Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (22. Band = Nordrhein-Westfalen, 2): Das Erzstift Köln - die Grafschaften Wittgenstein, Moers, Bentheim-Tecklenburg und Rietberg - die Städte Münster, Soest und Neuenrade - die Grafschaft Lippe (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2017

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.33493#0178
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Die Grafschaft Moers

1542 und 1560 hielt sich van Bommel in Wesel auf, war jedoch 1560 wieder in der zur Grafschaft Moers
gehörigen Herrschaft Friemersheim als Pfarrer angestellt.38 Daneben fungierte er als Inspektor, hatte also
ein leitendes kirchliches Amt inne, das es ihm ermöglichte, die Kirchenordnung im ganzen Land bekannt zu
machen.39

1. Mandat zur Anstellung eines evangelischen Predigers in Krefeld 10. Oktober 1561 (Text S. 169)
Hermann von Neuenahr suchte auch in Krefeld, wo seit den 1540er Jahren „Mischgottesdienste“ - katho-
lische Messen mit evangelischer Predigt - gehalten wurden, die Reformation einzuführen.40 Am 10. Oktober
1561 schrieb er an die Priorin des Prämonstratenserinnenklosters Meer und Patronatsherrin in Krefeld,
dass er als Landesherr „in religions sachen einerley meynung predigen und halten laßen“, in seinem Herr-
schaftsbereich also ein einheitliches evangelisches Bekenntnis durchsetzen wolle. Da der Krefelder Pfarrer
Johann Schue, ein vehementer Gegner der Reformation, bereits in fortgeschrittenem Alter war, forderte der
Graf, an dessen Stelle einen evangelischen Pfarrer einzusetzen, der das Pfarramt gemäß der Moerser Kir-
chenordnung von 1560/61 versehen sollte.41 Am 6. November 1561 einigten sich der Graf und die Äbtissin
zwar nicht auf die Amtsenthebung des Pfarrers, aber auf die Anstellung eines evangelischen Predigers.42 Am
12. Januar 1562 bestätigte der Konvent das Abkommen, und der Graf sandte den Lutheraner Christian
Keurchen nach Krefeld.43
Hermanns Schreiben an das Kloster Meer vom 10. Oktober 1561 ist nicht im Original erhalten. Zwei
überlieferte Abschriften44 von 1734 und 1899 umfassen nur den ersten Teil des Texts, der vollständige
Wortlaut, den Hermann Keussen 1865 abdruckte und der auch die Textvorlage für unsere Edition bildet,
scheint nicht mehr erhalten zu sein.

2. Mandat zur Besetzung der Pfarrstelle in Krefeld 20. Januar 1565 (Text S. 170)
Als der Krefelder Pfarrers Johann Schue schließlich 1564 gestorben war, drängte der Graf auf die Anstel-
lung eines neugläubigen Pfarrers. Die Klosterfrauen fürchteten, dass er ihnen das Patronatsrecht - und die
damit verbundenen Zehnteinkünfte - streitig machen könnte, und stellten am 23. September 1564 kurzer-
hand den Klosterbruder Anno Bessemich als Pfarrer an. Daraufhin sandte der gräfliche Drost Wilhelm von
der Lippe am 21. Oktober 1564 eine Protestnote an die Äbtissin: Graf Hermann wolle dem Konvent zwar
nicht das Besetzungsrecht für die Pfarrkirche in Krefeld nehmen, könne aber auch nicht zulassen, dass dort

em altgläubiger Pfarrer amtiere, der sich mcht an die
38 In Friemersheim blieb van Bommel bis 1568, er starb
1570 in Duisburg, Knipscheer, F. S., Hendrik van
Bommel, Kerkhervormer in Nederland en de Rijnlanden,
o.O. 1955; Daebel, Reformation, S. 67f., 124-127;
Mast, Geschichte der Kreissynode, S. 6 Anm. 6; ders.,
Wie wurde die Grafschaft Moers evangelisch, S. 16; Ro-
senkranz, Das Evangelische Rheinland, S. 51; Rot-
scheidt, Wie wurde die Grafschaft Moers evangelisch,
S. 7f.; Becker, Moers im Zeitalter, S. 168f.; Faulen-
bach, Hermann, Graf zu Neuenahr, S. 81 f.; Forsthoff,
Rheinische Kirchengeschichte 1, S. 285-287; Rembert,
Einführung, S. 13f.
39 Daebel, Reformation, S. 120-132.
40 Ebd., S. 29, 80f„ 146-148.
41 Buschbell, Geschichte, S. 99f.; Henrichs, Geschichte,
S. 184.
42 Abdruck bei Keussen, Geschichte, Anhang, S. XXXf.;
Deisel, Krefeld, S. 38f.; Keussen, Urkundenbuch Cre-
feld 4, Nr. 5715 (Regest).

Kirchenordnung halte. Er werde daher an Stelle von
43 Keussen, Urkundenbuch Crefeld 4, Nr. 5719; Deisel,
Krefeld, S. 39f.; Henrichs, Geschichte, S. 186. Weitere
Briefe, die in dieser Sache zwischen Graf Hermann und
dem Kloster Meer gewechselt wurden, bei Keussen,
Geschichte, Anhang, S. XXXII-XXXIV. Vgl. Busch-
bell, Geschichte, S. 99-102; Henrich, Geschichte,
S. 187-192; Daebel, Reformation, S. 147; Hirschberg,
Geschichte, S. 84f.; Rembert, Einführung, S. 65f.; Ro-
senkranz, Das Evangelische Rheinland, S. 255.
44 AEKiR Düsseldorf, Best. 4 KG 008 (Ev. Kirchenge-
meinde Krefeld), Nr. 3, T. 2. Abdruck der Abschrift von
1734 bei Altgeld, Geschichte, S. 98, Ennen,
Geschichte, S. 216 und Mast, Wie wurde die Grafschaft
Moers evangelisch, S. 18. Daebel, Reformation, S. 119
erwähnt noch eine weitere Abschrift von 1734 im Archiv
der evangelischen Kirchengemeinde Vluyn, Nr. 1113, fol.
63a.

160
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften