Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (22. Band = Nordrhein-Westfalen, 2): Das Erzstift Köln - die Grafschaften Wittgenstein, Moers, Bentheim-Tecklenburg und Rietberg - die Städte Münster, Soest und Neuenrade - die Grafschaft Lippe (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2017

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.33493#0206
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Moers

Dein volckh Israel hatt dich mennigmahl erzur-
net mit sunden, unnd du hast es pilligh gestrafft,
aber so offt sie sich wider zu dir bekheret, hastu du
sie allezeit mit gnaden angenommen, unnd wie
schwere auch ihre sünden gewest, so hast du doch
deinen zorn unnd vermaledeiungh, so innen bereit
wahr, abgewandt vonn wegen deß bundts, den du
gemacht hast mit deinen dienern Abraham, Isaac
unnd Jacob58 allso, daß das gebett deines volckhs
nie ist von dir verstossen wordenn.
Nun haben wir durch deine gnadt ebenn densel-
bigen bundt, aber viel herrlicher unnd crefftiger,
zwischen dir und uns gemacht und aufgericht in der
hanndt Jesu Christi, unnsers erlösers, welchen
bundt du unns mit deinem bludt verschrieben hast
unnd mit seinem heiligen leiden unnd sterben be-
stettigt. Derhalben, o herr, verleuchnen wir unns
selbst und alle menschen hoffnungh unnd haben all
unnsere zuflucht in diesem sehligenn gnadenbundt,
durch welchen unnser herr Jesus Christus, indem er
dir seinen leib einmahl am creutz zum volkhomme-
nen opffer vor unns dargegebenn, uns mit dir ver-
sönet hatt in ewicheit59. Derhalbenn, o herr, sehe
ahn | 10v| das anngesicht deines gesalbten60 unnd nit
unser sunden, auf das dein zorn durch seine vorbitt
gestillet werde unnd das dein anngesicht uber unns
leuchte61 zur freude unnd seligkheit. Wollest unns
auch hernachmahls in dein heiliges gleidt unnd
schutz nehmmen unnd uns regieren mit deinem heil-
gen geist, der unns ernewere zu einem besseren le-
benn, in welchem wir deinen nahmen loben unnd
preisen mögen.
Wiewoll wir aber nit wurdigh seindt, den mundt
aufzuthun, fur uns selbst zubittenn, jedoch, dieweil
du unns bevohlen hast, zubitten fur die gantze
christliche kirche unnd obrigkheit, ja auch fur alle
menschen62, so bittenn wir dich vor alle kirchenn
und kirchendiener, das du wollest deinen segen ge-
ben zu der predigh deines heiligenn evangelions
n In der Handschrift: das.
58 Gen 15,18; 17,7.21; 28,13-14.
59 Hebr 9,27-28; 10,14.
60 Ps 84,10.
61 Num 6,25; Ps 67,2.
62 1Tim 2,1.

unnd getrewe diener in deine ernde senden63. Dar-
gegenn wollest außrotten alle falsche lehrer, reissen-
de wolff64 unnd miedtlinge65, die ihre eigene ehr
unnd nutz suchen und nicht die ehr deines heiligen
nahmens allein und der armen sehlen heil und seh-
ligkheit.
Wir bittenn dich auch fur alle oberkheit der
welt, vor den römischen kayser unnd königh unnd
alle andere königh, fursten unnd herrn, insonderheit
aber fur unnsern gnedigen landtherrn, auch einen
erbaren rath dieser statt, einer erbarn gemein dieses
orts, gib inen deine gnadt, daß sie ihre ganze regie-
rungh dahin richten, das der königh aller königen,
Jesus Christus66, uber sie unnd ihre unnderthanen
regiere unnd daß das reich deß teuffels, welches ist
daß reich aller schandenn und laster, je lenger, je
mehr durch sie alls deine diener zerstoret werde
unnd wir under innen ein ruhigh unnd stilles leben
in aller gotsehligkheit unnd erbarkheit fuhren mö-
gen67.
Ferner bitten wir dich fur alle unnsere mitbrü-
der, die under | 11r| der tirannei des pabst unnd tur-
cken verfolgungh leiden, wellest sie mit deinem hei-
ligen geist tröstenn und sie gnediglich errettenn.
Gestatte nicht, o herr, das deine christenheit gar
verwust werde, laß nit zu, das die gedechtnus deines
nahmens auff erdenn vertillgett werde unnd daß der
antichrist unnd turckh sambt andern unglaubigen
sich rhumen zu deiner schmach unnd lesterungh. So
aber dein göttlicher will ist, daß deine glaubigenn
mit irem todt deiner warheit zeugnuß geben unnd
deinen nahmen preisen, so wollest innen standthaff-
tigkheit verleihen bis zum letzten tropffen ihres
bluts.
Wir bitten dich auch fur alle, denen du trubsal,
armut, gefengnus, kranckheit, kindtsnötte68 unnd
andere anfechtungh zusendest, troste sie alle, nach-
dem du weist, wasn ire noth erfordert, gib, daß innen
diese deine zeuchnus zur erkhantnus ihrer sunden
63 Mt 9,38; Lk 10,2.
64 Mt 7,15; Apg 20,29.
65 Joh 10,12-13.
66 1Tim 6,15; Apk 17,14; 19,16.
67 1Tim 2,2.
68 Schwangerschaft.

188
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften