Einleitung
ließ, nahm Graf Hermann auch Exulanten in Bedburg an der Erft auf.62 Am 3./4. Juli 1571 tagte in Bedburg
die Synode von Predigern und Ältesten niederrheinischer und niederländischer Gemeinden.63 Bei dieser
Zusammenkunft entfaltete sich erstmals die reformierte Synodalorganisation am Niederrhein und in den
Niederlanden, die sich in den kommenden Jahrzehnten verfestige, indem sich die Jülicher Synode zwischen
1571 und 1584 regelmäßig in Bedburg versammelte.64
Auch die 1574 durch „häretische Prediger“ („heretici concionatores“)65 durchgeführte Zerstörung der
Bildwerke in der Moerser Pfarrkirche St. Bonifatius und in der Kirche des Karmeliterklosters geht ver-
mutlich auf die Initiative Hermanns von Neuenahr zuriick. Trotz dieser Hinweise auf Hermanns Sympathie
für die reformierte Theologie bekannte er sich aufgrund der geopolitischen Lage der Grafschaft innerhalb
einer überwiegend katholischen Umgebung zeitlebens nicht öffentlich als Anhänger von Calvins Lehre.66
4. Die Einführung des reformierten Bekenntnisses unter Adolf (1578-1589)
Hermann von Neuenahr starb am 2. Dezember 1578. Da seine Ehe kinderlos geblieben war, fiel die Regie-
rung der Grafschaft Moers an Graf Adolf (um 1549-1589)67 aus der Linie Neuenahr-Alpen. Adolf war der
einzige Sohn Graf Gumprechts IV. von Neuenahr-Alpen und Amöna von Daun-Falkenstein. Über seine
ältere Schwester Amalia war Adolf seit 1569 mit dem Pfälzer Kurfürsten Friedrich III., über seine jüngere,
Magdalena, seit 1573 mit Graf Arnold II. von Bentheim verschwägert. Insbesondere Amalia nahm hinsicht-
lich des Netzwerks der Reformierten in den Niederlanden, der Kurpfalz, in Nassau-Dillenburg, Westfalen
und Anhalt eine Schlüsselrolle ein. Aber auch durch andere Eheverbindungen knüpften die Grafen von
Neuenahr Bande mit Adelshäusern, die in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts das reformierte Bekennt-
nis annahmen.68
Adolf von Neuenahr-Alpen, der seit dem Tod seines Vaters im Jahr 1555 unter der Vormundschaft Graf
Hermanns von Neuenahr gestanden hatte, trat 1570 die Herrschaft in den Ländern der älteren Neuenahrer
Linie an. Hierzu gehörten die Grafschaft Limburg sowie die Herrschaften Alpen, Helpenstein, Lennep und
Hackenbroich. Wenig später heiratet er Walburga von Neuenahr-Moers († 1600), die Schwester Graf Her-
manns. Durch die Eheschließung mit der 20 Jahre älteren Erbin der Grafschaft Moers wurden die Besit-
zungen der beiden Neuenahrer Linien vereinigt. 1578/79, als Adolf nach Graf Hermanns Tod auch die
Regierung in Moers übernahm, trat der Zusammenschluss in Kraft.69
62 Die Herrschaft Bedburg gehörte seit 1435 zum Lehnsbe-
sitz der Grafen von Neuenahr. Graf Hermann hatte hier
1558 die Reformation und 1560/61 wohl auch die Kir-
chenordnung eingeführt, Daebel, Reformation, S. 187;
Faulenbach, Hermann, Graf zu Neuenahr, S. 83f.;
Goeters, Herrschaft Bedburg, S. 58f.
63 Die Protokolle der Bedburger Synode sind abgedruckt bei
Goeters, Protokoll der Deutschen, S. 9-13 und ders.,
Protokoll der Niederländer, S. 15-23. Vgl. ders., Herr-
schaft Bedburg, S. 60-64; Frost, Ablauf, S. 25-48;
Mast, Geschichte der Kreissynode, S. 10f.; Daebel,
Reformation, S. 188; Faulenbach, Hermann, Graf zu
Neuenahr, S. 84-87.
64 Frost, Ablauf, S. 43.
65 So der Karmeliterpater Adam Fabricius, Daebel, Refor-
mation, S. 189 Anm. 487.
66 Ebd., S. 189-191; Faulenbach, Hermann, Graf zu
Neuenahr, S. 84.
67 Zu Adolf von Neuenahr siehe Daebel, Reformation,
S. 198-200; Barkhausen, Grafen von Neuenahr-Moers,
S. 121-125; Hirschberg, Geschichte, S. 90-100; Hen-
richs, Geschichte, S. 205-243; Altgelt, Geschichte,
S. 103-185; Haase, Adolf, S. 67f.; Goeters, Bentheim-
Tecklenburgische Kirchenordnung, S. 75-92; Becker,
Moers im Zeitalter, S. 159-222; Müller, Art. Adolf von
Neuenahr, in: ADB 23 (1886), S. 484f.
68 Daebel, Reformation, S. 175-181, 199. Zu Amalia siehe
ders., Kurfürstin Amalia; Becks, Amalia, in: Basse,
Profile, S. 62f.
69 Daebel, Reformation, S. 200; Barkhausen, Grafen
von Neuenahr-Moers, S. 121f.
163
ließ, nahm Graf Hermann auch Exulanten in Bedburg an der Erft auf.62 Am 3./4. Juli 1571 tagte in Bedburg
die Synode von Predigern und Ältesten niederrheinischer und niederländischer Gemeinden.63 Bei dieser
Zusammenkunft entfaltete sich erstmals die reformierte Synodalorganisation am Niederrhein und in den
Niederlanden, die sich in den kommenden Jahrzehnten verfestige, indem sich die Jülicher Synode zwischen
1571 und 1584 regelmäßig in Bedburg versammelte.64
Auch die 1574 durch „häretische Prediger“ („heretici concionatores“)65 durchgeführte Zerstörung der
Bildwerke in der Moerser Pfarrkirche St. Bonifatius und in der Kirche des Karmeliterklosters geht ver-
mutlich auf die Initiative Hermanns von Neuenahr zuriick. Trotz dieser Hinweise auf Hermanns Sympathie
für die reformierte Theologie bekannte er sich aufgrund der geopolitischen Lage der Grafschaft innerhalb
einer überwiegend katholischen Umgebung zeitlebens nicht öffentlich als Anhänger von Calvins Lehre.66
4. Die Einführung des reformierten Bekenntnisses unter Adolf (1578-1589)
Hermann von Neuenahr starb am 2. Dezember 1578. Da seine Ehe kinderlos geblieben war, fiel die Regie-
rung der Grafschaft Moers an Graf Adolf (um 1549-1589)67 aus der Linie Neuenahr-Alpen. Adolf war der
einzige Sohn Graf Gumprechts IV. von Neuenahr-Alpen und Amöna von Daun-Falkenstein. Über seine
ältere Schwester Amalia war Adolf seit 1569 mit dem Pfälzer Kurfürsten Friedrich III., über seine jüngere,
Magdalena, seit 1573 mit Graf Arnold II. von Bentheim verschwägert. Insbesondere Amalia nahm hinsicht-
lich des Netzwerks der Reformierten in den Niederlanden, der Kurpfalz, in Nassau-Dillenburg, Westfalen
und Anhalt eine Schlüsselrolle ein. Aber auch durch andere Eheverbindungen knüpften die Grafen von
Neuenahr Bande mit Adelshäusern, die in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts das reformierte Bekennt-
nis annahmen.68
Adolf von Neuenahr-Alpen, der seit dem Tod seines Vaters im Jahr 1555 unter der Vormundschaft Graf
Hermanns von Neuenahr gestanden hatte, trat 1570 die Herrschaft in den Ländern der älteren Neuenahrer
Linie an. Hierzu gehörten die Grafschaft Limburg sowie die Herrschaften Alpen, Helpenstein, Lennep und
Hackenbroich. Wenig später heiratet er Walburga von Neuenahr-Moers († 1600), die Schwester Graf Her-
manns. Durch die Eheschließung mit der 20 Jahre älteren Erbin der Grafschaft Moers wurden die Besit-
zungen der beiden Neuenahrer Linien vereinigt. 1578/79, als Adolf nach Graf Hermanns Tod auch die
Regierung in Moers übernahm, trat der Zusammenschluss in Kraft.69
62 Die Herrschaft Bedburg gehörte seit 1435 zum Lehnsbe-
sitz der Grafen von Neuenahr. Graf Hermann hatte hier
1558 die Reformation und 1560/61 wohl auch die Kir-
chenordnung eingeführt, Daebel, Reformation, S. 187;
Faulenbach, Hermann, Graf zu Neuenahr, S. 83f.;
Goeters, Herrschaft Bedburg, S. 58f.
63 Die Protokolle der Bedburger Synode sind abgedruckt bei
Goeters, Protokoll der Deutschen, S. 9-13 und ders.,
Protokoll der Niederländer, S. 15-23. Vgl. ders., Herr-
schaft Bedburg, S. 60-64; Frost, Ablauf, S. 25-48;
Mast, Geschichte der Kreissynode, S. 10f.; Daebel,
Reformation, S. 188; Faulenbach, Hermann, Graf zu
Neuenahr, S. 84-87.
64 Frost, Ablauf, S. 43.
65 So der Karmeliterpater Adam Fabricius, Daebel, Refor-
mation, S. 189 Anm. 487.
66 Ebd., S. 189-191; Faulenbach, Hermann, Graf zu
Neuenahr, S. 84.
67 Zu Adolf von Neuenahr siehe Daebel, Reformation,
S. 198-200; Barkhausen, Grafen von Neuenahr-Moers,
S. 121-125; Hirschberg, Geschichte, S. 90-100; Hen-
richs, Geschichte, S. 205-243; Altgelt, Geschichte,
S. 103-185; Haase, Adolf, S. 67f.; Goeters, Bentheim-
Tecklenburgische Kirchenordnung, S. 75-92; Becker,
Moers im Zeitalter, S. 159-222; Müller, Art. Adolf von
Neuenahr, in: ADB 23 (1886), S. 484f.
68 Daebel, Reformation, S. 175-181, 199. Zu Amalia siehe
ders., Kurfürstin Amalia; Becks, Amalia, in: Basse,
Profile, S. 62f.
69 Daebel, Reformation, S. 200; Barkhausen, Grafen
von Neuenahr-Moers, S. 121f.
163