirten kir-
chenordnung3 nit gemeß verhalten, dem kirchgang
undt gehor gottlichen worts nitt allein ergerlich ent-
ziehen undt keinen schuldigen gehorsam erzeigenn,
sondernn auch unsere arme unterthanenn schendt-
lich zuverfuren undt uf ihre irrige, falsche meinung
zubringen unterstehenn, damitt dan diesem einrei-
ßendten unheill ferner gewehret undt vorkommen
werdtenn moge, so ist unser ernster bevelch, das sol-
che des landts verweiste undt wiederumb heimlich
eingeschliechene wiederteuffer undt wiederteufferin,
undt wehr denselben itzo anhengig sein mag, inner-
halb achtagen unser herschafft Homburg gentzlich
undt ewiglich biß zu ihrer bekerung raumen undt
verweichenn sollen mitt der angehenckten verwar-
nung, da solchem von ihnen nitt wircklich nachge-
setzt wirdt, das sie alßdan wieder angegriffen, zu
hafft brachtt undt mitt scherpfferer straff, auch, ge-
stalten sachen nach, confiscation undtt verwirckung
a Textvorlage (Handschrift): FA Berleburg, Akten H 57.
Abdruck: Heckmann, Reformation, S. 68 (fehlerhaft).
1 Georg von Sayn-Wittgenstein-Berleburg (reg. 1605-
1631), siehe oben, S. 74.
ihrer gutter gegen | sie verfaren werden soll, darnach
sie sich zu richtten undt fur ungnediger straff zu
hutten haben.
Dieweill wir auch befundtenn, daß unserm hie-
bevor außgekundigtem undt angeschlagenem edict,
der hochzeitten undt kindtauff4 halben, nitt gepur-
lich gelebtt, sondern verachtlich hindan gesezt
wordten, dardurch die gabenn Gottes nit allein ver-
schwendet, sondern auch bey diesen teuren zeittenn
das vermogen der unterthanen abnimbt undt
mercklich geschwecht wirdt, als ist gleichfals unsere
ernste meinung, daß solcher unser christlichen ver-
ordnung nochmahls gepurender gehorsam geleistet
undt iderzeitt, wann hochzeittenn undt kindttauffe
furhandtenn, die nahmen der eingeladenen undtt er-
pettenen unsernn schultheißen zuvor bey der im
edict vermeldten straff schrifftlich zugestelt werden
sollen, inmaßen wir dan unsern homburgischen
ambtsdienern hiemitt befohlen haben wolten, daru-
ber strengiglich zu haltten undtt die ubertretter
undt verfarer zu gepurender straff zu bringen.
Urkundtlich unsers uffgedruckten secrets undt un-
terschriebener handtt.
Geben Homburg, den 10. Julii anno etc. 1611
2 Öffentliche Prügelstrafe am Pranger, vgl. Grimm,
DWb 17, Sp. 1196f.
3 Kirchenzuchtordnung von 1605, oben, Nr. 13.
4 Vgl. die Hochzeits- und Taufordnung 1570, oben, Nr. 12.
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18. Täufermandat für die Herrschaft Homburga
10. Juli 1611
Nachdem wir, Georg1, grave zu Seyn undtt Witgen-
stein, herr zu Homburg, zu unser itzigenn ankunfft
anhero im werck gespurt undtt erfarenn, daß sich
etzliche der verfurischen undt rottirischenn secten
der wiederteufferr, so dieser unser herschafft Hom-
burg mitt staubschlegenn2 gentzlich verweistt, darin
wiederumb heimlich undt ohn unser wißen undt wil-
len, auch erlangtes gleidt eingeschleufft haben undt
sich noch zur zeitt unser christlichen publicirten kir-
chenordnung3 nit gemeß verhalten, dem kirchgang
undt gehor gottlichen worts nitt allein ergerlich ent-
ziehen undt keinen schuldigen gehorsam erzeigenn,
sondernn auch unsere arme unterthanenn schendt-
lich zuverfuren undt uf ihre irrige, falsche meinung
zubringen unterstehenn, damitt dan diesem einrei-
ßendten unheill ferner gewehret undt vorkommen
werdtenn moge, so ist unser ernster bevelch, das sol-
che des landts verweiste undt wiederumb heimlich
eingeschliechene wiederteuffer undt wiederteufferin,
undt wehr denselben itzo anhengig sein mag, inner-
halb achtagen unser herschafft Homburg gentzlich
undt ewiglich biß zu ihrer bekerung raumen undt
verweichenn sollen mitt der angehenckten verwar-
nung, da solchem von ihnen nitt wircklich nachge-
setzt wirdt, das sie alßdan wieder angegriffen, zu
hafft brachtt undt mitt scherpfferer straff, auch, ge-
stalten sachen nach, confiscation undtt verwirckung
a Textvorlage (Handschrift): FA Berleburg, Akten H 57.
Abdruck: Heckmann, Reformation, S. 68 (fehlerhaft).
1 Georg von Sayn-Wittgenstein-Berleburg (reg. 1605-
1631), siehe oben, S. 74.
ihrer gutter gegen | sie verfaren werden soll, darnach
sie sich zu richtten undt fur ungnediger straff zu
hutten haben.
Dieweill wir auch befundtenn, daß unserm hie-
bevor außgekundigtem undt angeschlagenem edict,
der hochzeitten undt kindtauff4 halben, nitt gepur-
lich gelebtt, sondern verachtlich hindan gesezt
wordten, dardurch die gabenn Gottes nit allein ver-
schwendet, sondern auch bey diesen teuren zeittenn
das vermogen der unterthanen abnimbt undt
mercklich geschwecht wirdt, als ist gleichfals unsere
ernste meinung, daß solcher unser christlichen ver-
ordnung nochmahls gepurender gehorsam geleistet
undt iderzeitt, wann hochzeittenn undt kindttauffe
furhandtenn, die nahmen der eingeladenen undtt er-
pettenen unsernn schultheißen zuvor bey der im
edict vermeldten straff schrifftlich zugestelt werden
sollen, inmaßen wir dan unsern homburgischen
ambtsdienern hiemitt befohlen haben wolten, daru-
ber strengiglich zu haltten undtt die ubertretter
undt verfarer zu gepurender straff zu bringen.
Urkundtlich unsers uffgedruckten secrets undt un-
terschriebener handtt.
Geben Homburg, den 10. Julii anno etc. 1611
2 Öffentliche Prügelstrafe am Pranger, vgl. Grimm,
DWb 17, Sp. 1196f.
3 Kirchenzuchtordnung von 1605, oben, Nr. 13.
4 Vgl. die Hochzeits- und Taufordnung 1570, oben, Nr. 12.
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