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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (22. Band = Nordrhein-Westfalen, 2): Das Erzstift Köln - die Grafschaften Wittgenstein, Moers, Bentheim-Tecklenburg und Rietberg - die Städte Münster, Soest und Neuenrade - die Grafschaft Lippe (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.33493#0194
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Moers

22. Der kinder jagt und umblauffen mit ihrem kö-
nig20 ist auch verbotten bey nechst obgenannter
pöen, so die eltern vor die kinder, wan siel diß zuge-
laßen, bezahlen sollen.
23. Derm cunay jagt21, so im vastelabend pflegt ge-
halten zu werden, item die junge braut und bräuti-
gamb auß ihren hause zu holen, ist auch bey ver-
meydung derselben pöen verbotten.
24. Daß lehenschencken22 ist bey gleicher pöen ver-
botten.
25. nDaß vollsauffen uff die festtage, alß ostern,
pfingsten, christtag, wird verbottenn, und sonderlich,
da nachtmahl gehalten wird, |18r| sollen gar keine
gesellschafften nach den alten, bösen brauch gehal-
ten werden, bey nechstgenannter straff, so wohl die
wirthe alß gäste.
26. Wan die todten begrabeno, ist daß bierschen-
ckenp gantz verbotten bey einerq pöen von 1r ggl.
27. Das bawhuner essen sund bawkeeß23 eßens der-
gleichen.

l PO 1581: sie ihnen.
m PO 1581: Die.
n-n PO 1581: Auf die festage, als paschen, pfingsten, chris-
tagh.
o PO 1581: begraben werden.
p PO 1581: bierschencken und alle gasterey.
q Fehlt PO 1581.
r PO 1581: vier.
s-s Fehlt PO 1581.
t-t PO 1581: doch das.
u PO 1581: und auf.
v PO 1581: dargeben.
w PO 1581: zwo.
x PO 1581: oder.
y PO 1581: doch daß.
z PO 1581: man auch.
a PO 1581: personen.

20 Neben dem regulären Karnevalskönigreich (siehe folgen-
de Anm.) gab es in der Grafschaft Moers offenbar auch
eines für die Kinder.
21 Errichtung eines Karnevalskönigreichs, für das ein Kö-

28. Die schüttereyen24 werden zugelaßen, tso fernt
man zuchtig lebe undu jede persohn nicht mehr ge-
benv soll dan ein maaß wein oder, da kein wein ist,
vierw quarten25 biers, und wer darüber braßen
undx vollsauffen wiirde, der soll gestraffet werden
uff zween ggl.
29. Es soll gar kein königs eßen26 gestattet werden
bey pöen 10 ggl.
30. Ein jedes kirspel soll seine armen halten und
darzu gebrauchen, waß der kirchen ahn renthen
iiberscheußt und guthertzige leuthe geben, dochy
die, so daher steuwr bekommen, fromb und gottes-
fürchtig seyn.
31. Darzu soll manz die gilden- und gasthaußrenthen
in jedem kirspell gebrauchen und die keinesweges
versauffen oder verbraßen, auch keine geläger hal-
ten bey pöen, den kirch- und gildmeistern uffzule-
gen, nach gestallt der sachena 10 ggl.
32. Daß müssig gehen und umblauffen der gotlosen
bettler soll nicht gestattet, sondern uff herterß ge-

nig gewählt wurde, Moser, Narren, S. 174; Hensler,
Erwin, Das Königreich zu Mainz, in: Studien zu Kunst
und Geschichte. Friedrich Schneider zum siebzigsten Ge-
burtstage gewidmet von seinen Freunden und Verehrern,
Freiburg 1906, S. 393-410.
22 Beim Lehenausrufen („Mädchenversteigerung“) wurden
die Dorfmädchen „versteigert“ und dadurch für ein Jahr
an den Ersteigerer als Tänzer und Beschützer gebunden,
DRW VIII, Sp. 898. Vgl. Dierker, Friedrich, Das
rheinische Mailehen nach seinem Wesen, seiner Verbrei-
tung und seiner Stellung in der Gemeinschaft, Wuppertal
1939; HWDA 5, Sp. 1537f.; Wrede, Volkskunde,
S. 248f. Vgl. die Solmser Kirchenzuchtordnung von 1582,
Sehling, EKO IX, S. 324 sowie die Generalartikel für
die Hintere Grafschaft Sponheim von 1608, Sehling,
EKO XVIII, S. 682f. und anm. ι.
23 Möglicherweise Richtfestbräuche, vgl. HWDA 3,
Sp.1558-1567.
24 Schützenfeste.
25 Hohlmaß.
26 Schützenkönigsessen.

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